Eröffnung Schulhaus Mühlematt Egerkingen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Nach rund zweijähriger Bauzeit erfolgte am Samstag die feierliche Einweihung des Schulhauses Mühlematt in Egerkingen: Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi und Schulleiter Andrea-Sandro Portapia beim traditionellen Akt.

Ein Bijou, das viel Raum für Kreativität lässt

In Egerkingen ist das Schulhaus Mühlematt nach fast zweijähriger Bauzeit feierlich eingeweiht worden

Vor zwei Jahren hatten sie in Egerkingen mit dem Bau begonnen, am Samstag nun wurde das Schulhaus Mühlematt feierlich eingeweiht. «Wir haben sehr viel Freude am Gebäude und reichlich Platz», lobte die Schulleitung ihren neuen Wirkungsplatz, an dem seit Ende April unterrichtet wird.

Die Vorgeschichte war nicht nur unkompliziert: Nachdem ein erstes Projekt im Herbst 2020 von der Gemeindeversammlung abgelehnt worden war, wurde Ende desselben Jahres eine neue Begleitgruppe eingesetzt, mit Vertretern aus Behörden und Schule, aber auch Vereinen und der Bevölkerung. Denn dass der Schulraum in Egerkingen aufgrund stetig wachsender Schülerzahlen zu knapp war, blieb unbestritten. Im April 2021 wurde die Zuständigkeit der Kommission für öffentliche Bauten (ÖBK) übergeben. «Ein weiser Entscheid», wie deren Präsident Roland Nünlist an der Einweihung süffisant vermerkte. Noch im gleichen Jahr wurde die Batimo AG als Generalplaner gewählt, im September 2022 passierte der 15-Millionen-Franken-Kredit für das neue Schulhaus problemlos vor der Gemeindeversammlung. Als «durchdachtes, ausgereiftes und funktionales Projekt», wie Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi feierlich unterstrich.


Vermehrt auf die Kleinsten hören …
Was mit dem Spatenstich folgte, war für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte eine nicht immer einfache Zeit im Provisorium, «im Containerdorf », wie sich Schulleiter Andrea-Sandro Portapia ausdrückte. «Es war eine gute Erfahrung für alle», hielt er fest. Wenn auch der Baulärm und die Inkontinenz des Gebäudes ständige, durchaus widrige Begleiter gewesen seien. Tempi passati!

«Die Schule lebt», stellte er voller Stolz fest. Das Endresultat sei schlicht hervorragend, was auch der «exemplarisch guten Betreuung» durch Architekt Jan Humbert von der Batimo AG zu verdanken sei. Er sei froh und dankbar, so Portapia, dass er als Schulleiter laufend Inputs habe geben können. Neckisch seine Anmerkung, dass die Realisierung der Vogelnestschaukel bei den Spielgeräten auf der Kippe gestanden sei – «und heute ist es der Renner!». Er sei froh, habe man auf die Kinder gehört. «Das sollten wir sowieso öfter tun.»

Grosszügige Räumlichkeiten
Beim Rundgang zeigte sich, was die Gemeindepräsidentin mit «durchdacht, ausgereift und funktional» gemeint hatte. Das neue Schulhaus Mühlematt besticht durch einen grosszügigen, breiten Korridor. Es beinhaltet zwölf Klassenzimmer, mehrere Gruppenräume, drei Fremdsprachenzimmer und vier Werkräume, die im UG untergebracht sind. Im Lehrerzimmer hats Platz für 25 Köpfe. Beeindruckend, dass die Klassenzimmer mit modernsten Touchscreens ausgestattet sind und die herkömmliche Wandtafel «nur noch selten» gebraucht wird, wie es hiess. Fast schon ein Gegenentwurf dazu ist die Bibliothek im Parterre.

Das Gebäude wird mittels Pellets beheizt, im Wärmeverbund mit der Bürgergemeinde Egerkingen und privaten Partnern, das Dach ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. «Unser Schulhaus ist nicht nur äusserlich gelungen, es leistet auch einen Beitrag zur Energiewende », sagte die Gemeindepräsidentin. Der Architekt liess nicht unerwähnt, dass die für das frühere Mühlematt-Schulhaus so typischen Backsteine in der neuen Fassade wenigstens symbolisch wiederverwendet werden. Motto hiess: Draussen vor der Tür Welche Erinnerungen haben die heutigen Erwachsenen an ihre Primarschulzeit? Der Anzeiger hat sich beim Apéro umgehört – und erhielt launige Antworten. «Das war eine schöne Zeit, auch mit dem ersten Schulschatz», sagte der Härkinger Kantonsrat Daniel Nützi. «Wie man sieht, hat die Schule mich bis heute nicht losgelassen», ergänzte der Schulleiter. Ironisch die Antwort von Wolfwils Gemeindepräsident Georg Lindemann: «Ich denke an die unzähligen Stunden zurück, die ich vor der Türe verbracht habe, weil die Lehrkräfte meine Genialität nicht zu würdigen wussten …». Und Johanna Bartholdi, die gebürtige Frutigerin? Auch sie war offenbar nur schwer zu zähmen und bekam in der 1. und 2. Klasse, wie das damals noch gang und gäbe war, «viel auf die Tatzen», wie sie lachend bekannte. «Wohl deshalb wurde ich ab der 3. Klasse neben die bravste Schülerin gesetzt.» André Grolimund, Härkingens Gemeindepräsident, erinnert sich an den langen Schulweg in Egerkingen, wo er aufwuchs. «Und an viele Freundschaften, die geschlossen wurden und noch Bestand haben.» Der Egerkinger Stephan von Arx, im Einsatz als Fotograf für seine lokale Website, hat «nur gute Erinnerungen an die Schulzeit ». Aus der Ruhe habe er sich jedenfalls nie bringen lassen, sagte er lachend. Niederbuchsitens Gemeindepräsident Markus Zeltner durfte als Erstklässler bei der Einweihung des damaligen neuen Schulhauses mitwirken – «als übergrosser Radiergummi!» Ein Auftritt mit Symbolcharakter, sei dies doch die Zeit gewesen, als Lehrkräfte mit Schlüsselbund und Gummi nach Schülern geworfen hätten. «Da gab es nur ein Rezept: Kopf runter!», meinte er grinsend. ÖBK-Präsident Roland Nünlist hatte einen überaus kurzen Schulweg von daheim ins Kleinfeldschulhaus. «Wir waren eine super Klasse und hatten einen engen Zusammenhalt, der zum Teil noch heute anhält.»


An eine «unbeschwerte Zeit, in der man einfach Kind sein konnte», erinnert sich Yvonne Jeker, Schulleitung Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) in Egerkingen. Ihre Schulzeit hat sie in Laupersdorf verbracht. Egerkingens Gemeinderat Franz Fischer war bei der Einweihung des Mühlemattschulhauses 1969 im Einsatz. Er lacht: «Auf Dreiradvelos fuhren wir vor!» An eine Zeit, in der sie «mit Passion Zahlenreihen auswendig büffelte», erinnert sich Andrea Vogel, Kommissionsmitglied der Begleitgruppe. Sie schmunzelt: «Und daran, dass unsere damalige Lehrerin im Oltner Sälischulhaus jeden Morgen auf der Geige gespielt hat.»

Text: NIK & Bilder: ALA