Als der Veranstalter des Chlause-Märet in Balsthal vor zwei Jahren einen Nachfolger suchte, zögerte Markus Müller nicht und erwähnte an verschiedenen Anlässen in Balsthal, dass er sich gut vorstellen könne, die Organisation zu übernehmen und das Präsidium zu führen. VON
Der 45-jährige Balsthaler, gelernter Zimmermann und heute bei der Gemeinde angestellt, ist tief im Dorf verwurzelt – dort geboren, aufgewachsen, in Vereinen engagiert und bis heuteMitglied der Feuerwehr. «Der Anlass ist fester Bestandteil und muss sicher erhalten bleiben», sagt er rückblickend über den Traditionsanlass, der seit über 30 Jahren Teil des Dorflebens ist.
Als sich Ende 2023 die damalige Präsidentin des Organisationskomitees bei ihm meldete und fragte, ob er die Verantwortung übernehmen wolle, musste Müller nicht lange überlegen. «Ich habe spontan Ja gesagt – und erst danach meine OK-Leute gesucht», erzählt er. Die drei Freunde, die er ansprach, waren sofort dabei. Vier Balsthaler, die anpacken, wenn es darauf ankommt. So entstand der Verein Chlause-Märet Bauschtu, der den Anlass 2024 unter dem neuen Namen «Chlause-Märet Bauschtu» weiterführte.

Ein Neustart aus Überzeugung
Müller beschreibt sich selbst als Macher – etwas, das er aus seinem gelernten Beruf mitbringt. «Wenn man hier aufgewachsen ist und selbst Kinder hat, will man ihnen zeigen, was einen selbst geprägt hat», sagt er. Für ihn ist der Chlause-Märet Bauschtu mehr als ein Markt: ein Stück Dorfkultur, das Menschen verbindet. «Das Dorf wird anonym, wenn Vereine und Traditionen verschwinden.»
Die neue Crew des Chlause-Märet startete voller Elan. Dennoch war schnell klar: Die Anzahl der Aussteller entsprach noch nicht den eigenen Vorstellungen. Mit Engagement, guten Kontakten und viel Teamgeist gelang es, das Angebot spürbar zu erweitern.
«Wir haben gesagt, wir wollen eine schwarze Null erreichen. Wenn nicht, hätten wirs privat gedeckt», erinnert sich Müller. Es war ein mutiger Schritt – aber einer, der sich gelohnt hat. Dank Unterstützung aus der Bevölkerung, von lokalen Unternehmen und einem grosszügigen Hauptsponsor kam das Projekt rasch ins Rollen.


Vom Sturm zum Besucherrekord
Am 6. Dezember letzten Jahres feierte der Chlause-Märet unter neuer Leitung sein 30-Jahr-Jubiläum. Der Start des Chlause- Märet Bauschtu begann traditionsgemäss mit einer Geste, die Müller besonders am Herzen liegt: Noch bevor der Markt seine Tore öffnete, ging er gemeinsam mit seinem OK von Stand zu Stand, überreichte den Ausstellenden einen Schoggisamichlaus und wünschte ihnen gutes Gelingen. «Das ist die Stunde, in der man durchatmen kann und jede einzelne Minute geniesst. Da spürt man, dass es sich gelohnt hat», beschreibt er den besonders schönen Moment.
Wenig später zeigte sich, wie stark die Bevölkerung hinter dem Anlass steht. Zwar sorgte am Morgen ein Sturm für beschädigte Stände, doch die Mitarbeitenden des Werkhofs Balsthal halfen rasch aus und reparierten die beschädigten Marktstände. Rechtzeitig zum Start klarte der Himmel auf. «Vom Bangen bis mega geil – das war ein Wellental der Emotionen», fasst Müller den Tag zusammen.
Der Andrang war gross, die Stimmung ausgelassen. Glühwein, Guetzli und Handwerkswaren waren zeitweise ausverkauft, überall wurde gelacht und musiziert. Besonders berührt habe ihn die Freude der Menschen, sagt Müller. «Viele haben mich angesprochen – auch Leute, die ich gar nicht kenne. Sie waren einfach froh, dass es den Märet so wieder gibt.»
Eine ausgewogene Mischung aus Handwerk, Spezialitäten und Kulinarik kam gut an. «Im ersten Jahr haben wir vieles eins zu eins übernommen, um auf Nummer sicher zu gehen», erklärt der Macher. «Aber künftig wollen wir jedes Jahr etwas Neues bringen – etwas, das überrascht.» Die Resonanz spricht für sich: Die meisten Ausstellenden haben sich bereits wieder angemeldet, und es gibt zusätzliche Anfragen von neuen Interessierten. «Das zeigt, dass wir mit dem OK Chlause-Märet Bauschtu auf dem richtigen Weg sind und das Vertrauen der Aussteller und Besucher gewonnen haben.»

Ein Markt, der verbindet
Für Müller ist der Chlause-Märet mehr als Organisation und Zahlen. Er sieht darin eine Aufgabe, die das Dorf zusammenbringt. «Traditionsanlässe sind wichtig für die Gemeinschaft. Sie schaffen Begegnungen, Freundschaften, Vertrauen, was es sonst immer weniger gibt.» Auch die Verbindung zur Chlaus-Jagd, die jedes Jahr am selben Abend durch die Herrengasse zieht, liegt ihm am Herzen. «Ich bin am Abend selbst Quartierchlaus», sagt er schmunzelnd. «Das gehört einfach zu mir dazu.» Denn am 6. Dezember in Balsthal gibt es so viel Schönes zu erleben, dass Kinder- und Erwachsenenaugen vor Freude leuchten, sei es am Chlause-Märet Bauschtu selbst oder am Abend in den gemütlichen Stuben der Balsthaler. All das ist ein Geschenk, das ihn verzaubert und ihn als Balsthaler «stolz und glücklich » macht, wie er sagt.
Das Engagement erfordert viel Zeit. Rund 200 Stunden investieren Müller und sein Organisationskomitee jährlich in Vorbereitung, Aufbau und Durchführung. «Ja, es gibt Momente, in denen man sich fragt, warum man sich das antut », gesteht er. Doch in seiner Familie findet der umtriebige Organisator grosse Unterstützung. «Meine Frau ist mein grösster Rückhalt. Sie unterstützt mich bei allem und hält mir den Rücken frei, wenn es stressig wird – das gibt mir die Kraft, alles anzupacken.»
Für ihn ist der Märet Herzenssache, aber auch ein Ventil. «Dann kann ich abschalten und etwas für die Menschen und die Gemeinde Balsthal tun. Es ist befriedigend, zu sehen, dass viele Menschen Freude daran haben.» Seine Präsenz auf Social Media – mit kurzen, augenzwinkernden «Pschtt»-Videos – wurde im Dorf schnell zum Markenzeichen. «Wenn mich Leute sehen, machen sie das manchmal als Scherz nach», sagt der 45-Jährige lachend. «Das zeigt, dass man etwas bewegt.»
Blick nach vorn
Der nächste Chlause-Märet findet am kommenden 6. Dezember statt – wiederum mit Musik, regionalem Handwerk, Kinderaktivitäten und der traditionellen Chlaus-Jagd. Für Müller und sein Team ist das Ziel klar: Die familiäre Atmosphäre soll bleiben, auch wenn der Anlass weiterwächst. «Wir wollen ihn Schritt für Schritt weiterentwickeln, jedoch immer mit offenen Augen gross werden», sagt der traditionsbewusste Mann.
Was ihn antreibt, ist nicht Nostalgie, sondern Überzeugung. «Wir machen den Märet nicht fürs Geld, sondern aus Herzblut für Balsthal», sagt Markus Müller. «Ich glaube, wir haben als neue Organisatoren mit diesem Märet wieder in die Herzen der Balsthaler getroffen.»
