Seit Juni letzten Jahres ist Benjamin Pipa Citymanager von Olten. Sein Beziehungsnetz will er unvermindert vergrössern, mit dem Tag der Oltner Modemeile am letzten Samstag im April kann er schon das neuste Event in der Innenstadt ankündigen. Der Mann, der von sich sagt, in seiner Funktion kriege er auch immer wieder mal «eins auf den Deckel», denkt gross, wie seine Vision zeigt: «Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen, eine Erlebnismeile vom Hammer bis ins Bifangquartier zu kreieren.»
Ein Spaziergang mit Benjamin Pipa durch Olten ist ein Erlebnis. Kaum eine Ecke oder ein Platz in der Innenstadt, zu der er, der gebürtige Ostschweizer, nicht bereits einen Bezug hat oder eine Begebenheit zu erzählen weiss. Er spricht über die geplanten Vorhaben rund um den Bahnhof und angekommen in der Tannwaldstrasse davon, wie man die Vorzüge Oltens all den jungen Menschen, die täglich die Bildungsstadt besuchen, näherbringen könnte. Beim Abgang zur Winkelunterführung blickt er in Richtung alte Aarauerstrasse: «Ich finde die Vorstellung wunderbar, dort mal einen Märet durchführen zu können», sagt er. Pipa ist voller Ideen, was man in Olten noch alles auf die Beine stellen könnte, um die Stadt attraktiver zu machen.

Seit acht Monaten fungiert er als Citymanager Oltens. Ist er zufrieden mit dem bisher Erreichten? «Ja, doch. Eigentlich schon», sagt er. Einiges sei schon passiert in dieser Zeit, andere Vorhaben seien noch in petto. «Eine Schlüsselmassnahme war sicherlich die Passantenbefragung in der Innenstadt», betont er. Aktuell wird diese ausgewertet, noch im ersten Quartal sollen die detaillierten Resultate vorliegen und kommuniziert werden. Auf der neu erstellten Website olten.city werden die geplanten Massnahmen fein säuberlich aufgelistet, Ideenpool inklusive. «Es ist unser Ansatz, partizipativ unterwegs zu sein», erklärt er. Deshalb kann man dort auch Projektideen, Ansiedlungsgesuche oder aber drohenden Leerstand digital einspeisen.
Tag der Oltner Modemeile
Ende April Als aktuellste Idee verkündet der 44-Jährige den «Tag der Oltner Modemeile». Am 26. April, ein Samstag, soll sich die Innenstadt in eine lebendige Modemeile verwandeln. Mit dieser Aktion möchte der Citymanager die Oltnerinnen und Oltner dazu motivieren, auch einmal einen Laden zu betreten, den sie bisher noch nicht besucht haben. Pipa: «Die Stadt hat für ihre Grösse bezüglich Mode ein erstaunlich reichhaltiges Angebot und die einzelnen Läden pflegen ihre Stammkundschaft engagiert und gut. Schwierig ist es jedoch, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen.» Ziel der Aktion ist es, neue Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken und die Vielfalt des lokalen Handels zu erleben. Nicht weniger als 17 Geschäfte nehmen laut dem Citymanager an besagter Aktion teil. Mit der Aktion sollen ganz ohne Kaufzwang Schwellenängste abgebaut werden. Will heissen: Vielleicht getraut sich ja der Kunde des Second-Hand-Geschäfts auch mal, bei Bernheim reinzuschauen. Und umgekehrt. Ganz speziell freut ihn, dass mit Isabelle Gloor und deren Vorstadtatelier sowie dem jungen Modedesigner Leandro Scioli und dessen Geschäft «Gogghi» an der Leberngasse gleich zwei Start-ups mit dabei sind.
2026 ist ein Foodtrail programmiert
Zur Belebung der Innenstadt sind bereits einige weitere Vorhaben in der Pipeline des Citymanagers. Mitte Mai soll im Bifangquartier erstmals ein Setzlingsmarkt stattfinden. Nach der erfolgreichen Premiere letzten Herbst fix eingeplant ist die zweite Ausgabe des Kürbismarktes im Oberen Graben, die am 13. September über die Bühne gehen wird. Als neues Highlight im kommenden Jahr bringt Pipa einen Foodtrail aufs Tapet. Ein Event, welches den Besucherinnen und Besuchern die städtische Gastronomie schmackhaft machen soll. Er habe das in Liestal schon mal durchgespielt, erzählt er. «Man löst Rätsel und geht auf diese Weise von einem Gastronomen zum nächsten. Ein echt cooles Erlebnis, das gut zu unserer Stadt passt!» Als Citymanager, sagt er, habe er auch eine Verantwortung fürs Stadtmarketing. Die Zielvorgabe ist klar: Aktivitäten mit direkter Wirkung auf die Stadt initiieren. Fast logisch also, hat Pipa auch bereits ein neuartiges Foxtrail-Erlebnis in seiner Agenda stehen, dessen Finanzierung eventuell via Crowdfunding machbar sei. «So schaffen wir es, unser Olten auch Menschen zu präsentieren, die die Stadt bisher nicht kannten.» Und zwar das urbane Olten ebenso wie die Altstadt, wie er präzisiert.
Und all dies packt er in ein 40-Prozent- Pensum rein? Er lächelt verschmitzt. Gefühlt gebe es Wochen, wo das Pensum sicher höher sei, sagt er. Aber er arbeite ja mit vielen anderen motivierten Personen zusammen, von Region Olten Tourismus, von Gewerbe Olten oder mit dem Wirtschaftsförderer. «Da ist man gerne bereit für die Extrameile.» Apropos: Nimmt er nun nicht Themen in Angriff, die eigentlich im Pflichtenheft der Wirtschaftsförderung stehen sollten? Er verneint: Rolf Schmid sei als Wirtschaftsförderer für die ganze Region zuständig, er selbst könne sich auf die Innenstadt oder doch zumindest Olten konzentrieren. «Durch das neu geschaffene Mandat des Citymanagers können wir nun beide zielgerichteter arbeiten. Ich vermittle ihm Anfragen für Büroflächen, er kontaktiert mich bei Ansiedlungsgesuchen.»
Auch Rückschläge sind zu verdauen
Trotz seines grossen Engagements und der Vielfalt an Ideen: Nicht immer gibts nur gute News für Pipa. Oder wie er es nennt: Er kriegt auch mal eins auf den Deckel. Exemplarisch erwähnt er die überraschende Schliessung des Pino-Beck wegen eines laufenden Konkursverfahrens – sein Büro liegt einige Stockwerke über der Bäckerei. «Da duftet es noch am Montag nach Gipfeli – und am Dienstag ist der Ofen kalt. Das tut weh!» Er wünschte sich, dass Geschäftsinhaber, die mit Problemen zu kämpfen haben, sich früher bei ihm melden. Schliesslich seien dies auch Momente, bei denen die Innenstadt zusammenstehen könne. «Jeder fehlende Laden macht die Innenstadt weniger attraktiv.»
Zu seinem Aufgabengebiet gehört auch die aktive Förderung und Bewirtschaftung leerstehender Gewerberäumlichkeiten. «In der Innenstadt überwiegen die Leerstandsmeldungen im Vergleich zu den Ansiedlungsgesuchen leider bei weitem », sagt er ehrlich. Und dies, obwohl er im letzten halben Jahr sehr viele nationale und internationale Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen angeschrieben hat, mit Entscheidungsträgern telefonierte und ihnen den Leerstand in Olten präsentiert habe. Das ernüchternde Resultat: «Vielleicht eine Handvoll» habe sich gemeldet, mit «überschaubarem Interesse ». Er weiss: Die viel gelobte Zentrumsfunktion ist für einmal kein Vorteil, wenn er nationale Player anspricht, die in Olten keine Filiale haben. Zu oft hätten diese bereits Ableger in Aarau, Solothurn oder Basel und sähen keinen Sinn darin, auch in Olten ein Geschäft zu eröffnen. Oder aber, sie seien nicht überzeugt von der Publikumsfrequenz. Pipa schüttelt den Kopf: «Ohne Leute gibts keine grossen Läden – ohne grosse Läden nicht mehr Leute!» Das sei wie das Huhn und das Ei.

Es gilt, Möglichkeiten zu schaffen
Weiss Benjamin Pipa nach acht Monaten als Citymanager, wie die Innenstadt funktioniert? «Ich bin noch immer wie ein Schwamm unterwegs und sauge auf», lautet seine Antwort. Zwar kenne er schon viele Schlüsselfiguren und hätten auch Immobilienverwalter und Hauseigentümer mittlerweile einen direkten Zugang zu ihm, er möchte aber auch noch mehr Personen (besser) kennenlernen. Seine Vision nennt er ohne Umschweife, sie steht dafür, dass er gross denkt: «Dass wir es schaffen, eine Erlebnismeile vom Hammer bis ins Bifangquartier zu kreieren.» Mit der entstehenden Anbindung zu Olten SüdWest werde der Hammer nicht mehr bloss das Ende eines Quartiers sein, sondern der Beginn, mit attraktiven Gewerberäumen für Detaillisten und andere, ist er überzeugt. Es brauche mehr Läden in Olten, man müsse «Möglichkeiten schaffen», damit man sich in dieser Stadt kommerziell erfolgreich entwickeln könne.
Zu einer erfolgreichen Innenstadt-Entwicklung gehört laut dem Citymanager auch die Barrierefreiheit – nicht immer ganz einfach in Olten, er weiss es. Aber sich mit der Etikette zu schmücken, Olten sei so barrierefrei wie nur möglich, sei genauso eine Marketingmassnahme wie beispielsweise das Ziel, dass die Busfahrer die freundlichsten im Lande seien. «Das ist Stadtmarketing pur.»
Der Tag der Oltner Modemeile
Am 26. April verwandeln sich Kirchgasse, Hübelistrasse, Ring- und Solothurnerstrasse bis zur Leberngasse in eine einzige, lebendige Modemeile. 17 Geschäfte nehmen an der Aktion des Citymanagements teil, nebst spannenden Angeboten und kreativen Aktionen in diesen Läden lädt eine Stempelkartenaktion dazu ein, die Vielfalt des lokalen Handels zu entdecken: So wird jeder Besuch eines Geschäftes mit einem Stempel belohnt. Wer bis zu acht Stempel sammelt, nimmt an der Verlosung von 20 Gutscheinen im Wert von je 200 Franken teil, welche in den teilnehmenden Geschäften eingelöst werden können. Die Vielfalt an Partnern, von der etablierten Modebouqique für jedes Alter und jeden Geschmack über das Schmuck- und Parfümeriegeschäft bis hin zu Second- Hand-Angeboten und Modedesignern, ist beeindruckend:
Adam Uhren Bijouterie, Bernheim Mode, Clochard, Corner Garage, CORIO, Covella Donna-Uomo, Ella’s Kinderboutique, GOGGHI, Hinterhof Olten, Kaufhaus Krone, LEOTARD, Nettelstroth, Parfümerie Schneider, Primavera-Mode, TIMELESS Schuhe & Accessoires, Ursula Pauk Goldschmiede und das Vorstadt Atelier Gloor werden teilnehmen.
Entlang von Hübeli- und Ringstrasse erwarten die Besucherinnen und Besucher kulinarische Angebote, die zu genussvollen Pausen während des Shoppingerlebnisses einladen. Ab 16 Uhr wird der Anlass mit einem After- Event abgerundet, mit Musik und erfrischenden Getränken.