Knochenfund Kiesgrupe Härkingen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Glücklicher Finder: Bereits zum zweiten Mal ist André Wirz bei der Arbeit in der Kiesgrube untere Allmend in Härkingen auf einen Knochen gestossen.

Ein erneuter Glücksfund

In Härkingen wurde ein Wildpferdknochen aus der Eiszeit entdeckt

Der Fund in der Kiesgrube Untere Allmend in Härkingen erfolgte bereits Anfang Mai: Beim Kiesabbau wurde ein Knochenstück eines unbekannten Tieres entdeckt. Dank umsichtigem Handeln des Finders, André Wirz, gelangte der Knochen ins Naturmuseum Olten. Nun haben Experten sowohl die Artbestimmung als auch die Altersdatierung abgeschlossen. Es handelt sich beim Fund um das distale Gelenk eines Oberarmknochens von einem Wildpferd Equus sp., das ungefähr 19000 vor Christus gelebt hat.

Die gigantischen Kiesmengen bei uns, im Mittelland, sind Relikte der Eiszeit. Die Gletscher brachten sie als Geschiebe aus den Alpen mit, das Schmelzwasser transportierte die Schotter weiter und verteilte sie in den Niederungen. Im Kies finden sich auch Überreste von eiszeitlichen Tieren, die auf den eisfreien Flächen lebten. Solche Funde sind gemäss Fossilienverordnung des Kantons Solothurn dem Amt für Umwelt zu melden. Je nach Fundort werden für die Bergung und die weiteren Schritte das Naturmuseen Olten oder Solothurn beigezogen, die im Rahmen einer Leistungsvereinbarung diese Aufgaben wahrnehmen. In einer solchen Mission rückten Pia Geiger und Peter Flückiger vom Naturmuseum Olten Anfang Mai nach Härkingen aus.

Doppelte Expertise
Mitten in der Kiesgrube Untere Allmend in Härkingen blickten die beiden zusammen mit André Wirz an eine mehrere Meter hohe Kieswand. Hier schürfen dieser und fünf weitere Angestellte der Firma «Wyss Kies und Beton AG» mit 35 Tonnen schweren Pneuladern Wandkies ab. Täglich sind es 700 Tonnen Kies, die in der Unteren Allmend abgebaut werden. Ganz selten steckt im Kies ein uraltes Knochenstück. Ein solcher Fund ist – in Anbetracht der gewaltigen Baumaschinen, die zum Einsatz kommen und der Umsatzmengen des Umgebungsgesteins – ein ungeheuerliches Glück.

Nach der Dokumentation der Fundstelle durch das Naturmuseum Olten koordinierte dieses die weiteren Untersuchungen des raren Fundes. Das Knochenstück gelangte ins Geowissenschaftliche Atelier von Thomas Imhof in Trimbach, der für die Universität Bern ein beachtliches Stück an der dicksten Stelle herausfräste. Diese Probe für die Altersdatierung wurde Mitte Mai verschickt. Vorher wurde selbstverständlich ein Abdruck davon genommen, für die Rekonstruktion des fehlenden Stücks. Zeitgleich bekamen zwei Paläontologen hochaufgelöste Fotos des Knochenfundes mit einer Bestimmungsanfrage. Durch eingehende Vermassung und Knochenvergleiche vor Ort, im Naturmuseum Olten, gelangten beide Experten unabhängig voneinander zur selben Beurteilung, es sei das distale Gelenk eines Oberarmknochens von einem Wildpferd Equus sp.

Zwei Funde aus derselben Zeit
Die Altersdatierung mit der 14C-Methode ist ein aufwendiges Verfahren. Schliesslich ergibt die Bestimmung des Verhältnisses von gewöhnlichem zu radioaktivem Kohlenstoff (C14) aus dem Knochenkollagen, wann der Zerfall begann, also wann das Lebewesen starb und wie alt ein Fundstück demnach ist. Nach wochenlangen Analysen erhielt das Naturmuseum Olten in diesen Tagen das Ergebnis. Gemäss Prof. Dr. Söndke Szidat, Universität Bern, lebte das Wildpferd vor rund 19460 bis 19000 v. Chr. Es stammt also aus der letzten Eiszeit, genauso wie der letzte Fund aus der Kiesgrube Härkingen. Im Herbst 2013 wurde bereits an praktisch derselben Stelle, ebenfalls von André Wirz, ein Oberarmknochen eines Wollhaarnashorns Coelodonta antiquitatis entdeckt. Die Datierung dieses Fundes ergab damals ein Alter von 18 250 bis 17960 v. Chr.

Das Naturmuseum Olten freut sich, dazu passend auf die nächste Sonderausstellung «Eiszeit», vom 11. November bis zum 16. April 2023, hinzuweisen. www.hausdermuseen.ch/naturmuseum

Text: MGT & Bild: ZVG