In der Egerkinger Martinskirche startet am 29. März mit dem Konzert des Ensembles astrophil & stella die Saison von Musica Cordis. Insgesamt fünfmal werden international tätige Ensembles und Solisten zu Gast sein und hochstehende Musik aus vergangenen Jahrhunderten vortragen. Die Konzertreihe ist etabliert, wie Mitorganisatorin Katharina von Arx sagt: «Die Ensembles fragen mittlerweile uns an, ob sie bei uns spielen dürfen.»
Mit dem Auftritt des Ensembles astrophil & stella am 29. März startet die Konzertreihe Musica Cordis in die neue Saison. Das Ensemble ist schon in ganz unterschiedlichen Formationen in der Egerkinger Martinskirche aufgetreten und spielt und erforscht in einzigartigen Vokal- und Instrumentalprogrammen die musikalischen und emotionalen Ausdruckswelten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Speziell für den Auftritt in Egerkingen hat astrophil & stella, was so viel heisst wie «Sternenfreund und Stern», ein Programm zusammengestellt, welches das Publikum auf eine Zeitreise in die Stadt Solothurn um das Jahr 1525 mitnimmt. Der eigenwillige Name: «Es chonnt, wie’s mues | 1525: Bauernaufstände und Reformation im Solothurnischen ». Laut der Gründerin und Leiterin des Ensembles, Flötistin Johanna Bartz, nimmt man das Publikum mit in die bäuerlichen Schenken und Stuben und rekonstruiert das Liedgut der einfachen Bevölkerung mit typischen Instrumenten wie Hackbrett und Strohfiedel, eine Vorgängerin des modernen Xylophons. Texte und Musik aus dieser Zeit widerspiegeln das entbehrungsreiche Leben der bäuerlichen Bevölkerung, die hohe Abgaben an Lehnsherren und Klöster entrichten musste.

Die Warteliste ist gross
Ganz bestimmt ein würdiges und stimmungsvolles Auftaktkonzert, auf welches sich auch Katharina von Arx enorm freut. Die Egerkingerin ist gemeinsam mit Márton Borsányi und Guilherme Barroso, der am 29. März die Renaissancelaute erklingen lassen wird, Teil von Musica Cordis. Mitten im Lockdown im März 2020 gegründet, lancieren die drei nun die bereits fünfte Konzertsaison in der Egerkinger Martinskirche. Das Trio versteht sich blind: Barroso und Borsányi, beide erstklassige Musiker, sind für die künstlerischen Inhalte zuständig, Katharina von Arx fürs Administrative und die Werbung. Dass man mit der Renaissancemusik programmatisch fernab vom Mainstream unterwegs ist und die Kirche nicht füllen wird, dessen sind die drei sich bewusst. Trotzdem besteht keinerlei Gefahr, dass sie der Versuchung erliegen, populärere musikalische Inhalte anzusetzen. Schliesslich kann Musica Cordis auf ein treues Stammpublikum zählen, immer wieder wagen sich auch neue Besucherinnen und Besucher an eines der Konzerte. Jahr für Jahr könne man die Gästezahl ein wenig steigern, sagt von Arx. «Schön ist auch, dass die Ensembles mittlerweile uns anfragen, ob wir sie in unser Konzertprogramm aufnehmen können!» In der Tat sagt die grosse Warteliste sehr viel über die Güte ihrer Konzertreihe aus.
Meister der Laute ist im Mai zu Gast
Vielleicht der Höhepunkt der diesjährigen Saison von Musica Cordis wird das Konzert von Eduardo Egüez am 18. Mai sein. «Eine echte Koryphäe», wie Katharina von Arx bekräftigt. In der Martinskirche wird der argentinische Lautenist, der für seine Interpretationen der Musik von Johann Sebastian Bach international gefeiert wird, mit Sängerinnen und Sängern auftreten, das Gewicht von «O felici occhi miei» wird aber auf seiner Laute liegen und auf einem Repertoire, das ganz im Zeichen der Renaissance steht und sich auf die italienische Madrigalliteratur des 16. Jahrhunderts konzentriert. Angesagt im zweiten Konzert des Jahres sind Werke von Jakob Arcadelt, Francesco Canova und Alberto da Ripa.

Die Musikerinnen und Musiker, die man engagiere, schätzen gemäss Katharina von Arx die gute Akustik in der Martinskirche ebenso wie die verlässliche und doch unkomplizierte Organisation. Deshalb gebe es auch keinerlei Gründe, am bewährten Erfolgskonzept Grundlegendes zu ändern, erklärt sie. Einzig was die – sehr erfolgreichen – Workshops betrifft, schalten die drei dieses Jahr eine Denkpause ein. Ansonsten steht ihre Reihe, die wörtlich übersetzt «Musik des Herzens» bedeutet, unverändert für fulminante, hochstehende Konzerterlebnisse.
Drei weitere Konzerte ab September
Am 14. September wird Ivo Haun die zweite Hälfte der Saison eröffnen. Haun, ein renommierter Tenor und Lautenist und bekannt für seine fesselnden Interpretationen der Alten Musik, war 2023 und 2024 Workshop-Dozent in Egerkingen und konzertiert nun selber. «So sweet is she!» ist ein Märchen von Liebe, Leben und Tod, Ivo Haun wird singend und auf der Renaissancelaute die inspirierende Geschichte eines jungen Mannes erzählen, der die Liebe in vielen Facetten erlebt. Am 12. Oktober treten David Erzberger und Mitorganisator Márton Borsányi bei Musica Cordis auf, beide spielen sie auf dem Cembalo. Ihr Programm lautet: «Musikalische Freundschaften durch die Jahrhunderte.» Nebst Kompositionen von Telemann werden die beiden auch Werke von Borsányi aufführen. Den Schlusspunkt der Saison bildet am 30. November das vierköpfige Gesangsquartett «Contre le temps» mit Werken aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Die vier mehrfach ausgezeichneten Musikerinnen begeistern das Publikum in ganz Europa und erwecken mittelalterliche Musik auf fesselnde Weise zum Leben.
Saisonauftakt Musica Cordis am Samstag, 29. März, um 19.30 Uhr in der Kirche St. Martin in Egerkingen: Konzert «Es chonnt, wie’s mues | 1525: Bauernaufstände und Reformation im Solothurnischen » mit dem Ensemble astrophil & stella. Eintritt frei, Kollekte.
Informationen und Programm: www.musicacordis.ch