Wenn man durch die Oltner Altstadt spaziert, kann man einen neuen Farbtupfer im Ladenmix der Stadt entdecken: Am Oberen Graben 5 hat «Pasta e Olio» seine Türen geöffnet. Zwischen alten, liebevoll restaurierten Möbeln, die zu Regalen geworden sind, stapeln sich Olivenöle, Pasta, Pesto und feine Cremes aus der Molise. Es ist dies eine kleine, fast vergessene Region im Süden Italiens, aus der die Familie von Dorothea Scioli stammt.
Schon lange habe sie mit dem Gedanken gespielt, einen eigenen Laden zu eröffnen, erzählt die 55-Jährige. «Manchmal muss man einfach mutig sein und etwas wagen», sagt sie. Zuvor hatte sie ihre Spezialitäten im «Gogghi Store», dem Streetwear-Laden ihres Sohnes Leandro Scioli, angeboten – doch das wachsende Sortiment sprengte dort bald den Rahmen. Die endgültige Motivation habe ihr die Teilnahme am Oltner Adventsmarkt gegeben: «Die Resonanz dort war überwältigend. Ich habe zweimal mitgemacht und gemerkt, wie sehr die Leute diese Produkte schätzen.» Als sie dann ein Kunde anfragte, ob sie sich vorstellen könnte, einen festen Standort im Oberen Graben zu eröffnen, habe sie nicht lange gezögert, den Schritt zu wagen, erinnert sich die temperamentvolle Südländerin mit einem Leuchten in den Augen.
Alles kommt aus der Region Molise
Das Herzstück ihres Konzepts ist die Region Molise. «Meine Wurzeln liegen dort. Die Leute haben nicht viel, aber sie haben ihre Küche, ihre Traditionen und eine unglaubliche Hingabe für gutes Essen», erklärt die Feinkosthändlerin. Es gehe ihr darum, diese Authentizität weiterzugeben. Im Laden selbst wird die Verbundenheit sichtbar: Ausgesuchte Möbelstücke sind liebevoll restauriert und haben ein neues Leben eingehaucht bekommen. Sie selbst beschreibt den Stil als «ChäbiChic, aber nicht im Stile einer ‹Villa Kunterbunt› – eher stilvoll mit einem Hauch Vintage».
Nur ausgesuchte Artikel
Anders als in anderen Feinkostläden geht es hier nicht um Masse. «Es kommt nur ins Regal, was mich hundert Prozent überzeugt», betont die ehemalige Verkaufsleiterin. Alle Produzenten kennt sie persönlich – im kommenden Oktober reist sie wieder in die Molise, besucht die Betriebe und verbringt auch private Momente mit den Produzenten, die vielfach zu guten Bekannten oder gar Freunden geworden sind. Eine ihrer engsten Beziehungen verbindet sie mit Marina Colonna, einer Olivenölproduzentin von Weltruf. «Mit ihr fahre ich im Jeep durch die Plantagen, danach sitzen wir gemeinsam für ein feines Essen am Tisch. Das ist fast schon Freundschaft.» Für sie sei die enge Beziehung zu den Produzierenden sehr wichtig.
Der Laden ist bewusst so konzipiert, dass Kundinnen und Kunden die Qualität unmittelbar erleben können. Man findet ein «Degustationseggli», an dem man mit einem Stück Brot verschiedene Olivenöle probieren darf. «Nicht allen schmeckt dasselbe. So kann jeder selbst entscheiden, was ihn überzeugt. Die Geschmacksknospen sind ja bei jedem Menschen anders», erklärt Scioli. Auch beim Verpacken denkt sie an den besonderen Moment: Wer ein Geschenk kauft, erhält es ohne Aufpreis hübsch eingepackt – romantisch, typisch italienisch oder ganz schlicht. «Das mache ich aus Überzeugung. Man sollte der Gesellschaft etwas zurückgeben und die Freude des Schenkens unterstützen.»
Viele Kundinnen und Kunden kämen, um Geschenke zu besorgen, manche auch einfach, um einen Hauch Italien mitzunehmen. «Ich bin glücklich, wie es in den ersten Monaten angelaufen ist. Es zeigt mir, dass der Schritt richtig war.»
Durch und durch ein Herzensprojekt
Ob es irgendwann weitere Standorte geben wird? Die Unternehmerin winkt ab. «Im Moment nicht. Ich will mich nicht verzetteln. Erst einmal will ich sehen, wie es hier läuft. Dann entscheide ich weiter.» Für sie sei «Pasta e Olio» ein Herzensprojekt – bodenständig, authentisch und eng mit ihrer Familie verbunden. Ihr Mann helfe am Samstag im Laden, Tochter Lavinia übernehme das Fotografieren und den Internetauftritt. «Marketing ist nicht so mein Ding», gibt die lebhafte Inhaberin lachend zu.
Dass sie in ihrem Geschäft viel Energie hineinsteckt, merkt man sofort. Für Dorothea Scioli sind die Produkte weit mehr als Waren. «In diesen Gläsern und Flaschen steckt viel Herzblut», sagt sie und streicht mit der Hand über die ordentlich aufgereihten Regale. Man spürt, dass sie nicht nur Pasta und Olivenöl verkauft, sondern ein Stück Heimat, Lebensgefühl und italienische Leidenschaft.