Ich lebe seit über 20 Jahren in Bern. Letzten Samstag war meine Familie in der Nähe des Hauptbahnhofs um 15 Uhr bei Freunden eingeladen. Dafür ins Auto zu steigen, macht wenig Sinn – mit Tram und Bus könnten wir normalerweise schnell von Tür zu Tür reisen. Mit Betonung auf «könnten». Kurz nach 14 Uhr realisierte ich dank einer Push-Nachricht: Just für 15 Uhr war am Bahnhof die Besammlung für eine unbewilligte Pro-Palästina-Demonstration angesagt. Und ganz offen auch der Aufruf zu Eskalation. Also nahmen wir das Auto, fuhren beim Wankdorf auf die Autobahn und nach der Ausfahrt Forsthaus im Zickzack durch Quartierstrassen, bis wir am Ziel waren. Ich nervte mich, wie unsinnig das alles war. Anderntags erfuhr ich beim Blick in die Zeitung und vor allem in die Innenstadt: 57 zum Teil massiv beschädigte Gebäude, 18 verletzte Polizisten, Sachschäden mitten im UNESCO-Weltkulturerbe in Millionenhöhe. Ein schwarzer Block, der die anfangs friedlich laufende Demonstration mit Gewalt und Chaos zum kompletten Desaster machte. «Warum liess man den Umzug in die Innenstadt ziehen, mit dem Wissen, wer in anführt?», fragt der Verein Bern City völlig zu Recht. Mein Ärger über den Auto-Umweg war plötzlich unbedeutend im Vergleich zu dem, womit neben den Verletzten andere Direktbetroffene von Anwohnern bis Gewerbetreibenden konfrontiert waren.
Die genaue Aufklärung wird Politik und Behörden noch lange fordern. Ich bin gespannt, welchen Umweg – ganz ohne Auto im kommunikativen Sinne – sie dafür gehen werden.
Sabrina Glanzmann ist erschüttert über diesen extremistischen Angriff auf zentrale Freiheitsrechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit.