Seit fast zwanzig Jahren wirkt Claudia Schären in Olten als Atem- und Schmerztherapeutin. Letzteres übt sie nach Liebscher & Bracht aus, in der Atemtherapie möchte sie ihren Klientinnen und Klienten Dinge mit auf den Weg geben, die sie im Alltag jederzeit umsetzen können. «Schliesslich haben wir unseren eigenen Atem immer mit dabei.» Der Name «schären aktivtherapie» ist Programm: Wer bei ihr auf der Matte steht, muss schon selber ein bisschen was tun, um schmerzfrei zu werden.
Die Geschichte ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Michel Ulrich war einst schmerzgeplagter Klient von Claudia Schären, kam zu ihr in die Therapie und die beiden schafften es effektiv, dass er schmerzfrei wurde. Sie erzählt schmunzelnd weiter: «Er war so begeistert von meiner Therapieform, dass er als Quereinsteiger die Ausbildung zum Schmerztherapeuten machte.» Nun ist Ulrich eineinhalb Tage die Woche Teil von «schären aktivtherapie» in Olten. Die Atem- und Schmerztherapeutin ist seit 2017 an der Hammerallee tätig, vorher hatte sie ihre Praxis mit «atemmitte» während fast eines Jahrzehnts in der Oltner Altstadt.
Für eine wie sie, die schon als Kind von der Bewegung und vom menschlichen Körper fasziniert war und die mit zwölf wusste, dass sie Körpertherapeutin werden wollte, hat Claudia Schären erstaunlich lange auf einem Bürostuhl gesessen. Eine schwere Erkrankung in jungen Jahren stellte ihre beruflichen Weichen vorerst anders, sie arbeitete während mehr als 25 Jahren als Personalverantwortliche in diversen Firmen und Non-Profit-Organisationen. «Aber losgelassen hat das Thema mich nie», sagt sie. Mit vierzig, nachdem sie sich auf die Suche gemacht hatte, was sie eigentlich interessiert, entschied sie sich zu einer dreijährigen berufsbegleitenden Ausbildung als Atemtherapeutin mit Abschluss als eidg. dipl. Komplementärtherapeutin. Nach diversen Aus- und Weiterbildungen und der willkommenen Erfahrung, selber schmerzfrei zu sein, machte sie sich als Atem- und Schmerztherapeutin selbstständig.
Zehn Minuten am Tag müssen schon sein
Es sei absolut menschlich, sagt Claudia Schären, dass man sie erst aufsuche, wenn es hier und dort zwicke und der Schmerz nicht nachlasse. Oft seien ihre Klienten – von Patienten spricht sie nicht, weil dies impliziere, dass es sich um kranke Leute handle – schon überall gewesen. «Als letzte Hoffnung nach einer Spritzentour- oder tortour klopfen sie dann noch bei mir an», sagt sie. Und schmunzelt. Denn ein Zauberknöpfchen hat auch sie nicht, im Gegenteil: «Meine Klienten müssen bereit sein, zu arbeiten – mit sich zu arbeiten. Der eine Teil ist die Behandlung bei mir in der Sitzung. Der andere Teil sind die Hausaufgaben, die sie von mir kriegen.» Sie macht unmissverständlich klar: Wer nicht bereit ist, sich täglich zehn Minuten Zeit zu nehmen, ist bei «schären aktivtherapie» am falschen Ort.
Claudia Schären arbeitet mit der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht. Eine Methode, die sie deshalb fasziniert, weil sie den Menschen ermöglicht, durch eigenes Zutun ein schmerzfreies oder doch zumindest schmerzreduziertes Leben bis ins hohe Alter zu erhalten oder eben wieder herzustellen. «Dass die Bewegung dabei eine wichtige Rolle spielt, macht die Sache für mich noch spannender», sagt die 59-jährige Rickenbacherin, die in ihrer Freizeit Ausdauersportarten wie Biken oder Joggen betreibt und seit Jahrzehnten Yoga praktiziert. Als Nebeneffekt dieser Therapie nennt sie eine Vielzahl positiver Veränderungen beispielsweise bei Tinnitus, Zähneknirschen, Korrektur von Haltungsfehlern oder auch bei Niedergeschlagenheit.
Der Atem ist immer mit im Gepäck
Die Atemtherapie macht mengenmässig noch den kleineren, aus ihrer Sicht aber nicht minder wichtigen Teil ihres Schaffens aus. Diesbezüglich kommen die meisten Menschen nicht wegen klassischen Atembeschwerden wie Asthma zu ihr, sondern weil sie gestresst sind oder Angstzustände haben und deshalb nicht richtig atmen. Oft wisse man gar nicht, was einem der eigene Atem alles geben könne, sagt Claudia Schären. «Dabei ist unser Atem immer mit dabei. Es gibt ganz wunderbare Übungen, die man machen kann.» Bei der Atemtherapie wird dem Atem besondere Beachtung geschenkt und ins Bewusstsein gerufen, denn atmen kann jede Person fast zu jeder Zeit, weil die Atmung vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird.
Am Anfang einer Therapie steht immer das persönliche Gespräch. Daraus leitet sie dann die Therapie ab. Im aktiven Teil der Sitzung versucht sie, ihre Klienten mit Übungen auf die Spur des eigenen natürlichen Atems zu bringen. «Ich möchte ihnen Dinge mitgeben, die sie im Alltag jederzeit umsetzen können.» Teil der Therapie ist aber ebenso ihre Arbeit auf der Liege, wo sie mit dem – bekleideten – Körper der Klientinnen und Klienten arbeitet und auf diese Weise mit dem vegetativen Nervensystem agiert. So könne sie eine Wohlspannung herstellen, erklärt sie. Ganz wichtig bei der Atemtherapie ist Claudia Schären auch, am Anfang Erwartungen und Ziele abzustecken. «Ich möchte spüren, wie viel Therapie er oder sie benötigt.» Zu Beginn finden die Sessions wöchentlich oder zweiwöchentlich statt, später vielleicht alle drei, vier Monate.
«Es ist immer wieder schön zu erleben, wie die Leute zu sich selber finden. Wenn die Klienten mir sagen, vorher hätten sie einfach ‹gschnuufet›, und jetzt sei der Atem bei ihnen omnipräsent», erzählt sie strahlend.
Workshops für Firmen und Faszientraining
Zwar sind Atem- und Schmerztherapie voneinander unabhängig, sie lassen sich laut der Fachfrau bei Bedarf aber sehr gut kombinieren. Sowieso: Claudia Schären bietet mit «schären aktivtherapie» auch viele andere Dienstleistungen an. Beispielsweise Kurzworkshops für Firmen, die im betrieblichen Gesundheitsmanagement für ihre Mitarbeitenden präventiv etwas tun möchten und die sie auf Wunsch individuell gestaltet. Was die Prävention betrifft, so hat sie auch Faszientraining in ihrem Angebot. Damit können verspannungsbedingte Schmerzen gelindert und die Beweglichkeit des ganzen Körpers erhöht werden. Die Erkenntnis sei nicht neu, sagt sie: «Wir sitzen alle zu viel!»
Was sie auch feststellt: Alle möchten heutzutage mit weniger Zeitaufwand mehr erreichen. «Erschreckend» sei die Entwicklung, dass zunehmend jüngere Menschen mit psychosomatischen Problemen bei ihr auf der Matte stehen. Umso schöner deshalb, dass sie viele ältere Menschen therapiert, die bereit sind, an ihrem Körper zu arbeiten. «Meine älteste Kundin ist 86 und macht täglich ihre Übungen », erzählt Claudia Schären. Diese Frau müsse sie jeweils eher bremsen und beruhigen, wenn sie erzähle, es habe sie beim Yoga wieder irgendwo gezwickt. Nichts, was sie lieber täte.