Marienkirche Wolfwil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Blick ins Innere der Marienkirche: In den 70er-Jahren wurden der alte und der neue Kirchenteil miteinander verbunden.

Ein anerkannter Kraftort – bis heute

Wolfwil feiert das 400-Jahr-Jubiläum seiner Marienkirche mit einem Fest der Begegnungen

An einer Jubiläumsfeier am 18. September soll auf die vier Jahrhunderte lange Geschichte des Wolfwiler Gotteshauses zurückgeblickt werden. Die Marienkirche zieht seit jeher Pilger aus nah und fern an und soll auch in Zukunft ein Begegnungsort sein.

Seit 400 Jahren steht sie an ihrem Platz so ziemlich in der Dorfmitte von Wolfwil, die stattliche Kirche mit ihrem stolzen Dachreiter. Mit dem Bau des Chores wurde im Jahre 1616 begonnen und 1617 konnte der Kreuzstein ins Gewölbe gelegt werden. Für den Bau des Schiffes war die Gemeinde zuständig. Diese liess sich dann aber Zeit, denn erst 1620 war der Steinbau beendet.

Bis zur Kirchweihe im Jahre 1628 vergingen dann nochmals ein paar Jahre. Mit der wachsenden Gemeinschaft und der Zunahme der Wallfahrten wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Platz in der Kirche langsam knapp. So wurde im Jahr 1923 die ursprüngliche Kirche nach Westen erweitert, was den Bau einer Empore ermöglichte. Auf dieser Empore stand bis zur erneuten Erweiterung – diesmal nach Süden – in den Jahren 1976 und 1977 auch eine Orgel und fand der Kirchenchor seinen Platz, um mit seinen Gesängen die Gottesdienste zu begleiten. Bei dieser Erweiterung wurde aus der Empore ein Saal und die neue Orgel steht nun im Gottesdienstraum. Die Marien-Statue, die der Legende nach in der Reformationszeit des 16. Jahrhunderts am Aarebord unterhalb der Kirche angeschwemmt worden sei, erhielt im alten Chorraum, nun Gnadenkapelle, einen neuen Platz zur Verehrung. Den neuen Kirchenbereich schmücken fünf grosse Glasmosaikfenster des Kunstmalers Cäsar Spiegel, wo fünf Stationen aus dem Leben Mariens dargestellt sind. Bis heute hat sich in dieser schönen Kirche die Magie eines besonderen Kraftortes erhalten.

Bitten der Gläubigen an «die liebe Frau von Wolfwil»
Seit dem 16. Jahrhundert wird in Wolfwil die Gottesmutter Maria verehrt. Pilger aus nah und fern tragen Maria ihre Anliegen und Sorgen vor. Manche Bitte fand und findet Erhörung. Davon berichteten früher zahlreiche Votivtafeln. Heute ist noch ein Votivbild von 1748 in der Gnadenkapelle zu sehen. Es berichtet von der wundersamen Rettung eines Spenglermeisters, der einen Sturz vom Kirchendach unverletzt überstanden haben soll. Nach einigen etwas ruhigeren Jahren ist wieder eine Zunahme der Wallfahrten und Bittgänge festzustellen. Am Patroziniumsfest vom 15. August ist es noch heute eine lieb gewonnene Tradition von Pfarreien aus dem Thal, dem Gäu und dem Untergäu, sich auf den Weg zu «Unserer Lieben Frau von Wolfwil» zu begeben.

Marienkirche Wolfwil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Kirche heute. Im Jahr 1923 wurde sie nach Westen erweitert. In den 70er-Jahren erfolgte der Ausbau nach Süden.


Halt und Zuversicht – auch für die künftigen Generationen
400 Jahre sind in der heutigen kurzlebigen Zeit eine Ewigkeit. Es muss einen Grund geben, weshalb eine Institution wie die Kirche über Generationen hinweg Bestand hat. Die Antwort ist denkbar einfach: Sie hilft und dient den Menschen. Das ist auch das Verständnis der heutigen Verantwortlichen der Kirche. Sie gibt den Menschen Halt und Zuversicht. Es lohnt sich, diese Werte im Rahmen einer Feier zu würdigen. Am Jubiläumsfest, das mit dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag zusammenfällt, will die Kirchgemeinde auf die wechselvolle Geschichte der Kirche Wolfwil zurückblicken, mit den Pfarreiangehörigen zusammen feiern und das Jubiläum würdig begehen (Festprogramm: siehe Box). Und: In die Zukunft blicken. Die Kirche war und ist ein Ort der Begegnungen. Nicht von ungefähr sagt der Volksmund: man soll die Kirche im Dorf lassen. Die Marienkirche Wolfwil war 400 Jahre der Ort, an dem sich Menschen begegnet und gestärkt haben und dann wieder ihre eigenen Wege gegangen sind. Dies soll auch für die zukünftigen Generationen so bleiben. Deshalb wird der Platz zwischen Pfarrhaus und Kirche zu einem Begegnungsort für alle Menschen umgestaltet. Die Vorbereitungsarbeiten für die Gestaltung sind bereits angelaufen.

Marienkirche Wolfwil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die heilige Maria rettet einen vom Dach stürzenden Spenglermeister. Votivtafel von 1748.


Vorfreude auf die Feier
Die Jubiläumsfeier am Sonntag, 18. September, soll zu einem Anlass von schönen Begegnungen werden. Begegnungen im Festgottesdienst, beim festlichen Apéro, beim Entdecken der Geschichte des Gotteshauses anlässlich einer Führung, bei der Besichtigung des Kirchturms oder im Rahmen der anderen angebotenen Attraktionen.

Kirchgemeinderat, Pfarreileitung und alle Beteiligten freuen sich sehr auf diesen Festtag mit zahlreichen Mitfeiernden.

Festprogramm «400 Jahre Kirche Wolfwil»
Ab 9 Uhr: Kaffee und Gipfeli sowie musikalische Begleitung durch den Musikverein Konkordia Wolfwil.
10 Uhr: Festgottesdienst. Der Kirchenchor singt die Toggenburger Messe von Peter Roth. Teilnehmen werden auch Vertreter der Schweizergardisten. Gleichzeitig findet ein separater Kindergottesdienst statt (Treffpunkt vor der Kirche).
11.15 Uhr: Festlicher Apéro für alle und musikalische Begleitung durch die Brass Band Harmonie Wolfwil.
Zusätzliche Festaktivitäten: Kirchturmbesichtigung, Führung durch die Kirche, Filmvorführungen, Fotoshooting mit Schweizergardisten, Barfussparcours, Spielmöglichkeiten für Kinder, Grill- und Getränkestand und hoffentlich viele gute Begegnungen.

Text: MGT & Bild: ZVG