Doppelausstellung von Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva / Anzeiger Thal Gäu Olten
Es ist die erste gemeinsame Ausstellung von Malerin Gergana Mantscheva und Bildhauer Norbert Eggenschwiler.

Zweifaches Spiel mit der Materie

Doppelausstellung von Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva in Härkingen

Noch bis am Sonntag läuft in der Alten Kirche in Härkingen die Ausstellung «zwischen schwarz und weiss» von Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva. Auch wenn sie mit unterschiedlichen Materialien arbeiten, ihre Kunst verbindet so einiges.

Auf dem Steinboden liegen Koteletts aus rotem Kalkstein und weissem Marmor. In verschiedenen Formen und Grössen sind sie über die Fläche verteilt und bilden eine Symbiose zu der Bildreihe an der Wand, die Schweineschmalz in unterschiedlichen Formen zeigt. Hier wird das Zusammenspiel der Künstler Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva am deutlichsten.

Noch bis nächsten Sonntag, 2. April, stellen der Balsthaler Bildhauer und die Malerin mit Atelier in Lüsslingen gemeinsam in der Alten Kirche Härkingen aus. Für Eggenschwiler ist es das zweite, für Mantscheva das erste Mal, dass sie im Kulturzentrum ihre Kunst präsentieren. Es sei ein besonderes Ambiente hier, sagen beide übereinstimmend.

«Zwischen schwarz und weiss» heisst die erste gemeinsame Ausstellung der beiden. Ein Titel, der auf unterschiedliche Weise passt. Eggenschwiler arbeitet meist mit weissem Marmor, Gergana Mantscheva verarbeitet in ihren Öl- und Acrylgemälden die restliche Farbpalette, wenn auch vorwiegend dünklere Töne zum Tragen kommen. Für die Künstlerin, die vor 26 Jahren aus Bulgarien in die Schweiz kam, kann der Titel auch gesellschaftlich interpretiert werden. Heutzutage sei vieles schwarz oder weiss, gut oder böse. Die Realität sei hingegen viel komplexer. Und diese wird in der aktuellen Ausstellung auch thematisiert.

Doppelausstellung von Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva / Anzeiger Thal Gäu Olten
Blick in die Ausstellung: Verteilt am Boden und auf den Sockeln zeigen sich die Werke von Norbert Eggenschwiler. Sie sollen unter anderem an die Vergänglichkeit erinnern, wie der Hut rechts im Bild. An den Wänden zeigt Gergana Mantscheva ihre Kunst.


Persönliche Geschichten
Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva kennen sich schon lange, verfolgen das jeweilige Wirken gegenseitig. Eggenschwiler war es dann, der auf Mantscheva zuging, mit der Idee einer Doppelausstellung. «Ich bin fasziniert von ihrer Kunst, sowohl handwerklich wie inhaltlich», sagt der Balsthaler.

Bei einem ersten Treffen zur Ausstellung erzählte er ihr von dem roten Kalkstein aus einem Bruch in Südfrankreich, welcher ihn aufgrund seiner Marmorierung stark an Fleisch erinnert. Zufällig war auch bei Mantscheva das Thema gerade sehr präsent. Seit einiger Zeit lebt eine Ukrainerin bei ihr, welche viel Fleisch, unter anderem Schweineschmalz, isst. «Deshalb hatte ich eine persönliche Verbindung dazu und es war eine gute Gelegenheit, mich mit dem Produkt auseinanderzusetzen», sagt sie. Entstanden sind so unter anderem sechs Gemälde, welche das gummiartige Schweineschmalz in verschiedenen Formen porträtieren.

Ihre Kunst werde schon immer stark von ihrer persönlichen Geschichte inspiriert. Mantscheva bezeichnet ihr Schaffen auch als Identitätssuche. Die aktuellen Katastrophen, wie der Krieg in der Ukraine, seien niederschmetternd und wühlten in ihr als gebürtiger Osteuropäerin vieles auf. Ihre Kunst setzt sich deshalb auch mit dem Verlust des Zuhauses, der gewohnten Umgebung, auseinander. Wie in den Bildern, auf denen Teppiche zu sehen sind, die für sie das vertraute Daheim repräsentieren. Auf einigen der Bilder sind sie mit Steinen bedeckt. Es sei der Angriff und die Verletzung des eigenen Schutzraumes, den heute wieder viele Menschen erleben müssten, sagt Mantscheva.

Doppelausstellung von Norbert Eggenschwiler und Gergana Mantscheva / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die rote Farbe des Kalksteins aus Südfrankreich inspirierte Eggenschwiler zu den Fleischdarstellungen


Zeichen der Vergänglichkeit
Es sei eben dieses Inhaltliche, das ihre Kunst, neben dem Spiel mit Materie sowie der klassischen und realistischen Herangehensweise, verbinde. «Es steckt immer mehr dahinter», sagt Nobert Eggenschwiler. Auch in seinen Objekten setzt er sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Wie mit dem Fleischkonsum, der in aller Munde und zum Streitthema geworden ist.

Mit dem Zeitungshut aus Marmor, welcher sich auf einem Sockel präsentiert, erinnert er an Zeiten, in denen die Handwerker ihre Kopfbedeckung noch selber falteten. Für ihn sei diese Ausstellung deshalb auch eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit. Indem er die Objekte in Marmor, Kalk oder Bronze darstelle, halte er sie fest, sagt Eggenschwiler. Auch wenn es den Zeitungshut schon lange nicht mehr gibt und er durch Baseball-Caps ersetzt wurde, hier in der Alten Kirche Härkingen bleibt er bestehen.

Die Doppelausstellung in der Alten Kirche Härkingen ist noch am Samstag und Sonntag, zwischen 14 und 18 Uhr, geöffnet. Infos: www.alte-kirche.ch

Text & Bilder: MB