St.Martinsfest Muemliswil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Martini-Märet bildet am Sonntag jeweils den Abschluss des dreitägigen St. Martinsfestes. Das wird auch heuer so sein.

50. St. Martinsfest in Mümliswil – Der Retrotouch als feiner roter Faden

Der Turnverein organisiert am Wochenende das 50. St.Martinsfest in Mümliswil

Was vor einem guten halben Jahrhundert in der Gemeinde eingeführt wurde, ist längst nicht mehr wegzudenken aus der Mümliswiler Agenda: das dreitägige St. Martinsfest, das immer um den 11. November rum stattfindet. Am kommenden Wochenende nun kann endlich, mit zwei Jahren Verzögerung, die 50. Austragung über die Bühne gehen.

Urs Jaeggi war ein weitsichtiger Mann. Schon seit längerer Zeit hatte er sich «mit dem Gedanken herumgeschlagen, eine St. Martins-Chilbi durchzuführen». Teils, um diesen alten, fast in Vergessenheit geratenen Brauch wieder einzuführen, hauptsächlich aber doch, um der Kasse seines Turnvereins KTV St. Martin, den er präsidierte, eine wichtige alljährliche Einnahmequelle zu sichern. Was er erst im September im Vorstand vorgeschlagen hatte, wurde schon am 11. November 1971 in die Tat umgesetzt. Und so durfte Jaeggi an der Generalversammlung, wiederum zwei Monate später, das folgende Fazit ziehen, wie ebenfalls im Protokoll nachzulesen ist: «Das Risiko der ersten Durchführung hat sich gelohnt, war doch diese Chilbi für uns in jeder Hinsicht ein Bombenerfolg.»

Seither gehört das Mümliswiler St. Martinsfest fix zur Dorfkultur. Jedes Jahr am 11. November und am vorangehenden oder nachfolgenden Wochenende findet der dreitägige Anlass statt. Der 11. November ist in Mümliswil ein offizieller Feiertag zu Ehren seines Kirchenpatrons, des heiligen Martin von Tours. «Martini» spielte einst im Jahreslauf eine wichtige Rolle. So dauerte früher die Schulzeit von «Martini» bis Ostern, galt doch der 11. November als Winteranfang. Knechte und Mägde wechselten auf diesen Tag ihre Stelle. Jeweils auf «Martini» musste auch der Zehnten abgeliefert werden, quasi als Abschluss des Wirtschaftsjahres.

St.Martinsfest Muemliswil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die damaligen OK-Co-Präsidenten Rolf Rubitschung (links) und Christoph Kohler ehrten 2010 im Rahmen der 40-Jahr-Feier Urs Jaeggi, den Gründer des St. Martinsfestes.


Seit Jahrzehnten an vorderster Front
Mit dem Anzeiger sitzen zwei Macher am Tisch, die seit Jahrzehnten an vorderster Front dafür besorgt sind, dass das St. Martinsfest die Erwartungen der Besucherinnen und Besucher erfüllt: Christoph Kohler, OK-Präsident seit sage und schreibe 28 Jahren (von 1994 bis 2009 gemeinsam mit Rolf Rubitschung) und Martin Kamber, im OK für verschiedene Aufgaben zuständig. Wie lange er schon mit dabei ist? «Das weiss ich gar nicht so genau. Etwa 35 Jahre werden es schon sein.» Das ist pure Kontinuität, sie fühlten sich denn auch mitnichten amtsmüde, unterstreichen beide. Die Vorfreude auf den Traditionsanlass ist ihnen anzumerken, zumal das 50-Jahr-Jubiläum ja schon vor zwei Jahren hatte gefeiert werden wollen. Das Virus machte diese Pläne zunichte.

«Es wird endlich Zeit!», sagt Martin Kamber. Christoph Kohler nickt. Man ist parat. Um 11 Uhr morgen Freitag geht es los, schon eine halbe Stunde früher wird der Jubiläumsanlass intern eröffnet, mit den ehemaligen OK-Präsidenten und den organisierenden Vereinsmitgliedern von 1971 und heute. Geplant während der drei Tage ist nicht ein eigentlicher Festakt, das OK lässt das halbe Jahrhundert aber elegant ins Programm einfliessen.

So hat jedes Stübli ein Retroangebot, im Grill-Room etwa wird «Hamme mit Härdöpfusalat» serviert, wie damals, 1971, bei der Premiere. Auch dekoriert wird teils mit historischen Gegenständen und Zubehör früherer Austragungen. Selbst alte Spiele werden wieder aufgelegt, wie etwa das legendäre «Mohrechopfschiessen». Der leider letztes Jahr verstorbene Urs Jaeggi hätte ganz bestimmt seine helle Freude am 50. St. Martinsfest.

St.Martinsfest Muemliswil / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Mitglieder des Kern-OKs freuen sich darauf, dass das Jubiläumsfest mit zwei Jahren Verspätung ab morgen endlich über die Bühne gehen kann (von links): Andy Brunner, Martin Kamber, Kurt Walter, Bettina Büttler, Christoph Kohler (OK-Präsident), Charlotte Gentsch, Remo Bader und Thomas Jeker


Keine Wünsche bleiben offen
Obwohl der Anlass in all den Jahren nie im Grundsatz bestritten war, ab und an sei schon diskutiert worden im Verein, ob es der Aufwand wert sei, erzählt Christoph Kohler. Schliesslich habe es auch schlechtere Jahre gegeben. Aber das sei doch ganz normal, sagt er. Der Turnverein habe diesen alten Brauch dank Urs Jaeggi wieder aufleben lassen, der Verein sei deshalb auch in der Pflicht, ihn am Leben zu erhalten – vormals KTV und ETV, seit der Fusion vor einigen Jahren der TSV Mümliswil-Ramiswil. Im KernOK ziehen acht Personen am gleichen Strick, fünf Sitzungen seit Mai dieses Jahres waren für die Planung notwendig. Insgesamt werden für die «Chilbi», wie das Fest oft genannt wird, aber auch heuer wieder mehr als hundert Helferinnen und Helfer im Einsatz sein, nebst den Mitgliedern des Turnvereins auch Familienangehörige und Freunde.

In der aktuellen Ausgabe 2022 stehen vier verschiedene Stüblis mit unterschiedlichem kulinarischem Angebot für die Besuchenden zur Verfügung, dazu der Grill-Room und zwei Bars. Eine für das eher gesetztere Publikum und die St. Martins-Bar für die Jüngeren. Der OK-Präsident lacht: «Bei uns geht keiner hungrig oder durstig nach Hause, und dies bei moderaten Preisen.» Speziell besorgt ist man für ein attraktives Angebot für Kinder und Jugendliche, für die ein eigenes Spielzelt und eine alkoholfreie Jugendbar parat stehen wird. Nicht fehlen wird die bewährte Hüpfburg oder das Ross- und Ponyreiten. Und schliesslich findet am Sonntag von 10 bis 18 Uhr wie immer auch der Martini-Märet statt. Selbstredend mit Bezug zu früher, so Christoph Kohler: «Die Marktstände stehen exakt dort, wo schon vor 200 Jahren der Märet war.» 50.

St. Martinsfest vom 11. bis 13. November in Mümliswil, Öffnungszeiten: Freitag ab 08.30 Uhr (Grill-Room) respektive 11 Uhr (Aussenanlagen und alle Stüblis), Kasperlitheater um 16 Uhr, Barbetrieb bis 3 Uhr; Samstag ab 08.30 Uhr (Grill-Room) respektive 14 Uhr (Aussenanlagen/Kaffee-Stübli) und 17 Uhr (restliche Stüblis), Kasperlitheater um 16 Uhr, Barbetrieb bis 3 Uhr; Sonntag ab 10 Uhr (Martini-Märet) respektive 11 Uhr (Aussenanlagen und alle Stüblis), Barbetrieb bis 24 Uhr.

Text: NIK & Bild: ZVG