Markus Schindelholz, Geschäftsführer OeBB (links) und Kilian Bader, Betriebsleiter Forst Thal, bei der Holzhackproduktion. Involviert in den Prozess ist auch Förster Adrian Widmer, der den künftigen Forstbetrieb Dünnerntal leiten wird. Er fehlt auf diesem Foto

Wie aus Thaler Bäumen Energie wird

Holzhackschnitzel aus lokalen Wäldern werden in Basel zu Fernwärme verarbeitet

Am Bahnhof der Oensingen-BalsthalBahn (OeBB) in Balsthal werden von Oktober bis April regelmässig Holzhackschnitzel verladen und nach Basel ins Holzkraftwerk transportiert. Sowohl für die lokalen Forstreviere, aus deren Gebieten die Schnitzel stammen, wie auch für die OeBB ist das ein gutes Geschäft. Letztere will mit einem zusätzlichen Gleis dieses Standbein künftig noch ausbauen.

Es ist ein nebliger Vormittag in Balsthal. Hinter dem Bahnhof der OeBB wird gerade ein orangefarbener, mit Graffiti besprayter Container vom Güterzug auf dem Gleis auf einen vierachsigen Lastwagen auf der Strasse gezogen. Markus Schindelholz, Geschäftsführer der OeBB und Kilian Bader, Revierförster und Betriebsleiter von Forst Thal, beobachten das Prozedere aus sicherem Abstand. Auch wenn es noch nicht danach aussieht, findet hier gerade der erste Schritt einer Aktion statt, an deren Ende Holzhackschnitzel aus dem Naturpark Thal im Holzkraftwerk Basel zu Fernwärme verarbeitet werden. Gerade jetzt, wo überall über Klimawandel und Stromknappheit gesprochen wird, kann an diesem Morgen beobachtet werden, wie nachhaltige Energiequellen aus den eigenen Wäldern gewonnen und auf relativ kurzen Wegen weitertransportiert werden.

Seit rund zehn Jahren werden am Bahnhof in Balsthal auf dem sogenannten Freiverladegleis der OeBB Holzhackschnitzel aus den Forstrevieren Forst Thal sowie Hinteres Thal und Mittleres Thal verladen. Letztere fusionieren ab dem 1. Januar zum Forstbetrieb Dünnerntal. In der Heizsaison von Oktober bis April finden rund sechs bis acht solche Verlad-Aktionen statt. Jede dauert rund eine Woche, vom Verlad der Holzschnitzel in Balsthal bis zur Rückkehr der wieder leeren Container aus Basel. An diesem Morgen ist es bereits die dritte Woche in Folge, erzählt Markus Schindelholz, als es im Auto in Richtung des zweiten Schrittes geht – dem Befüllen.

Schnitzelproduktion mit Grosshacker
Nachdem der orangene Container den fahrbaren Untersatz gewechselt hat, geht es für ihn nämlich in Richtung Mümliswil. Über die Alte Passwangstrasse führt der Weg in den Wald Rotisegg, wo bereits mehrere Stapel von Baumstämmen und Ästen bereitliegen und ein sogenannter Grosshacker der Dienstleistungsfirma PLV Energieholz AG aus Wittingsburg in Baselland steht. Parallel zu diesem Hacker wird nun der Lastwagen geparkt. Dann geht es dem Fallholz an den Kragen.

Ein Mitarbeiter der Dienstleistungsfirma in der Führerkabine des Grosshackers befördert die Baumstämme mit dem Greifarm in eine Öffnung. Im Innern der Maschine sorgen dann rasiermesserscharfe Klingen dafür, dass das Holz so verkleinert wird, dass aus dem Rohr auf der anderen Seite der Maschine feine Holzschnitzel in den Container fallen. Es ist imposant zu beobachten, wie so zum Teil grosse und dicke Baumstämme in Windeseile zu kleinen Holzschnitzeln verarbeitet werden.

Der Grosshacker macht mit den Ästen und Baumstämmen kurzen Prozess. In rund einer halben Stunde ist der Container mit Holzschnitzeln gefüllt.


Positiv für beide Seiten
Für die OeBB sind die Transporte von Holzhackschnitzeln neben jährlich 1000 Wägen für die Firma Swiss Quality Paper in Balsthal und 1000 Wägen für den Kehrichttransport das dritte grosse Standbein im Bereich Güterverkehr. Eines, welches der Betrieb gerne ausbauen möchte (siehe Box). «Für uns ist es wichtig, uns in diesem Bereich weiterzuentwickeln», sagt Markus Schindelholz.

Auch für Kilian Bader von Forst Thal ist der Verlad über Balsthal sehr positiv. Er schätze den unkomplizierten und nahen Kontakt zur OeBB. Und auch sonst hat die Produktion Vorteile. Bader ist seit 19 Jahren Förster, zu Beginn seiner Tätigkeit hätten in der Region weder Holzschnitzel produziert noch verladen werden können. Das Fallholz sei so einfach liegengeblieben. «Jetzt kann auch das ‹minderwertige› Holz im Wald genutzt werden», sagt Bader. Für den Betrieb sei das eine Entlastung und nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Energiepreises eine positive Entwicklung.

294 Tonnen Holzschnitzel
«Da ist jetzt Energie drin», sagt Kilian Bader mit Blick auf den Container, der sich erstaunlich schnell gefüllt hat. Schritt zwei dauert rund eine halbe Stunde. Dann geht es für den Lastwagen wieder in Richtung Bahnhof Balsthal, wo als dritter Schritt der Aktion die vollen Container zurück auf den Güterwagen gezogen werden. So werden nach und nach alle Container befüllt und verladen. Auf einem sechsachsigen Güterwagen haben vier Container Platz, erklärt Schindelholz. «Pro Aktion werden jeweils sechs Güterwagen beladen, was 24 Containern und rund 294 Tonnen Holzschnitzel entspricht.» In diesem Jahr seien noch zwei weitere Aktionen geplant. Und geht es nach der OeBB, machen sich in Zukunft noch mehr Container voller CO2- neutraler Energie von Balsthal aus auf in Richtung Basel.

Das Freiverladgleis der OeBB am Bahnhof Balsthal. Rechts daneben soll ein zweites Gleis entstehen.


Neues Gleis
Neben Holzhackschnitzeln konnte auf dem Freiverladegleis der OeBB am Bahnhof Balsthal bis vor zwei Jahren auch Rundholz verladen werden. «Dies ist aufgrund strengerer Bestimmungen des Bundes heute nicht mehr möglich», sagt Markus Schindelholz. Grund dafür sei, dass der Abstand vom Freiverladegleis zum Hauptgleis, auf welchem die Bahn zwischen Balsthal und Oensingen fährt, zu gering ist. Dem soll nun entgegengewirkt werden. Damit in Zukunft Holzhackschnitzel effizienter und auch wieder Rundholz verladen werden kann, plant die OeBB den Bau eines zweiten befahrbaren Gleises, parallel zum jetzigen Freiverladegleis. «Das Plangenehmigungsverfahren unter dem Lead des Bundesamtes für Verkehr läuft gerade», sagt Schindelholz. Die Verfügung werde bis Ende Jahr erwartet. Sofern diese positiv ausfällt, könnte im ersten Quartal 2023 der Bau beginnen und das Gleis daraufhin in wenigen Wochen einsatzbereit sein.

Text & Bilder: MB