Mit spitzer Feder

Sabrina Glanzmann

Hatten Sie in der Primarschule auch so ein Büchlein namens «Meine Schulfreunde »? Ich weiss es noch, als wäre es gestern gewesen: Ich durfte mir in der Dorfpapeterie ein Exemplar nach meinem Geschmack auswählen (ein besonders verschnörkeltes) und hütete es fortan wie meinen Augapfel. Damals war das für mich mein definitiv wertvollster Schatz. In Zeiten von TikTok und Co. haben solche Freundschaftsbücher vielleicht nicht mehr denselben Stellenwert wie in den 80ern und 90ern – aber es gibt sie noch. So liess mich die Frage «Duu, schriibsch au öppis i mis Fründebuech?» sofort nostalgisch werden und in Erinnerungen schwelgen, als ein Mädchen im Bus sie vor ein paar Tagen ihrer Freundin stellte. Dieses suchte sich sofort einen Stift aus dem Rucksack und schrieb drauflos – die beiden begannen zu kichern ob der einen oder anderen Antwort auf Fragen nach Hobbies, dem Lieblingssong oder welches Tier man gerne wäre. Welch kleine heile Welt zwischen zwei Buchdeckeln, dachte ich. Bis die Frage nach dem Traumberuf kam. «Was, du wotsch Politikerin wärde, auso so wie dr Trump?», fragte die Büechli-Besitzerin ungläubig. «Weisch s Mami het gseit, es wott niemer meh i Bundesrot, auso zu dene wo d Schwyz regiere. Drbi gits jo sicher vüu Schlimmers, weisch so wie mis Gotti, wo immer mitem Auto muess nöime ane fahre.»

Liebe «Die Mitte», ich mache das Mädchen gerne für euch ausfindig – kümmert euch in der Zwischenzeit schon mal um den Chauffeur, der sie «immer nöime anefahrt.»

Sabrina Glanzmann wollte laut kürzlich aufgetauchtem Freundebuch früher «Journalistin» werden – manchmal klappts mit dem Manifestieren also doch.