Atelier Fadespueli in Balsthal / Anzeiger Thal Gäu Olten
Sie dürfen feiern: Marianne Fluri (rechts) und Mitarbeiterin Theres Baumann vor dem Atelier Fadespueli in Balsthal.

Image ist längst nicht mehr verstaubt

Das Atelier Fadespueli in Balsthal feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer Modeschau

In Sachen Nähen macht ihr so schnell niemand etwas vor, ist sie eine Institution. Nun feiert Marianne Fluri bereits das zehnjährige Bestehen ihres Ateliers Fadespueli in Balsthal. Die Kurse ihres Nähcenters sind voll, der Trend halte an, erzählt sie – auch bei jungen Frauen. Die selbstgenähten Kleidungsstücke ihrer Kundinnen können am 19. August an einer Modeschau in der Goldgasse bewundert werden.

Auf diese Modeschau freut sich Marianne Fluri enorm. Weil es ganz bestimmt wieder ein sehr spezieller Anlass werde. «Und weil ich wirklich kaum glauben kann, dass mein Nähcenter tatsächlich schon sein zehnjähriges Bestehen feiert», sagt sie. Der Name «Fadespueli» für ihr Geschäft lag dabei auf der Hand. Die gelernte Damenschneiderin wird daheim in Matzendorf wegen ihrer Begeisterung fürs Nähen seit jeher nur «s’Fadespueli Marianne» genannt. Sie habe ihr Nähgeschäft genau zur richtigen Zeit eröffnet, erzählt sie. Zu einer Zeit nämlich, als von einem regelrechten «Nähboom» die Rede war. Dieser Boom halte an, versichert sie. «Nähen hat längst kein verstaubtes Image mehr. In meinen Kursen machen viele junge Frauen mit, das ist doch eine geniale Entwicklung.»

Und dies trotz der Konkurrenz all der Onlineportale? Sie habe wohl das Glück, auf einen guten Kundenstamm zurückgreifen zu können, sagt die 62-Jährige bescheiden. Man könnte auch anfügen: Eine persönliche Beratung von Marianne Fluri, mit all ihrem Know-how und Herzblut, taugt ganz einfach mehr als jedes Erklärvideo im Internet.

Die persönliche Beratung machts aus
Die bis zu fünf Kurse pro Woche im «Fadespueli» sind immer ausgebucht, die Teilnehmerinnen kommen teils auch aus dem Baselbiet ins Thal. Weil sie der Nachfrage zwischenzeitlich kaum mehr gerecht werden konnte, hat Fluri ein Nähweekend in ihr Programm aufgenommen. Ihr Mann kocht dann jeweils, so dass sie und die 12 teilnehmenden Frauen im Balsthaler Pfarreiheim nur noch zu Tische sitzen und sich verwöhnen lassen können. Und vor und nach dem Essen machen, was sie am liebsten tun: nähen. Es gehe dabei vor allem um das Gefühl, etwas selbst gemacht zu haben, sagt sie: «Natürlich kann man heutzutage alles günstiger kaufen. Ich glaube aber, dass man länger an etwas Freude hat, wenn man es selber gemacht hat.» Entsprechend stolz ist sie auf all die Kleidungsstücke, die ihre Kundinnen in ihren Workshops und Kursen genäht haben. In ihrem Atelier findet man alles, was das Herz begehrt. Es versteht sich von selber, dass die Chefin nicht nur jegliche Näh-Utensilien verkauft, sondern auch Änderungen und Massanfertigungen vornimmt. Auch ihre beiden Mitarbeiterinnen Theres Baumann und Doris Schneeberger, beide auch Schneiderinnen, würden die Kundschaft vorzüglich beraten, sagt sie.

Die Modeschau in der Goldgasse
Schon vor fünf Jahren hatte Marianne Fluri die Idee einer Modeschau, jetzt wiederholt sie diesen Event in der Goldgasse, der damals sehr gut angekommen war. 25 bis 30 Models, alles Kundinnen, werden am 19. August um halb elf bis zu 80 selbst genähte Kleidungsstücke tragen und auch gleich selbst präsentieren. «Jedes Model wird bis zu drei Kleidungsstücke tragen», erzählt sie – und verhehlt nicht, dass da und dort ihre ganzen Überredungskünste notwendig waren, um die Näherinnen auch zum Schritt auf den Laufsteg bewegen zu können. «Alle Frauen, ob Kind, sein Mami oder sein Grosi, haben die Kleider passend zu ihrer Figur genäht, das muss sich überhaupt niemand genieren, im Gegenteil: Jede darf stolz auf sich sein», stellt Marianne Fluri klar. Sollte sie am Ende der Modeschau wie bei der Premiere aus dem Publikum zu hören kriegen, man sehe ja gar nicht, dass die Sachen selbst genäht seien, so ist das für sie und ihre Kundinnen das schönste Kompliment. «Das soll man ja auch nicht merken!», sagt sie mit Nachdruck.

Herren im Kurs? Fehlanzeige!
Moderieren wird sie den Anlass sinnvollerweise gleich selber. «Schliesslich kenne ich die Geschichte jedes einzelnen Teils und weiss, wo während der Entstehung womöglich der Haken war.» Apropos: Zwar erscheint ab und an mal ein Mann in ihrem Atelier, in einen Nähkurs indes hat sich noch keiner gewagt. Vielleicht hilft ja die Modeschau mit Apéro, die Hemmschwelle bei den Herren der Schöpfung zu senken.

Text: NIK & Bild: ZVG