Auf dem Oltner Waldfriedhof Meisenhard ist eine letzte Ruhestätte für Sternenkinder entstanden. Eltern finden dort nun einen Ort, wo sie die Trauer über den Verlust des während der Schwangerschaft oder bei der Geburt gestorbenen Kindes verarbeiten können. Fritz Scheidegger, der im Gäu aufgewachsene Gründer und Inhaber der Firma SK Steinkunst, schuf zusammen mit seinem Team dafür eine schöne Skulptur mit viel Symbolik.
Lanciert wurde die Schaffung eines Grabfelds für Sternenkinder von engagierten Frauen des Kantonsspitals Olten, der reformierten und katholischen Kirchen Olten sowie von pro pallium, der Schweizer Palliativstiftung für Kinder und junge Erwachsene mit Geschäftsstelle in Olten. Die Projektgruppe hatte mit der Oltner Baudirektorin Marion Rauber Kontakt aufgenommen. Nach ordentlicher Budgetierung und Planung erfolgte in der ersten Jahreshälfte 2024 die Ausführung. Das Sternenkindergrabfeld liegt neben dem Kindergrabfeld, östlich der Abdankungshalle des Friedhofs Meisenhard in Olten. Es verfügt über ein Gemeinschaftsgrab, aber auch Einzelbestattungen sind möglich. Farbige Sterne, Herzen und Schmetterlinge dienen der Beschriftung. Im eigens geschaffenen Steinkunstwerk wird im runden «Unterleib» der Skulptur das Herz im Bauch der Mutter dargestellt. Es steht sinnbildlich für das wachsende Leben und die Liebe für dieses verstorbene Kind. Die Skulptur ragt als Engelsflügel in den Himmel hinauf und ist verziert von Sternen sowie einem Schmetterling – alles flüchtige Dinge, die nicht festgehalten werden können.
Im Osten kam ihm die Erleuchtung
Fritz Scheidegger, der kreative Kopf der Firma SK Steinkunst in Rothrist, erzählt, dass sich sein zehnköpfiges Team und er auf spezielle Grabsteine spezialisiert haben. «Wir kommen oft zu Aufträgen für Skulpturen und Grabsteine für verstorbene Menschen, wenn es nicht so ganz der gewohnten Reihe nach geht», meint der 54-jährige Unternehmer, der im Gäu aufgewachsen ist. Wenn also beispielsweise ein Kind früh sein Leben lassen muss oder eine Person ihren Ehepartner in jungen Jahren verliert. Bis nach Leipzig und Salzburg hätten sie schon solche Arbeiten liefern können, nicht zuletzt durch das gute Marketing vor allem in den sozialen Medien, das Scheidegger auch beherrscht. Vor allem aber sei die Arbeit für ihn eine Herzensangelegenheit, erzählt er. «Ich suchte nach einer zweijährigen, durch einen Herzinfarkt bedingten Auszeit in Russland und der Ukraine einen anderen Weg, um mich zu verwirklichen als in der Ersatzmarktbefriedigung», wie er es formuliert. Nach dieser Reise wollte er nicht mehr im Verkauf tätig sein, wo er es von der Aushilfe bis zum Geschäftsführer brachte. Im Osten machten ihm die Skulpturen aus dem Sozialismus und die herzlichen Begegnungen mit den Leuten vor Ort grossen Eindruck. «Ich suchte etwas, das die Herzen der Menschen berührt nach meiner Rückkehr.»
Der kleine Schmetterling fliegt voraus
Für die Sternengrab-Skulptur hat Scheideggers Team drei Zeichnungen eingegeben, von denen zur grossen Freude des Geschäftsführers diejenige des 3. Lehrjahr- Lernenden Sam Rissi den Zuschlag erhielt. Der Stein stammt aus dem Dorf Crevola in der Nähe von Domodossola. «Wir gingen sicherlich tausend Stücke durch und haben die ausgesuchten Teile geröntgt, um sicher zu sein, dass sie keine Risse haben», erzählt er. Die Betreiber des Steinbruchs seien mittlerweile gute Freunde geworden und er gehe immer mit grosser Freude dorthin, um die Rohlinge auszusuchen. Die deutsche Bildhauerin und Steinmetzin Stefanie Krome, die seit vier Jahren im Betrieb mitarbeitet, hat die Skulptur aus dem warmen, weissen Stein herausgearbeitet. Die Künstlerin, die in Carrara ein eigenes Atelier betreibt, schuf eine liebliche, tropfenförmige Figur, die an eine Träne erinnert. Durch die Kernbohrung, die in Herzform gebracht wurde, fehlt ein Stück, so dass das Licht durch diese Lücke hindurch leuchten kann. «Die Schmetterlinge sind symbolisch dafür, dass der kleine voraus fliegt und der grössere nachkommt», erklärt Scheidegger.
Auch diese Arbeit ist sicher wieder ein Werk, das dem Leitsatz von Fritz Scheidegger entspricht: «Wir wollen die Menschen mit den Werken des Steinkunst-Teams tragen und in schweren Zeiten stützen.»