Sarah Hakenberg erhält 2025 den Schweizer Kabarett-Preis «Cornichon ». Damit wird sie für ihre besondere Mischung aus lieblichem Auftreten und bitterböser Satire ausgezeichnet. Gestern präsentierten die Oltner Kabarett-Tage das Programm des diesjährigen Festivals, das Olten vom 14. bis 24. Mai in die Hauptstadt des Kabaretts verwandeln wird.
An der Mitgliederversammlung der «Gesellschaft der Oltner Kabarett-Tage » gestern Abend wurde das Programm vorgestellt sowie die diesjährige Preisträgerin bekannt gegeben: Die deutsche Kabarettistin, Autorin und Musikerin Sarah Hakenberg wird ausgezeichnet mit dem begehrten Schweizer Kabarett-Preis «Cornichon».
Ganz im Zeichen des Musik-Kabaretts
Das aktuelle Programm der Oltner Kabarett- Tage steht ganz im Zeichen des Musik-Kabaretts: Die Hälfte der heuer auftretenden Künstlerinnen und Künstler begleiten ihre Kabarett-Texte mit Musik. Die mitreissende oder besinnliche Klangkulisse unterstreicht den Inhalt und erweitert den Auftritt zu einem umfassenden Genuss. Bei der Auswahl der Programme haben die Oltner Kabarett- Tage darauf geachtet, eine möglichst grosse Bandbreite an musikalischen Varianten anbieten zu können.
An den 38. Oltner Kabarett-Tagen werden über 40 Kabarettistinnen und Kabarettisten an mehr als 30 Veranstaltungen auftreten. Ein Highlight ist sicher der Hüsch-Abend: Zum 100. Geburtstag des grossen Hanns Dieter Hüsch präsentieren Franz Hohler, Andreas Berger, Erich Strebel und Hüschs ehemalige Lebensgefährtin Silvia Jost spezielle Stücke des deutschen Kabarett-Giganten.
Dass Franz Hohler bei diesem Abend dabei ist, ist kein Zufall. Hüsch und Hohler traten oft zusammen auf. So auch 1997 an den 10. Oltner Kabarett-Tagen. Nebst der gemeinsamen Bühnenarbeit verband die beiden eine jahrelange Freundschaft. Beide sind auch mit dem «Cornichon» ausgezeichnet worden (1992 beziehungsweise 1990). Weitere Cornichon-Ausgezeichnete werden auftreten: Max Uthoff, bekannt auch durch die ARD-Satire-Sendung «Die Anstalt», und der Österreicher Alfred Dorfer. Das legendäre deutsche Kabarettduo «Tresenlesen», bestehend aus Frank Goosen und dem Cornichon- Preisträger Jochen Malmsheimer, ist nach einer rund 20-jährigen Pause wieder unterwegs und am Festival erstmals in Olten zu sehen.

Spokenword triff auf Kabarett
Der Slam-Poet Sebastian 23 wurde jüngst mit dem Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet und bringt sein aktuelles Programm «Die schönsten Untergänge der Welt» in die Schützi. Das Trio «Dill & Kraut» steht für musikalisch begleitete Spokenword-Texte. Die öffentliche Turmrede auf der kleinsten Bühne der Schweiz hält die Spokenword- Literatin Stefanie Grob.
Modernes Kabarett zeigt Matthias Kunz in seinem allerersten Soloprogramm «Wolf». Der deutsche Satiriker Chin Meyer deckt in «Cash Man! – Die lustigsten Wege zum schnellen Geld» die streng geheimen Regeln der Finanzwirtschaft auf. Der virtuose deutsche Klavierkabarettist William Wahl spannt in seinem Programm «wahlweise» einen grossen Bogen zwischen Kabarett und Kunst, Komik und Klavier. Christian Ehring, bekannt als Moderator der ARD-Satiresendung «extra 3», präsentiert sein Programm «Stand jetzt».
Mattias Tretter und Sven Kemmler sind gleich doppelt im Programm vertreten. Sie zeigen als Solisten ihre aktuellen Programme und zusammen als Duo präsentieren sie den «Schottenabend».

Chance für die Newcomer
Auch der Final-Abend des Kabarett-Castings findet wieder während des Festivals statt. Der letztjährige Gewinner, Pesche Heiniger, zeigt sein Programm an der «Wunschfeder». Dominik Muheim, Cenk und Lisa Christ haben das Casting in früheren Jahren gewonnen und sind ebenfalls im Programm vertreten. Nicht gewonnen, aber immerhin das Casting- Finale erreicht haben Nina Wägli und Benjamin. Letzterer hat das «Scheitern» im Finale sogar in sein Programm «An (almost) perfect show» eingebaut. Der gebürtige Franzose spielt in Olten die englischsprachige Version des Programms.
Ein bunt gemischter Cocktail
Die bewährten Mixed-Abende stehen wieder auf dem Programm: Der Kabarett- Cocktail bietet, passend zum diesjährigen Schwerpunkt, drei Kurzauftritte mit Musik. Wortlastiger geht es beim Satire- Gipfel zu mit Lisa Christ, Jess Jochimsen und Sonja Pikart. An der Wunschfeder sind drei noch eher unbekannte Gesichter zu sehen.

An der Mitgliederversammlung wurde auch ein Online-Tool präsentiert, welches hilft, eine für sich passende Vorstellung zu finden. Auf der Website der Oltner Kabarett-Tage kann man seine Vorlieben eingeben: Polit-Kabarett, musikalisch, schräg, Newcomer und vieles mehr. Der «OKTopus» gibt dann eine Liste mit Empfehlungen aus.
Wechsel im Leitungsteam
Die Mitgliederversammlung verabschiedete Alex Summermatter. Er gab seinen Rücktritt als Gesamtleiter auf Ende des laufenden Festivals bekannt. Seine Nachfolge übernimmt Philipp Müller, im Co- Präsidium mit dem künstlerischen Leiter Rainer von Arx. Neu ins Leitungsteam aufgenommen wurden René Baumann, der in einem Jahr Hansruedi Kaeser als Leiter Infrastruktur ablösen wird, sowie Thomas Baumgartner, welcher den Bereich Finanzen leiten wird.
Bitterböse Satire, lieblich verpackt
Die Gesellschaft Oltner Kabarett-Tage verleiht am 14. Mai der Kabarettistin Sarah Hakenberg den Schweizer Kabarett- Preis «Cornichon».
Mit Piano oder auch mal mit Ukulele tritt die zierliche Deutsche liebenswürdig und charmant auf. Doch in ihren Texten steckt hinter einer fröhlichen Fassade oft der schwarze Humor. Einige werden sich vielleicht an ihren ersten Auftritt in Olten im Jahr 2015 erinnern, mit ihrer Georg-Kreisler-Hommage «Hündchen lynchen in München».
Ihr damaliges Programm «Struwwelpeter reloaded» behandelte Alltagsthemen und war sehr gesellschaftskritisch. Egal ob Fast Food («Der dralle Kalle») oder der Umgang mit ADHS («Ritalin-Aline»), keinThema ist sicher vor ihr. In einem Interview im Jahr 2023 sagte sie: «Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass sich auf unseren Bühnen schon sehr sehr viele sehr sehr nette junge Frauen tummeln. Ich wollte anders sein. Manche Frauen wurden immerhin als ‹frech› bezeichnet, aber auch das war mir noch zu öde. Also habe ich bewusst nach Abgründen in mir gesucht, um darüber Lieder schreiben zu können. Ich war mir sicher, dass auch wir Frauen solche Abgründe haben – wenn wir nur mal danach suchen. Und ja, ich wurde schnell fündig.»
In raffinierten Protestsongs kritisiert sie mit schwarzem Humor und satirischer Bissigkeit den Rechtsextremismus und die politische Lage. Gesellschaftliche Themen wie Klimaschutz und Gleichberechtigung greift sie mit pointiertem Wortwitz und poetischer Frechheit auf. Diese Mischung aus bissiger Satire im sanften Gewand und das langjährige künstlerische Schaffen der 1978 in Köln geborenen und heute in Ostwestfalen wohnende Sarah Hakenberg überzeugten die Oltner Kabarett-Tage. Somit erhält die renommierte Künstlerin den Schweizer Kabarett-Preis sowie einen festen Platz am legendären «Quai Cornichon» der Kabarett-Tage in Olten, und zwar an der Klostermauer.
Die Laudatio wird Uta Köbernick halten. Sie hat 2020 ebenfalls das Cornichon gewonnen. Pandemiebedingt konnte diese Preisverleihung nicht im gewohnten Rahmen durchgeführt werden. Nun ist sie doch noch bei einer Cornichon-Verleihung auf der grossen Bühne, wenn auch «nur» als Laudatorin…
Der Vorverkauf für Mitglieder startet am 25. März. Am 11. April beginnt der öffentliche Vorverkauf. Infos und Tickets: www.kabarett.ch