Die Kontakte und Gespräche mit den Menschen werden Bruno Born fehlen, wenn er sein Amt als Gemeindepräsident von Aedermannsdorf Ende Juli abgibt. Auch wenn er nun mehr Zeit für seine Hobbys hat: Als Präsident der Sozialregion Thal-Gäu wird ihm die Arbeit so rasch nicht ausgehen.
Nach 16 Jahren im Amt hören Sie Ende Juli auf. Was überwiegt: Das lachende oder das weinende Auge? Und warum?
Nach all dieser Zeit überwiegt das lachende Auge. Als ich 2009 in dieses Amt gewählt wurde, ging ich davon aus, es acht Jahre auszuführen, nun sind es 16 geworden. Die letzte Zeit machte sich doch eine gewisse Amtsmüdigkeit bemerkbar. Wenn die Routine zu überwiegen beginnt, ist es Zeit, aufzuhören. Im Weitern konnte ich mich auf diesen Moment vorbereiten, da schon zu Beginn der Legislatur klar war, dass dies die letzten vier Jahre sein würden. Zudem steht jetzt ein sehr guter Nachfolger bereit, was vor vier Jahren nicht der Fall war.
Was werden Sie nach Ihrer Amtszeit am meisten vermissen?
Mit dem Job als Gemeindepräsident kommt man immer mit vielen interessanten Leuten in Kontakt. Dies wird sicher fehlen. Die Gespräche mit all diesen Leuten werden sicherlich eine Lücke in meinem Alltag hinterlassen. Auch die täglichen kleinen und grösseren Aufgaben, welche es oft spontan anzupacken gilt, werden schon etwas fehlen.
Und was wird Ihnen überhaupt nicht fehlen?
Da gibt es zwei Punkte: Zum einen ist alles komplizierter geworden. Man fragt sich bei fast jedem Entscheid, ob man einen Formfehler gemacht hat, ob dies oder jenes angefochten werden kann. Man muss sich heute viel öfter juristisch beraten lassen, was alles komplizierter macht. Im Weiteren wird heute sehr schnell und manchmal grundlos kritisiert. Nichts gegen konstruktive und berechtigte Kritik. Aber die Akzeptanz gegenüber Behörden hat während der letzten Jahre stark abgenommen. Immer wieder erlebt man Kritik von Leuten, die sich nicht einmal mit der Materie befasst haben. Das sind Dinge, die dazu führen, dass sich viele Leute fragen, ob sie sich das antun wollen und halt nicht mehr bereit sind, ein Amt zu übernehmen.
Wie hat sich «Ihr» Dorf in diesen 16 Jahren entwickelt?
Obwohl im hinteren Thal die Entwicklung nicht so rasant fortschreitet wie in anderen Gegenden des Kantons, hat sich auch bei uns einiges verändert: Wir haben einen Bevölkerungsanstieg von ungefähr 10 Prozent. Dies bedingt natürlich eine mittelgrosse Bautätigkeit. Wobei in Aedermannsdorf zum grossen Teil Einfamilienhäuser gebaut wurden. Weiter hat sich in unserer Gemeinde die finanzielle Situation in dieser Zeit grundlegend verändert, hatten wir doch damals eine Pro-Kopf-Verschuldung von mehr als 5000 Franken. Heute haben wir pro Kopf ein Guthaben von mehr als 2000 Franken. Damals bereiteten Budgetphasen schlaflose Nächte. Dies hat sich zum Besseren gewendet. An dieser Stelle möchte ich aber auch erwähnen, was sich nicht verändert hat: Wir haben nach wie vor ein sehr lebendiges Dorfleben mit einer Bevölkerung, die mitmacht. Für die Grösse des Dorfes haben wir ein grosses Vereinsleben. Das intakte Dorfleben zeigt sich auch daran, dass alle Ämter und Kommissionen für die nächste Legislatur bereits besetzt sind.
Welche Begegnungen bleiben rückblickend am meisten haften?
Hier möchte ich mich nicht auf einzelne Begegnungen festlegen. Es gab so vieles, was positiv in Erinnerung bleibt. Die vielen Begegnungen und interessanten Diskussionen sind das Positivste an diesem Amt.
Würden Sie rückblickend irgendetwas anders machen, was Entscheidungen und/ oder Amtsführung betrifft?
Es gab bestimmt Situationen, in denen man bei einem zweiten Mal anders reagieren würde. Gerne würde ich das eine oder andere Mal weniger emotional reagieren. Emotionale Reaktionen verkomplizieren manchmal Dinge doch recht stark. Dass bei einzelnen Geschäften auch Fehler passieren, ist selbstverständlich. Eine Entscheidung, die ich heute anders angehen würde, ist folgende: Es wurde uns ein altes Bauernhaus mit einigen Bauplätzen angeboten. Wegen einigen zehntausend Franken liessen wir das Geschäft sausen. Das hat sich im Nachhinein als Fehler erwiesen.
Ihr schönster Moment während der Amtszeit?
Es gibt keinen einzelnen Moment, von dem ich sagen könnte, es sei der Schönste gewesen. Speziell war bestimmt, als wir zur Rettung unserer Dorfbeiz einen Verein gründeten und dabei Mitglieder suchten. Um Mitglied zu werden, musste man mit mindestens 10 000 Franken einsteigen. Innerhalb eines Monats waren wir so weit, dass wir die Liegenschaft erwerben konnten. Da hat sich der Zusammenhalt in unserem Dorf gezeigt.
Der grösste politische Erfolg?
Es ist nicht an mir, die Erfolge hervorzuheben. Es sollen andere beurteilen, ob meine Amtszeit erfolgreich war oder eben nicht.
Der grösste Misserfolg im Amt?
Hier möchte ich eher auf eine grosse Enttäuschung als auf einen Misserfolg kommen: Die Ortsplanung begannen wir im Jahr 2017. Ein Problem in unserem Dorf war und ist es, dass zwar Bauland vorhanden ist, dieses aber in privater Hand ist und nicht verfügbar. Wir erhielten von der Bevölkerung den Auftrag, Bauland verfügbar zu machen. Mit grossem Aufwand gelang es schliesslich, die kantonalen Stellen zu überzeugen, dass Land aus der öffentlichen Zone in Bauland umgezont werden konnte. Dass dann die Kirchgemeinde – erfolglos zwar – Einsprache dagegen machte, war schon sehr enttäuschend.
Es gab bestimmt auch traurige Momente während Ihrer Amtszeit?
Hier hatte ich das Glück, dass sich während meiner Amtszeit nie etwas ausserordentlich Trauriges ereignete.
Ist nun ab August ganz Schluss mit Politik und Ämtern?
Noch übe ich das Amt als Präsident der Sozialregion Thal-Gäu aus. Eine sehr herausfordernde Aufgabe. Wählen mich die Delegierten im Herbst dieses Jahres, möchte ich dieses Amt noch einige Zeit ausüben. Im Übrigen freue ich mich darauf, die gewonnene Zeit mit meinen Hobbys ausfüllen zu können: Fitness, Jagd, Musik und Lesen.
Gibt es einen Rat, den Sie Ihrem Nachfolger in Aedermannsdorf mit auf den Weg geben?
Mein Nachfolger hat viel Führungserfahrung und braucht keine Ratschläge. Besonders schön wäre es aber, wenn die Gemeindebehörde innerhalb ihrer Möglichkeiten das Dorfleben auch in Zukunft fördern würde. Mir war das immer ein Herzensanliegen.
Sommerserie: Ein lachendes und ein weinendes Auge
Der eine war vier Jahre im Amt, der andere rekordverdächtige 28 Jahre. Ihnen allen gemeinsam aber ist, dass sie in ihrer Amtszeit als Gemeindepräsidentin und Gemeindepräsident im Anzeigergebiet mit den Freuden und Leiden der Kommunalpolitik hautnah in Berührung gekommen sind und zu den diesjährigen Wahlen – aus unterschiedlichen Gründen – nicht mehr angetreten sind.
Im schriftlich geführten Interview mit dem Anzeiger TGO blicken diese engagierten Persönlichkeiten auf ihre Amtszeit zurück. Sie tun dies oft mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Im heutigen ersten Teil unserer Sommerserie: Bruno Born, während 16 Jahren Gemeindepräsident von Aedermannsdorf.