Fischtreppe in Winznau / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Fischtreppe wird rege genutzt. In der Bildmitte ist die Zählstation zu sehen.

An Fischtreppe in Winznau wurden über 102’000 Fische registriert

Der Regionalverein «Öisi Aare Niederamt » führte seinen diesjährigen Eröffnungsanlass beim Wehr Winznau durch. 35 Behördenmitglieder und geladene Gäste nahmen teil. Gastreferent war der Gewässerökologe und Fischbiologe Armin Peter von der FishConsulting GmbH in Olten.

Dem Regionalverein «Öisi Aare Niederamt » ist ein sauberer Aareraum zwischen Olten und Aarau ein zentrales Anliegen. Gegen Ende April führte er seinen traditionellen Saisoneröffnungs-Anlass durch, diesmal beim Wehr in Winznau. Gegen Mittag an diesem Samstagmorgen versammelten sich 35 Behördenmitglieder und weitere geladene Gäste. Vereinspräsident Daniel Gubler, seines Zeichens auch Winznaus Gemeindepräsident, durfte die Besucherinnen und Besucher begrüssen, anschliessend informierte Alpiq Hydro- Geschäftsführer Thomas Fürst zum geplanten Wehrumbau.

Weshalb wandern Fische?
Im Zentrum des Anlasses stand das Referat von Armin Peter, Gewässerökologe und Fischbiologe bei der FishConsulting GmbH in Olten. «Der Fokus unserer Tätigkeiten liegt bei den Fliessgewässern, ihrer Durchlässigkeit und ihrer Ökologie. Unsere Kernkompetenzen sind die Untersuchung der Fischgängigkeit, der Fischpopulationen und die Wirkungskontrolle von Revitalisierungsprojekten», stellt sich das Unternehmen auf seiner Homepage vor. In seinem Referat besprach Peter die Gründe, weshalb Fische wandern, die Wirkungskontrolle von Fischzählungen in Zählbecken sowie die Resultate derselben in den Jahren 2019/20 bei der Fischtreppe neben dem Wehr in Winznau. Die Wanderung, so der Referent im ersten Teil, diene in erster Linie der Reproduktion, aber auch der Suche nach Nahrung, dem Aufsuchen von Schutzräumen sowie der Kolonisierung neuer Bereiche. Das Aufsuchen könne sowohl der Wiederbesiedlung als auch dem Auskundschaften neuer Lebensräume dienen.

Wissenschaftliche Begleitung und Ausbildung
Die Zählbecken für die Fischzählung seien notwendig, damit die Fische «weder ins Unterwasser noch ins Oberwasser entweichen können», erläuterte Armin Peter. Ein solches habe man 2019/20 auch im 205 Meter langen und 800 l/s fassenden Umgehungsgerinne – also in der im Jahr 2004 realisierten und 2018 erneuerten Fischtreppe – oberhalb des Winznauer Wehrs eingerichtet. Die Zählung habe von Mai bis Mai stattgefunden. Die Wirkungskontrolle sei mit Hilfe wissenschaftlicher Begleitung erfolgt und habe der gleichzeitigen Ausbildung der Fischerinnen und Fischer gedient. Zudem habe die Aktion Gelegenheit geboten, um Fischverletzungen zu analysieren. Die Resultate hätten folgendes Bild ergeben: Insgesamt habe man 102 541 Fische gefangen; dies entspräche einem Schnitt von 567 Fischen pro Tag während des ganzen Jahres.

Allerdings variierten die Zahlen stark: Während von Mai bis Oktober 1092 Tiere täglich in die Reusen gingen, seien von November bis April nur gerade zwölf Tiere im täglichen Schnitt gezählt worden. Der maximale Tagesfang habe am 24. Oktober 2019 bei 8274 Individuen gelegen, das Minimum lag bei einem einzigen Tier innerhalb von 24 Stunden. Die grössten Fische waren Wels, Flussforelle, Barbe und Alet. Registriert habe man aber auch Rotaugen, Schneider, Egli, Lauben, Äschen und Nasen.

Schweizweiter Rekord
Das Fazit des Gewässerökologen und Fischbiologen lautet wie folgt: «Viele Fischarten wandern in grosser Anzahl, aber mit saisonalen Unterschieden.» Fischwanderungen würden anhand der bisherigen Zählungen massiv unterschätzt, ist er überzeugt. Er empfahl den Bau und Betrieb weiterer Zählbecken, und stellte fest, dass auch der Aufstieg beim Winznauer Wehr noch verbessert werden könne – obschon an diesem Standort «der schweizweite Zählrekord der letzten Jahrzehnte aufgestellt wurde», so Armin Peter.

Die Saison-Eröffnung klang mit einem feinen Imbiss aus, wobei die Einwohnergemeinden Schönenwerd und Winznau für die Bereitstellung und Einrichtung der Infrastruktur (Zelte, Tische und Festbänke) besorgt waren. «Es war ein gelungener und interessanter Anlass, der bestimmt das Wissen rund um die Fische in der Aare erweitert hat», zog Daniel Gubler eine überaus positive Bilanz.

Text: MGT & Bild: ZVG