Daria Hof / Anzeiger Thal Gäu Olten
Sie freut sich auf die viele freie Zeit ab August – die sie wohl bald mit neuen Inhalten füllen wird: Daria Hof vor dem Gemeindehaus.

«Übergebe das Amt mit gutem Gefühl»

Sommerinterviews (IV): Daria Hof, seit 2017 Gemeindepräsidentin von Wangen bei Olten

Die erste Gemeindepräsidentin von Wangen bei Olten gibt ihr Amt Ende Juli nach acht Jahren ab: Daria Hof. Sie tue dies «mit einem guten Gefühl», sagt die 48-Jährige. Sie wird sich nun vermehrt ihrem Beruf als Lehrerin widmen und die Ausbildung zur Praxislehrperson abschliessen. «Fehlen werden mir viele Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe.»

Nach acht Jahren im Amt hören Sie Ende Juli auf. Was überwiegt: Das lachende oder das weinende Auge? Und warum?
Es überwiegt definitiv das lachende Auge, denn die viele Zeit, welche ich für das Amt aufgewendet habe, bleibt nun mehrheitlich frei. Alle Sitzungen, jegliches Studium von Unterlagen, diverse Gespräche, repräsentative Aufgaben werden mir nicht fehlen. Aber viele Menschen, mit welchen ich zusammengearbeitet habe, werden mir fehlen. Glücklicherweise wissen die, dass ich eine gesellige Natur bin und man sich mit mir treffen kann.

Was werden Sie nach Ihrer Amtszeit am meisten vermissen?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen, denn aktuell habe ich ja mein Amt noch und danach wird es mir wohl eher so vorkommen, als wären lange Ferien und damit einhergehend eine ruhige Zeit. Aber so, wie ich mich kenne, werden sich meine Tage mit neuen Inhalten füllen und damit werden gar nicht so viele Gelegenheiten oder Zeiten entstehen, in welchen ich etwas vermissen werde. Die Freundschaften und Kontakte zu vielen, die für mich in den acht Jahren Amtszeit wichtig geworden sind, werden in diesen neuen Zeiten immer Platz finden.

Und was wird Ihnen überhaupt nicht fehlen?
Da gibt es schon ein paar Dinge! Hauptsächlich aber das Hin und Her. Tage, an welchen ich zwischen den zwei Jobs – als Lehrerin und als Gemeindepräsidentin – hin und her gefahren bin, um allen Terminen gerecht zu werden. Zwischendurch habe ich noch für die Familie eingekauft oder in den 15 Minuten, in welchen ich kurz zuhause vorbeischaute, etwas im Haushalt erledigt. Ich nannte diese Tage immer «Marathontage mit diversen Disziplinen». Diese Tage werden mir definitiv nicht fehlen. Oft gab es Wochen, die sich so gestaltet haben. Da blieb nicht einmal die Zeit, um einen gewöhnlichen Einkauf zu erledigen. Glücklicherweise konnte ich dann aber in den Sitzungspausen kurz beim Onlineshopping einen Auftrag aufgeben.

Wie hat sich «Ihr» Dorf in diesen acht Jahren entwickelt?
Man will sich ja selbst nicht loben, aber ich übergebe mein Amt mit einem guten Gefühl. In den vergangenen acht Jahren konnten wir einiges bewirken: Wir haben für die Jugend mit dem Jugendraum und die Familien mit den familienergänzenden Tagesstrukturen etwas aufbauen können, wir haben die Schulraumplanung stark vorangetrieben und wir haben die Finanzen in den acht Jahren stabil halten können. Die Nägel für eine innovative Dorfentwicklung und eine Altersstrategie konnten eingeschlagen werden und schliesslich haben wir auch noch die Anstellungsbedingungen für das Gemeindepräsidium attraktiver ausgestalten können.

Welche Begegnungen bleiben rückblickend am meisten haften?
Am prägendsten möchte ich hier die positiven Begegnungen nennen mit allen, mit welchen ich in den letzten acht Jahren zusammengearbeitet habe. Allen voran sind dies die Chefbeamten in der Verwaltung, die mir immer eine grosse Stütze waren und mir mit ihren Fachkenntnissen eine tolle Beratung gegeben haben. Auch die Mitarbeitenden in der Verwaltung, im Werkhof und in den Schulhäusern bereicherten durch ein freundschaftliches und konstruktives Mitwirken meine Tätigkeit. Weiter schätzte ich die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den umliegenden Dörfern, vor allem jenen im Untergäu, sehr. Wir pflegten jeweils einen tollen Austausch, woraus auch Freundschaften entstanden sind. Schliesslich schätzte ich aber auch die vielen Begegnungen im Dorf, vor allem entlang meines Arbeitsweges, wo so einiges miteinander geplaudert und ausgetauscht wurde. Das waren stets bereichernde Momente.

Würden Sie rückblickend irgendetwas anders machen, was Entscheidungen und/ oder Amtsführung betrifft?
Nein! Im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Doch die Entscheidungen fällt man im Moment, wo sie anstehen. Ob die Amtszeit anders verlaufen wäre, wenn man irgendwann mal einen Entscheid anders gefällt hätte, kann man glücklicherweise nicht beurteilen. Im Ausüben des Gemeindepräsidiums muss man manchmal auch schwierige Entscheidungen treffen oder solche, welche nicht allen gefallen. Grundsätzlich habe ich aus allen Entscheidungen, aus allen Tätigkeiten, viel gelernt, sowohl fachlich als auch persönlich.

Ihr schönster Moment während der Amtszeit?
Es gab viele schöne Momente in den acht Jahren. Dazu gehören vor allem die gegenseitigen Besuche mit unseren Freunden aus der Partnergemeinde Traben Trarbach. Einmal durfte ich am Schröter-Fest sogar im Krönungsrat mitwirken, welcher die neue Weinkönigin in ihrem Amt einsetzte. In toller Erinnerung bleibt mir auch die Eröffnung des Schulhauses Alp II im Jahr 2019, wo nebst der Showeinlage von Marlon Roudette vor allem der Umzug mit allen Schülerinnen und Schülern und das Mitwirken der Vereine zu einem unvergesslichen Erlebnis wurden. Schöne Momente waren auch die diversen Einladungen, welche man folgen durfte: Beispielsweise an die Kabarett- Tage in Olten, das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest nach Pratteln, ins KKL Luzern.

Der grösste politische Erfolg?
Als erste Frau in Wangen bei Olten das Gemeindepräsidium geführt zu haben und die Sicherung der Liegenschaft Danzmatt, welche die Gemeinde nun entwickeln kann.

Der grösste Misserfolg im Amt?
Wenn man andere danach fragt, dann wird oft die Ablehnung der neuen Personenunterführung genannt. Ich sehe dies jedoch nicht als Misserfolg an, sondern als gelebte Demokratie. Wir dürfen in einem Land leben, in welchem das Volk das letzte Wort hat.

Es gab bestimmt auch traurige Momente während Ihrer Amtszeit?
Definitiv. Der Tod meiner Mutter hat mich schwer getroffen. Sie verstarb während der Coronazeit 2020 an Krebs. Traurig stimmte mich auch die Machtlosigkeit, welche man während der Coronazeit, nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges oder der drohenden Strommangellage oft verspürte. Auch dies sind Erlebnisse, welche eine Amtszeit prägten.

Ist nun ab August ganz Schluss mit Politik und Ämtern?
Alle meine politischen Ämter habe ich niedergelegt, in allen Organisationen, wo ich mitgewirkt habe, habe ich demissioniert und ab dem 1. August ist für mich nach 15 Jahren politischem Wirken Schluss. Ich werde mich wieder mehr meinem Beruf widmen, mehr unterrichten und die Ausbildung zur Praxislehrperson abschliessen. Schliesslich möchte ich unheimlich gerne wieder mein langjähriges Hobby aufnehmen und Tennis spielen. Vor allem aber werde ich die Zeit nun mehr für meine Familie einsetzen können. Immerhin geht es dort politisch weiter, denn sämtliche Vorlagen in Gemeinde, Kanton und Bund werden innerhalb der Familie oft und lange debattiert, bis jede und jeder seine Stimm- und Wahlunterlagen ausfüllt.

Gibt es einen Rat, den Sie Ihrem Nachfolger in Wangen bei Olten mit auf den Weg geben?
Er soll sich selbst und seinen Werten treu bleiben.

Text: NIK & Bilder: ALA