Verein AareGäuer Nachhilfe / Anzeiger Thal Gäu Olten
«Solange ich diese Energie verspüre, mache ich weiter»: Silvia Stettler, Gründerin und Präsidentin des Vereins AareGäuer Nachhilfe, will diesen im kommenden Jahr neu strukturieren.

Ein Bedürfnis, das stetig wächst

Der Verein AareGäuer Nachhilfe unterstützt 350 Schülerinnen, Schüler und Lernende

Der Verein AareGäuer Nachhilfe mit Sitz in Wolfwil hat sich in der Region einen Namen gemacht als zuverlässiger Partner für Schülerinnen und Schüler, Lernende und deren Eltern. Auch Lehrkräfte und Berufsbildner profitieren vom Tun des Vereins, hinter dem die unermüdliche Silvia Stettler und ihr kleines, engagiertes Team stehen. 115 Nachhilfelehrpersonen unterstützen aktuell rund 350 Schülerinnen und Schüler. «Das Bedürfnis nach Unterstützung nimmt unvermindert zu», sagt die Initiantin.

Die Anfrage dieser Mutter bei Silvia Stettler war dringlich, wie so oft: «Ihre Tochter hatte knapp drei Wochen später ihre FMS-Prüfung und benötigte sofort Unterstützung in Mathematik und Deutsch», erzählt sie. Also kontaktierte sie flugs eine ihrer Nachhilfepersonen aus dem Netzwerk, eine pensionierte Primarlehrerin, von der sie wusste, dass sie schon jemanden mit ähnlichen Problemen betreute. «Die Anfrage der Mutter erreichte mich an einem Dienstagabend. Am Mittwoch hatte die Tochter ihren ersten Termin zur Nachhilfe», erzählt Silvia Stettler. Dass sie so rasch helfen konnte? Ein absolutes Muss und selbstverständlich aus ihrer Sicht. «Es ist oft so, dass es pressiert!»

Stecken Schülerinnen und Schüler oder Lernende in einer schwierigen Phase oder kommen bei anspruchsvollen Themen nicht mehr weiter, unterstützt sie der Verein AareGäuer Nachhilfe durch individuellen Nachhilfe- und Förderunterricht. Erstens ist es schlicht nicht allen Eltern möglich, diesen Support in geeigneter Qualität leisten zu können, zweitens bringen die Betroffenen die notwendige Motivation, sich helfen zu lassen, oft einfacher auf, wenn dies eine externe Person tut.

Mit dem Spieltag hat alles angefangen
Angefangen hat seinerzeit bei Silvia Stettler alles mit dem Aaregäuer Spieltag. Sie war beruflich im HR tätig und bildete als Personalchefin Lernende aus. «Ich habe mich immer schon für Bildung interessiert », sagt sie. Als sie Mutter wurde, gab sie ihre berufliche Tätigkeit auf, arbeitete projektbezogen – und stellte besagten Spieltag auf die Beine. Als ihre Kinder älter wurden, ortete sie den Bedarf für ihre heutige Institution, gründete den Verein und entwickelte diesen Schritt für Schritt weiter. Unterstützt wurde sie dabei auch von ihrem verstorbenen Mann, der selbst Lehrer war. Immer mehr pensionierte Lehrkräfte, Studierende und Kantischüler helfen mit, dieses ebenso stimmige wie auch wichtige Angebot in der hiesigen Bildungslandschaft zu fördern und auszubauen. «Denn das Bedürfnis nach Unterstützung nimmt unverändert zu», sagt die Initiantin. Das habe nicht nur, aber auch damit zu tun, dass heutzutage jedes Kind sein eigenes Problem mit in die Schule bringe, mit der Folge, dass die Lehrkräfte teils «am Anschlag» seien. Aktuell fördert der Verein AareGäuer Nachhilfe mit Sitz in Wolfwil ungefähr 350 Schülerinnen und Schüler, er tut dies mit der Hilfe von 115 Nachhilfelehrpersonen.

Wer kein Deutsch beherrscht, ist klar im Nachteil
Das Team um Silvia Stettler mit Michael Rötheli, Sonja Iff, Carola Ghilardelli und Arlette von Rohr, die dem Verein als Präsidentin des Zweckverbandes Kreisschule Bechburg nebst ihrer Arbeit im Nachhilfeteam auch beratend zur Seite steht, baute sukzessive ein Angebot auf, welches immer auf dem Lernstoff des oder der Lernenden basiert. Ziel ist es, wenn immer möglich individuell auf die Stärken und Schwächen des jeweiligen Schülers einzugehen. Der Verein hilft gemäss Stettler nicht nur, Probleme zu lösen, er zeigt auch auf, wie man diese angeht. «Wir möchten die Lernenden befähigen, ihre Lerntechniken zu optimieren, damit sie die Sache künftig selbstständig im Griff haben», erklärt sie das Prinzip. Um deren Aufwand klein zu halten, findet der Unterricht zumeist bei ihnen daheim statt.

Sprache bildet nach Ansicht der Vereinsverantwortlichen im Lernprozess eine entscheidende Rolle. «Wer Mühe bekundet, sich in unserer Sprachregion auf Deutsch auszudrücken, hat einen entscheidenden Nachteil», weiss Stettler. Ganz generell könne festgestellt werden, dass die Sprachkompetenz auf allen Schulstufen gesunken sei. «Das betrifft vor allem Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, aber nicht nur», unterstreicht sie. Ihre Meinung diesbezüglich ist klar: Es dürfe seitens der Schule und Gesellschaft «sehr wohl gefordert» werden, dass auch die Eltern die deutsche Sprache lernen und Sprachverantwortung übernehmen für ihre Kinder.

Lernen, wie man richtig lernt
Wie sehen Lehrerinnen und Lehrer das Schaffen des Vereins AareGäuer Nachhilfe? Als willkommene Hilfe oder als Konkurrenz? Es gebe sicher Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Arbeit eher als störend empfänden, sagt sie. «Aber die meisten Lehrkräfte unterstützen uns. Wir können fast alle Schulen der Region zweimal jährlich mit Flyern bedienen, die den Eltern weitergeleitet werden.» Auch die Berufsschulen seien dem Verein wohlgesonnen. Im Gespräch mit Silvia Stettler wird spürbar, wie sehr sie sich Gedanken zu allen möglichen Aspekten in der Bildungslandschaft macht. Lehrplan 21? Sich nach diesem zu richten und diesen konkret umzusetzen, sei für viele Beteiligte schwierig. Integrative Schule und Inklusion? Dieses Modell überfordert laut ihr sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler und hat ein drastisches Absinken des Bildungsniveaus zur Folge. «Ich habe Verständnis für Eltern, die mir klagen, der Unterricht leide, ihre Kinder hätten nicht die Unterstützung, die sie eigentlich benötigten.» Stichwort Umgang mit den digitalen Medien: Auch hier stellt sie eine Überforderung vieler junger Menschen fest. Es sei schon schön, sagt Silvia Stettler, wenn alle Lernenden in der Schule einen Laptop hätten – «aber zuallererst müssten die Schülerinnen und Schüler doch die Basics lernen!» Was sie damit meint? «Selber denken können und lernen, wie man richtig lernt!»

Verein lebt von der Provision
Da der Verein AareGäuer Nachhilfe unentgeltlich und ohne Gewinnabsicht arbeitet, kann er sein Angebot sehr günstig zugänglich machen. Die Preise richten sich nach der Erfahrung und Qualifikation der Lehrperson, wobei Studierende auf diese Weise nicht nur ihr Wissen weitergeben, sondern auch Erfahrung sammeln und sich einen Zustupf verdienen können. «Wir finanzieren uns vollumfänglich über eine Provision von 15 Prozent auf den Tarifen», erläutert die Vereinspräsidentin.

2026 möchte Silvia Stettler den Verein neu strukturieren. Was mitnichten bedeutet, dass sie ins zweite Glied zurücktreten wird, dafür ist ihr Engagement viel zu sehr spürbar. «Solange ich diese Energie verspüre, mache ich weiter.»

www.aaregaeuer.ch

Umkehr des Rekrutierungsprozesses
Ein anderes Projekt, nachwuchskraefte.ch, realisiere man derzeit noch, berichtet Silvia Stettler. «Diese Plattform haben wir mit Studierenden entwickelt, die bei uns Nachhilfeunterricht erteilten und Schwierigkeiten hatten, nach dem Studium ins Erwerbsleben einzusteigen und einen Job zu finden.» Auf nachwuchskräfte. ch wird der übliche Rekrutierungsprozess umgekehrt. Auf diesem Portal sind nicht Jobs ausgeschrieben, sondern Profile von jungen Fachkräften. Wer sich als Unternehmen registriert, erhält Zugang zu diesen Profilen.

Im Herbst dieses Jahres wollen Silvia Stettler und Co. entscheiden, wie es mit diesem Verein weitergeht. «Es ist nicht so ein Selbstläufer wie die AareGäuer Nachhilfe», sagt sie ehrlich. Für die aktuell rund 800 Profile junger Nachwuchskräfte, die kostenlos aufgeschaltet seien, haben man einen «enormen Aufwand » betreiben müssen. Um die Seite bekannter zu machen, müsste man sie und den Slogan «Schluss mit endlosen Bewerbungen! Jetzt suchen Unternehmen DICH!» viel konsequenter – und kostenintensiver – bewerben.

www.nachwuchskraefte.ch

Text & Bild: NIK