Auf meinem Arbeitsweg steht ein Wegweiser mit der Aufschrift «Kuno Gedenkweg ». In meinen Gedanken wurde «Kuno» zu «Kuoni» und ich fragte mich allmorgendlich, wie der eingemauerte Ritter Kuoni von der Bechburg Oensingen bis in den Scheppacher Forst – ein Waldstück in Bayern – kam. Ausserdem war «Kuoni» mal ein Theaterstück der Gäuer Spielleute, was wiederum schöne Erinnerungen in mir weckte. Vor ein paar Tagen las ich einen Artikel im Regionalanzeiger über ebendiesen Weg. Nun weiss ich: Der Kuno Gedenkweg verfügt über keinerlei romantische Mystik, hat nichts mit dem sagenumwobenen Ritter zu tun. Es geht um die Geheimsache Kuno. Der Weg erinnert an ein verstecktes Waldwerk, in dem im Herbst 1944 KZ-Häftlinge Düsenjäger montieren mussten.
Ich staunte. Über das wahnsinnige Werk an sich, über die Menschen allgemein und über meine kulturell geprägten Gedankenwege. Unsere Vergangenheit, die Vergangenheit unserer Vorfahren und unseres Landes prägt unsere Gedanken. Dieser Wegweiser macht mir bewusst, dass wir Menschen ganz unterschiedlich geprägt sind und dies unsere Handlungen bestimmt. «Verständnis und Dialog» leuchten für mich über dem Schild.
Wir wünschen uns gegenseitig eine friedliche Weihnachtszeit. Ich glaube, nur mit Wünschen wird das nichts mit dem Frieden. Wir brauchen Offenheit und Austausch. Was nicht heissen soll, dass wir alles akzeptieren müssen. Doch ein Quäntchen Verständnis für die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Herkunft hilft bestimmt auf dem Weg zu friedlichen Weihnachtstagen und vielleicht sogar einer solchen Welt.
