Der bekannte Balsthaler Künstler und Grafiker Edy A. Wyss konnte im Januar seinen 80. Geburtstag feiern. Aus diesem Grund ist ihm ab dem 14. März eine Ausstellung in der Alten Kirche Härkingen gewidmet. Der gebürtige Fulenbacher ist seit über einem Jahr daran, seine Retrospektive vorzubereiten, bewusst hat er aber auch neue Werke für die grosse Ausstellung geschaffen.
«Mein Ziel ist es, dass die Leute sich treffen und miteinander reden können in Härkingen», beschreibt der immer noch hellwache Künstler sein wichtigstes Anliegen für die grosse Werkschau. «Es soll ein grosses Fest werden, das ich mit den Menschen teilen will». Die Besuchenden in der Alten Kirche werden zuerst über einen roten Teppich schreiten können, um im vorderen Teil des Raumes auf mehrere Tische zu treffen, worauf Kleinarbeiten und Objekte aus vergangenen Zeiten zu finden sind. Rund um die Tische sind dann Werke aus dem ganzen Leben des vielfältigen Künstlers und Grafikers positioniert.
Arbeiten aus den Anfängen in München
So sind Arbeiten aus seiner «Münchner Zeit» von 1967 bis 1970 zu sehen. «Ich sass damals mit Rudi Dutschke und Fritz Teufel am Strassenrand in dieser bewegten Zeit», erinnert sich Wyss an die wilde Zeit der Studentenaufstände. Der damals etwas über 20-Jährige war wegen seiner Weiterbildung als Künstler dort und nahm nicht aktiv an den Aufständen teil. «Aber natürlich bekam man das mit und als Künstler verkehrte ich fast automatisch mit den entsprechenden Leuten, es ging schon ‹die Post ab›», erinnert sich der Jubilar. «München war damals noch wie ein Dorf, es wurde einem unkompliziert geholfen, wenn sie dich einmal kannten», erinnert sich Wyss an die Gastfreundschaft der Münchner und Münchnerinnen in den 68ern.

Im Chor der Kirche sind alles neugeschaffene Werke zu sehen
Im Chor der Alten Kirche sind ausschliesslich neugeschaffene Werke zu sehen, die der Hundeliebhaber in den letzten zwei Jahren geschaffen hat. «Ich bin in meinen Arbeiten wilder geworden, es dreht sich oft um die voranschreitende Zerstörung unseres Lebensraumes», beschreibt er die neuesten Werke. Zu diesen sozialkritischen, bewegenden Arbeiten gesellt sich in der Ausstellung eine gleich grosse, monochrome Platte, die einen Farbton aufnimmt vom «wilden» Werk als Gegensatz und ruhiges Element. «Damit will ich die Ruhe darstellen, die eigentlich jeder Mensch sucht», so Edy A. Wyss. Die Zerstörung des Lebensraumes habe ihn schon immer beschäftigt, aber durch die Klimaerwärmung schreite der Prozess nun schon sehr schnell voran. Als Optimist hofft der Künstler aber, dass in naher Zukunft immer mehr Menschen die Notwendigkeit eines respektvollen Umgangs mit der Natur als Selbstverständlichkeit wahrnehmen.
80 Elemente für jedes Lebensjahr
In der Mitte des Chores wird eine rund drei auf vier Meter grosse Fläche zu stehen kommen, auf der 80 Elemente in verschiedenen Formen – für jedes Lebensjahr eine – platziert werden. Mit diesen in Hochglanz behandelten, einfarbigen Formen ist der Rotwein-Liebhaber auf verschiedene Phasen seines bewegten Lebens eingegangen und hat sie in Form und Farbe umgesetzt. So sind einerseits schöne Ereignisse wie seine Hochzeit vor rund 20 Jahren als Halbmond mit Einbuchtung, in die ein Gegenstück genau hineinpasst, dargestellt. Aber auch Schicksalsschläge wie der Tod eines sehr guten Freundes, der mit einem anthrazitfarbigen Element symbolisiert wurde, sind zu sehen.

Lampen wie Tropfen von der Decke
Eine weitere, augenfällige Installation zu seinem Geburtstag wird aus 80 Lampen bestehen, die «wie Tropfen von der Decke hängen». Beim Zusammensuchen dieser kunterbunt zusammengestellten, alten und neueren Lampen war dem Balsthaler ein befreundetes Elektrogeschäft behilflich. Wie auch bei den Lackierarbeiten für die 80 Formen standen ihm verschiedene lokale Unternehmen zur Seite. «Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung zum Beispiel auch für den roten Teppich. Ohne die Hilfe dieser Unternehmen wäre die Ausstellung in dieser Form nicht zustande gekommen», betont Edy A. Wyss. Wenn er zurückschaue im Leben, hoffe er doch, dass ihm hie und da ein Licht aufgegangen sei, meint der im Herzen junggebliebene Künstler als Anspielung auf die Lampen-Installation lachend. Er sei sehr dankbar für die guten Freundschaften und seine Familie, die ihn alle ein Leben lang begleitet hätten und ihm bis heute sehr wichtig seien, bekennt Wyss, der viele Hochs und Tiefs in seinem bewegten Leben durchlaufen hat.