Papeterie Köpfli / Anzeiger Thal Gäu Olten
Bruno Baumann und Susi Köpfli vor ihrem Ladenlokal an der Konradstrasse. Ende März 2026 ist Schluss mit stationärem Verkauf.

Köpfli setzt voll auf den Online-Shop

Die Papeterie Köpfli schliesst ihr Ladenlokal in Olten spätestens im März 2026

Susi Köpfli und ihr Team schliessen ihr Ladengeschäft an der Konradstrasse spätestens Ende März 2026. Viele verschiedene Gründe haben zu diesem Entscheid geführt. Damit geht eine Ära zu Ende – und auch nicht. Denn die Papeterie Köpfli gibts weiterhin, als Online-Shop mit fachkundiger Beratung. «Wir haben unverändert Freude an unserem Beruf und mit unseren Produkten», unterstreicht die junggebliebene Unternehmerin.

«Wir ziehen weiter – in den Online- Shop.» Susi Köpfli lacht bei dieser Aussage. Auch wenn beim Gedanken, dass die gleichnamige Papeterie nach 72 Jahren des Bestehens ihr Ladenlokal an der Oltner Konradstrasse schliesst, Wehmut aufkommen könnte. Aber für sie und ihren Geschäfts- und Lebenspartner Bruno Baumann stimmt der Entscheid «zu hundert Prozent», wie sie sagen. Gründe dafür gibts einige, das Pendel endgültig kippen liess der Umstand, dass gleich vis-à-vis von ihrem Geschäft der Abriss zweier Liegenschaften geplant ist. Im Frühling 2026 sollen die Arbeiten losgehen, die Rede sei von einer zweijährigen Bautätigkeit. Zwei Jahre, in denen der Zugang zu ihrem Geschäft zumindest arg beeinträchtigt wäre.

Mit derlei Einschränkungen aber hat das Paar in der Vergangenheit schon reichlich Erfahrungen gesammelt – überaus schlechte Erfahrungen. 2017 und 2018 wurde die Konradstrasse während rund eines Jahres saniert – drei Viertel der Laufkundschaft blieb in dieser Zeit in der hinter der Baugrube «versteckten» Papeterie aus. Bleibende Fixkosten also bei drastisch sinkenden Einnahmen. «Die Kundschaft blieb aus, erhalten haben wir genau null Franken von niemandem. Das wollten wir uns nicht nochmals antun», sagt Susi Köpfli.

Veränderte Einkaufsgewohnheiten, rückläufige Nachfrage
Aber ja: Die beiden machen keinen Hehl daraus, dass auch die veränderten Einkaufsgewohnheiten mit Digitalisierung und Verlagerung in den Onlinehandel ihrem Fachgeschäft das Leben mehr und mehr schwer gemacht haben. Will heissen: Weniger Laufkundschaft in der Papeterie, vermehrt hätten sie sich auch in der Rolle des Lückenbüssers wiedergefunden. Hinzu kommt die sinkende Nachfrage nach klassischen Büroartikeln wie Ordnern und der Trend zu Homeoffice. Schreibmappen und Papier weichen Laptops und Ablagen in der Cloud. Eine Entwicklung, von der die Bürofachgeschäft- Branche seit Jahren betroffen ist. Und da ist noch ein gewichtiger Grund für den Entscheid, das Ladenlokal zu schliessen und so auch Mietkosten zu sparen. Zwar zahle man in der Stadt seit 72 Jahren Steuern, erzählt Bruno Baumann. «Aber wenn es um Büromaterial-Lieferungen geht, und damit meine ich auch andere Kommunen oder Institutionen, bestellt man diese lieber ausserkantonal oder in Frankreich oder Österreich.»

Seit sechzig Jahren im Business
Mit diesem Entscheid geht zumindest bezüglich stationärem Verkauf eine Ära zu Ende. Köpfli ist die älteste Papeterie in Olten, die «zur Stadt gehört wie der Bleistift zum Papier», wie diese Zeitung einst getitelt hat. Ein Unternehmen, das auf eine überaus wechselvolle Geschichte zurückschaut. Susi Köpfli absolvierte von 1965 bis 1967 schon die Lehrzeit in der Firma, die der Vater ihres verstorbenen Mannes, Roman Köpfli senior, 1954 gegründet hatte. Der erste Standort war an der Baslerstrasse 20, dort also, wo heute das Coop City steht. Der Junior des Firmengründers übernahm, Roman und Susi heirateten und es folgten ab 1969 fast vier Jahrzehnte in der Altstadt. Zu den besten Zeiten hatte die Papeterie Köpfli bis zu zehn Mitarbeitende und drei Lehrlinge. «In der ganzen Zeit haben wir rund hundert Lernende ausgebildet », sagt die Inhaberin mit berechtigtem Stolz. Den Standort in der Altstadt mussten Köpflis im Sommer 2007, ein halbes Jahr vor Romans Tod, aufgeben. Nach einem dreijährigen Intermezzo an der Hammerallee ist die Papeterie seit 2010 an der Konradstrasse domiziliert.

Der gewohnte Service bleibt erhalten
Die Gelegenheit zu nutzen und mit 76 Jahren, die man ihr mitnichten ansieht, einen – verdienten – Schlussstrich unter ihre Geschäftstätigkeit zu ziehen, war für Susi Köpfli kein Thema. «Ich bin noch nicht müde geworden und habe noch immer unheimlich viel Spass an meinem Beruf», erklärt sie. Dass man den Online- Shop schon seit 15 Jahren betreibe, komme ihrem Team und ihr nun zugute. Bis Mitte Januar soll auch der Internetauftritt mit Fokus auf den Shop angepasst und modernisiert sowie auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden abgestimmt sein. «Unsere gewohnten Dienstleistungen mit Lieferservice an Gewerbe- und Bürokunden sowie unsere bewährte Beratung werden wir selbstverständlich weiterhin aufrechterhalten, einfach per Mail und telefonisch.»

Text: NIK & Bild: EMU