Mit einem Filmabend im Demenzzentrum Lindenpark in Balsthal hat Alzheimer Solothurn seine Aktivitäten im Jahr des 30-jährigen Bestehens lanciert. Die Geschichte, die der junge Niederländer Teun Toebes im Dokumentarfilm «Human Forever» erzählte, berührt sehr. Er sucht Antworten auf die Frage, wie die Pflege von Menschen mit Demenz künftig verbessert werden kann.
Der Niederländer Teun Toebes zog als kerngesunder 21-Jähriger in die Demenzabteilung eines Pflegeheims in Utrecht, um herauszufinden, wie man die Betreuung der Menschen mit Demenz verbessern könnte. Danach machte er sich zu einer Weltreise auf, um zu erforschen, wie unterschiedliche Länder deren Pflege gestalten, was wir voneinander lernen können und vor allem, wie die Gesellschaft die Pflege mit Blick auf die Zukunft menschlicher gestalten könnte. Während dreier Jahre war Toebes unterwegs in Europa, aber auch in Südafrika oder Südkorea.
Mehr als 55 Millionen Menschen leiden an Demenz
Aktuell leiden weltweit mehr als 55 Millionen Menschen an einer Form von Demenz. Schätzungen zufolge sollen es im Jahr 2050 bereits 139 Millionen sein. Ernst Zingg, Präsident von Alzheimer Solothurn, erklärte vor den rund hundert Besuchenden im Balsthaler Lindenpark einführend, Toebes’ Film solle ein Denkmal sein für alle Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Dessen Film wirft viele Fragen auf, etwa diese: «Schauen wir so lange weg, bis wir selbst an der Reihe sind?» Toebes fragt sich auch, wie es sein kann, dass das Wort Freiheit in der westlichen Welt so oft fehle bei der Gestaltung des Pflegewesens. Dort, wo die Menschen die Freiheit hätten, zu gehen, die Institution zu verlassen, weil sie nicht von Zäunen umgeben seien, just dort wollten sie bleiben. Während seiner dreijährigen Reise habe er gelernt, bilanziert Toebes am Ende des Films, dass nicht Geld die Lösung sei, sondern wir Menschen, die morgen schon mit dem Wandel beginnen könnten. Denn wer wolle schon in einem System voller Geringschätzung enden, nach einem Leben voller Selbstbestimmung.
Den Menschen ins Zentrum stellen
Nach dem Film tauschten sich Ernst Zingg und Gina Kunst, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Alterszentren Gäu, zu denen der Lindenpark gehört, aus. Sie plädierte dafür, den Menschen zu sehen und nicht die Krankheit, die ihn umgebe. «Wir sollten ins Zentrum stellen, was sie können – nicht, was sie nicht mehr kennen!» Die grösste Herausforderung für jede Institution liege darin, jede und jeden an Demenz Erkrankten ganz individuell zu sehen. Zingg stellte den Verein Alzheimer Solothurn und dessen Aktivitäten vor und sagte, man tue «alles Mögliche und noch mehr». So gibt es allein im Kanton Solothurn mittlerweile acht Angehörigengruppen. Er wird auch nicht müde, sein Credo immer und immer wieder zu repetieren: «Nicht mit Demenz leben. Sondern Demenz leben!»
Informationen: www.alz.ch/so