Vor zwei Jahren ging Klavierlehrerin Christine Sackmann nach über dreissig Jahren des Wirkens bei der Musikschule Gäu in die Frühpension und schenkte ihrem Arbeitgeber zum Abschied ein Klavier. Nun wird sie das schöne Instrument im Rahmen eines Tastenkonzertes zugunsten des Fördervereins der Schule am 25. Oktober in der Kirche Oberbuchsiten ein letztes Mal selbst spielen.
«Jedes Jahr mussten wir beim Höhepunkt des Jahres, dem Weihnachtskonzert in der Kirche in Oberbuchsiten, vor allem bei vier- und sechshändigen Stücken überlegen, wie wir das jetzt mit dem vorhandenen Klavier machen sollen», erinnert sich die Fachfrau für Tasteninstrumente. Denn das ehemalige Klavier der Musikschule verfügte über drei Tasten weniger als ein übliches Instrument. «Ausserdem waren die Tasten abgerundet», ergänzt Christine Sackmann, die sich schon immer an diesen Mängeln störte. Warum das so sei, wisse sie nicht: «Ich habe das sonst noch nie gesehen in meiner langen Karriere.» So mussten bei den mehrhändigen Stücken die Arrangements jedes Mal umgeschrieben werden, um die fehlenden Tasten zu «umschiffen», erinnert sie sich. Und lächelt.
Maritz: «Unsere Freude ist riesig»
Als sie von einer Bekannten ein schönes Klavier angeboten bekam, überlegte sie nicht lange und erwarb es, um es der Musikschule Gäu zu stiften. Thomas Maritz, der die Schule seit 2021 leitet, hat noch heute seine helle Freude an diesem grosszügigen Geschenk. «Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir dieses Geschenk, das Christine Sackmann quasi mit ihrem Bonus für ihre 30-jährige Mitarbeit bei der Musikschule finanziert hat, erhalten haben», sagt er. Sie sei eine sehr beliebte und liebenswürdige Lehrerin gewesen, erinnert sich Maritz. «Sie hatte eine liebevolle Art im Umgang mit den Schülern und Schülerinnen und war immer offen für neue Ideen.» Er freue sich sehr, dass Christine Sackmann am 25. Oktober im Rahmen der 50-Jahre-Feierlichkeiten der Schule dieses Konzert zum Abschied spiele.
Sie spielt gleich auf drei Instrumenten
Bei diesem Konzert wird die virtuose Pianistin aber nicht nur auf dem neuen Klavier spielen, sondern auch auf der Orgel und ihrem eigenen Cembalo Stücke darbieten. «So kann ich Musik aus vier Jahrhunderten spielen mit Kompositionen von Bach bis zu einem jazzigen Stück, dem ‹Hungarian Rock› von György Ligeti », erklärt die 63-Jährige. Die kurzweiligen Stücke werde sie dem Publikum jeweils mit einer kurzen Einführung näherbringen. Bei ihrem eigenen Cembalo, welches extra für das Konzert von ihrem Wohnort in Basel nach Oberbuchsiten transportiert wird, handelt es sich um einen Nachbau eines historischen Instrumentes. «Mich interessierte schon immer, wie die Komponisten ihre eigene Musik damals gehört haben», erläutert sie ihre Vorliebe für Urtasteninstrumente wie Cembalo, Hammerflügel und Clavichord. Das gehe mit einem zeitgenössischen Klavier nicht, das höre sich nicht so an, wie beispielsweise Bach seine eigenen Stücke damals gehört habe. Mit diesen Instrumenten und der Orgel in der Kirche Oberbuchsiten beleuchtete die leidenschaftliche Lehrerin diesen interessanten Aspekt auch im Unterricht. Das sei bei den meisten Schülerinnen und Schülern gut angekommen. So kann man auch an diesem interessanten Konzertabend in Oberbuchsiten die verschiedenen Klänge der drei Instrumente Orgel, Klavier und Cembalo vergleichen.
Sich intensiv dem Spielen ihrer Instrumente widmen
«Nach über 40 Jahren Lehrtätigkeit möchte ich mich wieder intensiv dem Spielen meiner Instrumente widmen», erklärt die Pianistin den Entscheid für die Frühpension. In der Kirche in Roggwil spielt die Tastenfrau regelmässig auf der dortigen Barock-Orgel: «Es ist ein tolles Instrument und ich spiele dort regelmässig an Gottesdiensten und an zwei jährlichen Konzerten». Man müsse auf einer Orgel eigentlich immer vor Ort üben, da jede eine Einzelanfertigung sei und ihre Eigenarten habe. So sei die Orgel in Oberbuchsiten zum Beispiel ein Instrument mit elektrischer Traktur und elektropneumatischer Registratur mit einer gewissen Verzögerung zwischen Spiel und Klang, diejenige in Roggwil sei rein mechanisch und theoretisch ohne Strom spielbar, erläutert die Fachfrau die Unterschiede.
Christine Sackmann, die an den Musikhochschulen Bern und Biel Klavier und Cembalo studiert hatte, freut sich sehr auf ihr Abschiedskonzert: «So kann ich den Menschen noch einmal die Musik näherbringen, die ich liebe.»
Tasten-Event am Freitag, 25. Oktober, um 19 Uhr in der katholischen Kirche Oberbuchsiten. Christine Sackmann spielt Orgel, Cembalo und Klavier. Eintritt frei, Kollekte zu Gunsten des Fördervereins der Musikschule Gäu.