Die Trimbacherbrücke, die Olten und Trimbach verbindet, wird 2028 erneuert. Im Rahmen eines Projektwettbewerbs setzte sich das Projekt «sepia» durch. Anstatt die über 110 Jahre alte Brücke abzureissen, sieht das Projekt deren Erhalt vor – eine nachhaltige, ressourcenschonende sowie kostenund zeitsparende Lösung.
Die Trimbacherbrücke, erbaut 1912/13, ist eine bedeutende Bogenbrücke aus Stahlbeton. Mit ihrer Spannweite von 82 Metern war sie damals eine der längsten Stahlbeton-Bogenbrücken Europas. Das Bauwerk ist trotz des 2004 rückgebauten ursprünglichen Fahrbahnträgers von hohem baukulturellem Wert und hat einmaligen Charakter. Sie ist auch im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) eingetragen.
Die Trimbacherbrücke befindet sich seit einigen Jahren in einem schlechten Zustand. Sie hat ihre Lebensdauer erreicht. Ausserdem entspricht der heutige Brückenquerschnitt mit je einer Fahrspur und einem Gehweg pro Fahrtrichtung nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer der heutigen Trimbacherbrücke wird damit immer unwirtschaftlicher. Deshalb wurde Ende 2023 eine Ingenieurausschreibung für einen Brückenneubau durchgeführt. Doch auch eine Weiterverwendung des Bogens wurde nicht gänzlich ausgeschlossen. Mit einem Ersatzneubau oder einem Erhaltungsprojekt sollte das Ziel eines normkonformen und unterhaltsarmen Bauwerks für die nächsten hundert Jahre erreicht werden. Die neue Brücke soll breiter werden und das vorgegebene Verkehrskonzept übernehmen können.
Mehrteiliges Verfahren mit Fachjury
Mit dem anonymen Projektwettbewerb verfolgte das Amt für Verkehr und Tiefbau (AVT) das Ziel, einen Projektvorschlag für den Ersatzneubau der Trimbacherbrücke einschliesslich Rückbau der bestehenden Brücke zu erlangen. Zur Beurteilung der Teilnahmeanträge und der anonym eingereichten Wettbewerbsbeiträge setzte das AVT eine Fachjury ein. In einem mehrteiligen Verfahren wurden sechs Planungsteams aus den Fachbereichen Bauingenieurwesen, Architektur und Landschaftsarchitektur selektioniert. Basierend auf definierte Beurteilungskriterien wie Qualität des Bauwerks, wasserbauliche Aspekte, Gestaltung, Wirtschaftlichkeit, Realisierbarkeit, Verkehrsführung, die statisch-konstruktive Konzeption und Innovation machte der Beitrag «sepia» des Büros Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH das Rennen.
Das Siegerprojekt «sepia»
Im Beitrag «sepia» werden der bestehende Bogen und die Widerlager nicht abgebrochen, sondern verstärkt, instandgesetzt und weiterverwendet. Dies überzeugte die Jury besonders durch die Nachhaltigkeit der Wiederverwendung und den sorgfältigen Umgang mit der bestehenden Substanz. Die verbreiterte Brücke hat eine luftige Form und bietet interessante Blickwinkel, die sich beim Näherkommen verändern. Im Modell ist deutlich zu erkennen, wie sich die Perspektive der Stützen in der Bewegung des Betrachters verändert, was einen filmischen Aspekt mit faszinierendem Effekt erzeugt.
Der Erhalt des baukulturellen Werts der bestehenden Brücke wurde in hohem Masse gewürdigt, und «sepia» wurde daher einstimmig als das bestplatzierte Projekt eingestuft: Die vorgeschlagene Lösung ist ökologisch, technisch und wirtschaftlich nachhaltig und hat die Jury überzeugt.
Kürzeste Bauzeit, niedrigste Kosten
Nicht zuletzt weist das Siegerprojekt die niedrigsten Baukosten und die kürzeste Bauzeit von allen Beiträgen auf. Gemäss der Grobkostenschätzung liegt der Kostenrahmen zwischen vier und sieben Millionen Franken. Die geschätzte Bauzeit beträgt nur ein Jahr, wobei die Sperre der Brücke weniger als ein halbes Jahr dauern soll. Ab 2025 müssen Vor- und Bauprojekt erarbeitet und die Kosten detailliert ermittelt werden. Danach muss die Baubewilligung erteilt und die Baumeistersubmission durchgeführt werden. Frühestmöglicher Baubeginn ist im Jahr 2028. Für den Fuss- und Veloverkehr soll während der Bauzeit eine provisorische Querungsmöglichkeit über die Aare zur Verfügung stehen. Während der Sperrung soll der motorisierte Verkehr über die angrenzende Bahnhofs- und die Rankwoogbrücke umgeleitet werden.
Auf der Website des AVT sind Pläne und Visualisierungen des Siegerprojekts und der Bericht des Preisgerichts aufgeschaltet: avt.so.ch