50 Jahre Rutishuser & Co / Anzeiger Thal Gäu Olten
50 Jahre Rutishuser & Co: Am 30. August wird in der Schützi gefeiert.

«Freundschaften, Abenteuer und viel Herzblut»

50 Jahre Rutishuser & Co – Gründungsmitglieder Willi Rüegsegger undThomi Fritschi blicken zurück

Am 30. August wird im Kulturzentrum Schützi in Olten gefeiert – und zwar nicht irgendein Konzert, sondern ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte. Rutishuser & Co stehen seit 50 Jahren auf der Bühne, und für diese Jubiläumsnacht lassen die beiden Gründungsmitglieder Willi Rüegsegger und Thomi Fritschi ihre gemeinsame Reise noch einmal Revue passieren.

«Wir fühlen uns als Band zu Olten hingezogen, da wir seit bald vierzig Jahren hier unser Probelokal haben», sagt Fritschi. «Darum war klar, dass wir – wie schon bei früheren runden Jubiläen – wieder in der Schützi feiern.» Das Programm ist üppig: Los geht’s mit der «Boogaloo Banditz», einer Jazzformation mit Röbi Weder (Drums), Roland Philipp (Sax), Marco Figini (Gitarre) und Roland Köppel (Organ/Leslie). Danach bringt die Rockabilly-Band «The B-Shakers» die Bühne zum Glühen. Den Hauptteil bestreiten Rutishuser & Co in drei Showblöcken: zuerst das Ur-Quartett mit Rüegsegger, Fritschi, Bassist Fritz Schär und dem inzwischen nach Südfrankreich ausgewanderten Tino Fotsch am Washboard, dann die aktuelle Fünfer-Formation mit Saxophonist Rolf Nyffeler und Juniorbassist Jonas Lüscher, und schliesslich ein Set mit kompletter Horn-Section. Durch den Abend führt Musiker-Kollege Ernesto Gloor.

Am Altstadtfest 1975 begann alles
Auf die Frage nach der Geburtsstunde der Band muss Willi Rüegsegger lachen. «Ich stand 1975 am Chäschüechli-Stand der Glugger Clique am Oltner Altstadtfest. Aus dem Zelt der Banausen Zunft drangen heisse Rock’n’Roll-Rhythmen. Nach ein paar Minuten war klar: Die Schürze kommt weg, ich muss da rüber.» Thomi Fritschi schildert denselben Moment aus seiner Sicht: «Ich war damals 20, als Solo-Pianist und Pausenfüller im Banausen-Zelt engagiert. Kaum hatte ich ein paar Boogie-Woogies gespielt, stand Willi mit seiner Blues-Harp neben mir – und dann setzte sich auch noch sein Bruder Max ans Schlagzeug.» Das Publikum sei sofort in Bewegung geraten, erinnert er sich, und dieser spontane Auftritt sei die Geburtsstunde der «Jacky Mac Rutishuser Blues Band» gewesen – der direkten Vorläuferin von Rutishuser & Co.

50 Jahre Rutishuser & Co / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die erste Formation 1975: «Jacky Mac Rutishuser Blues Band»


Blues und Boogie-Woogie
Geprobt wurde zunächst im Keller des Elternhauses der Rüegseggers in Starrkirch- Wil. «Bei unserem ersten Treffen waren Ernst Leibundgut am Sax und Lothar Straub am Bass dabei», erzählt Fritschi. «Die Begeisterung war riesig – wir hatten sofort unseren Sound gefunden: Blues und Boogie-Woogie, inspiriert von Chuck Berry, Fats Domino und Little Richard. » Das Equipment stammte teils aus früheren Bandprojekten, und das Klavier wurde kurzerhand aus einem Bauernhaus im Wiggerthal geholt. Der Bandname ging auf einen Spitznamen zurück, den Rüegsegger bei Ringier in Zofingen bekommen hatte. «Jacky Mac Rutishuser – warum man mich so nannte, weiss heute niemand mehr genau», sagt er schmunzelnd.

Probelokal im Hammerquartier
Schon bald folgten erste Konzerte in der Region, später Auftritte in Basel, Zürich und anderen Städten. Das Probelokal zog nach Olten ins Hammerquartier, wo die Familie Montanari der Band einen Keller mit Bühne und Bar zur Verfügung stellte – ein Ort, an dem nicht nur geprobt, sondern auch gefeiert wurde. Nach zwei Jahren kam der Bruch: Max Rüegsegger, Ernst Leibundgut und Lothar Straub verliessen die Band. «Thomi und ich machten als ‹Rutishuser & Co› weiter und holten Tino Fotsch dazu», so Willi.

Erste Singles und Sprung ins TV
Gemeinsam nahmen sie ihre ersten Singles auf – «Boogie für d’Judy» und «Tannzapfe-Blues» – und schafften es ins Fernsehen. Fritschi ergänzt: «Für unseren zweiten TV-Auftritt in ‹Iistige bitte› brauchten wir einen Bassisten. Fritz Schär passte perfekt – und ihm gefiel es so gut, dass er bis heute dabei ist.» Mit Fritz war 1982 die Urformation komplett, die über Jahrzehnte den Kern der Band bilden sollte. Tino Fotsch, der fast drei Jahrzehnte lang den unverwechselbaren Rhythmus der Band am Schlagzeug prägte, zog es schliesslich zurück zu seinen Dixieland-Wurzeln. Am 30-Jahr- Jubiläum in der Schützi übergab er die Stöcke feierlich an Jan Bächinger – einen Top-Musiker, der nun seit zwanzig Jahren am Schlagwerk sitzt und mit seiner Erfahrung und Spielfreude den Sound der Band entscheidend mitprägt.

Es folgten unzählige Auftritte, im Inund Ausland. «Wir haben in Theatern gespielt, an Festivals, in Kleinkunstbühnen, in Frankreich, Italien und Deutschland », erzählt Willi. Fritschi erinnert sich an eine Zeit, in der die Band sogar den Schritt ins Profilager erwog: «Wir hatten so viele Auftritte, dass es verlockend war. Aber wir entschieden uns dafür, einfach gute Musik zu machen und den Spass im Vordergrund zu behalten. Rückblickend kann ich sagen: Wir haben es geschafft – als Amateurband mit 50 Jahren Geschichte. »

Mitte 90er mit Horn-Section
Ein besonderer Höhepunkt war für Fritschi die Schweizer Eurovision-Ausscheidung 1991 in Vevey: «Drei Tage Produktion, ein riesiger Zirkus – das vergisst man nicht.» Mitte der 90er kam eine Horn-Section hinzu: Trompeter Umberto Arlati, Posaunist Loris Peloso und Saxophonist Rolf Nyffeler. «Mit dieser Bläsertruppe haben wir im ‹Chübel› in Olten ein Live-Album aufgenommen – das war ein Riesenschritt für unseren Sound», sagt Willi. «Später mussten wir die Horn-Section verkleinern, aber Rolf blieb», erzählt Fritschi. «Er bringt bis heute diesen Rhythm’n’Blues-Touch, der perfekt zu uns passt.»

50 Jahre Rutishuser & Co / Anzeiger Thal Gäu Olten
Ein Konzert kürzlich in Aarburg mit Willi Rüegsegger, Thomi Fritschi und Rolf Nyffeler.


Auch auf Kreuzfahrten aktiv
In dieser Phase entstanden auch besondere Projekte: Kreuzfahrten im Mittelmeer, bei denen die Band als Showact an Bord spielte, oder das rauschende 25-Jahr-Jubiläum 2000 in der Schützi vor über 600 Fans. «Das sind Momente, die man nie vergisst», sagt Willi. Das Thema Aufhören stand nie ernsthaft im Raum. «Wir akquirieren zwar nicht mehr aktiv, aber wenn ein Auftrag kommt, freuen wir uns wie früher», sagt Fritschi. Die Corona- Zeit sei allerdings eine harte Probe gewesen, erinnert sich Willi: «Zwei Jahre fast ohne Auftritte – brutal. Aber wir haben weitergeprobt und jede Gelegenheit genutzt, wenn irgendwo eine Bühne offen war.» Auch die 40-Jahr-Feier 2015 in der Fröscheweid in Olten sei ein Beweis gewesen, dass die Band noch immer ein Publikum findet. Zum Schluss lacht Fritschi, als es um den Bandnamen geht: «Wenn wir heute nochmals anfangen könnten, würden wir vielleicht einen anderen Namen wählen. ‹Rutishuser & Co› wird von manchen mit Volksmusik verwechselt. Aber jetzt ist er eine Institution – wenigstens in unserer Region.»

Fast wie eine Familie
Was bleibt nach einem halben Jahrhundert? Für Fritschi ist es klar: «Die Freundschaft innerhalb der Band. Das ist fast wie Familie.» Willi nickt: «Fünfzig Jahre – das sind nicht nur Takte und Akkorde. Das sind Freundschaften, Abenteuer und eine Menge Herzblut.»

Tickets und Infos: www.rutishuser.ch

Text: ALA & Bilder: ZVG