Seit Januar 2024 hat Patricia Bianchi die künstlerische Leitung des traditionsreichen Festivals Tanz in Olten inne. Die Zürcher Kulturmanagerin und Kuratorin trat damit die Nachfolge von Ursula Berger an, die das Festival fast drei Jahrzehnte lang geprägt hatte. Mit diesem Wechsel begann ein neues Kapitel, das Bewährtes erhalten will und zugleich neue Akzente setzt.
«Die Geschichte des Festivals bedeutet für mich eine grosse Verantwortung», sagt Patricia Bianchi. Nach fast 30 Jahren unter Ursula Berger sei es keine leichte Aufgabe gewesen, in deren Fussstapfen zu treten. Gleichzeitig freue sie sich sehr darauf, neue Impulse zu setzen und die vielfältige Tanzszene noch stärker in Olten zu präsentieren. Nach ihrer ersten eigenen Programmlinie im November 2024 richtet sich der Blick nun auf die kommende Ausgabe in diesem Herbst.
Verantwortung und Motivation
Was Bianchi besonders reizt, ist die Mischung aus Tradition und Weiterentwicklung. «Es ist für mich eine besondere Chance, ein Festival mit einer so langen und reichen Geschichte zu leiten», erklärt sie. Ihre Motivation sei es, Tanz in Olten als relevanten und zeitgemässen Treffpunkt für Tanzkunst zu erhalten – und dabei eigene Ideen einzubringen.
Aus ihrer Zeit beim Jugend-Tanz- und Theaterfestival fanfaluca bringt sie nicht nur Organisationserfahrung mit, sondern auch ein breites Netzwerk. «Ich habe gelernt, Abläufe effizient zu koordinieren und unterschiedliche Beteiligte zusammenzubringen. Dazu kommt ein Kreis von Künstlern und Künstlerinnen, Förderern und Institutionen, den ich nun auch für Olten nutzen kann.» Diese Kombination aus administrativer Kompetenz, Vernetzung und künstlerischem Verständnis soll helfen, das Festival professionell weiterzuführen und gleichzeitig kreative Freiräume zu eröffnen.
Kontinuität und neue Akzente
Bianchi positioniert das Festival bewusst zwischen Kontinuität und Aufbruch. «Ich respektiere das Erbe sehr, aber wir müssen uns fragen, wie wir Tanz heute präsentieren wollen und welche Themen uns in die Zukunft begleiten.» Für sie gehören Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit selbstverständlich dazu. Bewahren möchte sie die enge Verbindung zu etablierten Schweizer Compagnien, gleichzeitig aber gezielt den Nachwuchs fördern.
Auch die Vereinheitlichung des Namens ist für sie Teil dieser Ausrichtung. Der Verein hiess seit jeher «Tanz in Olten», nun tritt auch das Festival unter diesem Titel auf. «Damit möchte ich die Marke stärken. Mein Ziel ist, die Bezeichnung ‹Tanz in Olten› Festival für zeitgenössischen Tanz zu etablieren – so wird sowohl die lokale Verankerung als auch der künstlerische Anspruch sichtbar.»
Das Publikum im Fokus
Ein besonderes Augenmerk legt die Leiterin auf das Publikum. «Mein Ziel ist es, unterschiedliche Publika zu stärken und neue Menschen für zeitgenössischen Tanz zu begeistern.» Olten sei zwar als Literaturstadt bekannt, habe aber ein offenes und neugieriges Kulturpublikum. Tanz könne hier Brücken schlagen, indem er Geschichten und Emotionen vermittle und Denkanstösse gebe.
Um mehr Menschen zu erreichen, setzt Bianchi auf eine stärkere Vermittlung und digitale Kommunikation. Ein ansprechender Webauftritt, informative Newsletter und Social Media sollen Schwellen abbauen. Zudem plant sie, die Zusammenarbeit mit Schulen und Tanzausbildungsstätten zu intensivieren.
Junge Talente und Vermittlung
Programme für Kinder, Jugendliche und Nachwuchschoreografinnen und -choreografen sind für sie selbstverständlich. «Das bleibt ein fester Bestandteil unseres Festivalprogramms.» Dazu gehören Schulvorstellungen und eigens für Kinder konzipierte Aufführungen. Mit dem Short Cuts-Förderpreis möchte sie jungen Künstlerinnen und Künstlern weiterhin eine Plattform geben, um erste Arbeiten vor Publikum zu zeigen.
Patricia Bianchi sieht in der Tanzvermittlung ein zentrales Anliegen. «In Workshops und Projekten mit Schulen möchten wir vor allem Freude an Bewegung wecken und einen Funken Begeisterung entzünden.» Der direkte Austausch mit Lehrpersonen sei dabei entscheidend, um passende Formate entwickeln zu können.
Internationale Perspektiven
Olten bleibe für sie in erster Linie ein Ort für Schweizer Tanzschaffende, sagt Bianchi. Ergänzt werden soll das Programm durch bewusst ausgewählte Gäste aus Nachbarländern. «Diese internationale Perspektive bereichert das Festival und ermöglicht einen lebendigen Austausch.» Langfristig könne sie sich auch Residenzen und Zwischennutzungen vorstellen: «Sehr gerne würde ich das Angebot an Residenzen ausbauen und Showings während des Jahres ermöglichen.» Noch stehe dem der finanzielle und organisatorische Aufwand entgegen – im Moment liege der Fokus ganz klar auf dem Aufbau des Publikums und einer klaren Kommunikation.
Blick nach vorn
Ihre Vision für die kommenden Jahre ist klar: «In Zukunft soll Tanz in Olten als fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt wahrgenommen werden – inspirierend, berührend und herausfordernd. » Sie möchte, dass Olten ein Ort bleibt, an dem sich regionale, nationale und internationale Kunstschaffende begegnen, und dass besonders junge Menschen für den Tanz begeistert werden.
Ein Blick zurück zeigt, dass Bianchi auf ein stabiles Fundament aufbauen kann. Ursula Berger hatte das Festival 1996 gegründet und über fast drei Jahrzehnte hinweg geprägt. Unter ihrer Leitung entwickelte sich die Veranstaltung zu einer festen Grösse in der Schweizer Kulturszene, ausgezeichnet mit Preisen und getragen von der Idee, zeitgenössischen Tanz sowohl international als auch lokal sichtbar zu machen. Berger bleibt dem Verein als Präsidentin verbunden und verfolgt mit Interesse, wie ihre Nachfolgerin den Tanz in Olten weiterführt.
Highlights aus dem diesjährigen Programm
Montag, 17. November, 20 Uhr Kulturzentrum Schützi: Thomas Hauert mit seinem Solo «Troglodyte_ Zaungast/Zaunkönig» Hauert ist Preisträger des Schweizer Grand Prix Darstellende Künste/Hans- Reinhart-Ring 2025 (höchste Auszeichnung vom BAK für Tanz/Theater). Eine einmalige Gelegenheit, den Solothurner Choreografen live in Olten zu sehen.
Für Kinder ab 9 Jahren, Mittwoch, 19. November, 16 Uhr Kulturzentrum Schützi: Janne Gregor: Ich kann’s nicht lassen. Vorstellung im Tanzstil von Krump, die Kinder sind mit auf der Bühne und Teil des Stücks, machen mit, partizipativ.
Weitere Highlights für Erwachsene und zum ersten Mal auf der Bühne von Tanz in Olten:
Freitag, 14. November, 20 Uhr Kulturzentrum Schützi: Duett aus Neuchatel: Cie La Méthode mit «Notus». Nachwuchsgruppe.
Samstag, 15. November, 20 Uhr Kulturzentrum Schützi Die Basler Choreografin Johanna Heusser mit «valse, valse, valse».
Ganzes Programm und Tickets: www.tanzinolten.ch