Mit spitzer Feder

Meinrad Kofmel

In der Zeitung bin ich kürzlich über die famose Idee gestolpert, ausgediente Soldaten als freiwillige Reservisten zu rekrutieren. Ein wahrer Geniestreich, gibt es doch keine aufrechteren, wehrhafteren, mutigeren, zäheren Schweizer als jene, die in geselligen Runden und an Familienfesten in RS- und WKNostalgie schwelgen. Alte Kameraden, wie Schnauz, der seit der RS Schnauz heisst, oder Dreifinger, der seinen Namen einem glimpflichen Zwischenfall mit einer Handgranate verdankt. Schnauz war der beste Fahrer des gesamten Regiments und weigert sich bis heute, ein Navi zu verwenden, weil er sämtliche Dörfer entlang der Simplon- Route in der richtigen Reihenfolge aufzählen kann und sich an die Namen aller Serviertöchter in jeder Beiz entlang des Weges erinnert.

Es sind Helden wie sie, die seit dem Abgeben glaubhaft versichern, der letzten Generation anzugehören, die in der Lage gewesen wäre, das Land im Alleingang mit reiner Muskelkraft und einem Armeemesser zu verteidigen. Wenn sie sich wieder in die zu eng gewordene Uniform quetschen und kurzsichtig blinzelnd zum Karabiner greifen, wenn die RUAG in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute den ersten waffenfähigen Rollator entwickelt, dann stellen sie die letzte Bastion dar, die den Feind das Fürchten lehrt und ihn notfalls mit Geschichten von damals zu Tode langweilt. Und sollte man an der Front wider Erwarten herbe Verluste erleiden, wäre dies zumindest ein probates Mittel, die AHV auf natürlichem Weg zu sanieren.

Für alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben, hier noch die Trigger-Warnung: Vorsicht Satire.