Verein für Ehe- und Lebensberatung Kanton Solothurn / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das aktuelle Team der fabeso (von links). Reto Schneiter, Christa Hofer, Sonja Müller, Elena Pallas, Nadia Wiedmer und Daniel Meyer. Pallas und Meyer sind die beiden beratenden Fachpersonen im Beratungsbüro an der Hammerallee in Olten.
Der Verein für Ehe- und Lebensberatung feiert in diesem Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum

Wenn in der Familie Hilfe vonnöten ist

Probleme in der Partnerschaft, in der Familie oder am Arbeitsplatz: Der Verein für Ehe- und Lebensberatung, kurz VEL, bietet an vier Standorten im Kanton Solothurn, unter anderem in Olten, professionelle Beratung bei persönlichen Konflikten an. Durchschnittlich sind das mehr als tausend Beratungen pro Jahr. Der VEL, Träger und Organisator dieser Fachstellen Beziehungsfragen Kanton Solothurn (fabeso), wurde vor 50 Jahren von den drei Landeskirchen gegründet.

Die hilfesuchende Frau ist verzweifelt. Sie und ihr Mann haben sich auseinandergelebt, die drei Kinder sind aus dem Haus. Für die Kinder wurde alles getan, für die Beziehungspflege blieb kein Raum. Auch das Intimleben, die Sexualität ist auf ein Minimum reduziert. Jetzt sind sie 27 Jahre älter und fragen sich: was jetzt?

Einer von vielen Fällen, denen Reto Schneiter und die vier Beratungspersonen immer wieder begegnen. Schneiter ist Geschäftsleiter des Vereins für Eheund Lebensberatung, arbeitet aber auch als Paar- und Familientherapeut und klinischer Sexologe in Solothurn und Grenchen. Ein Fall von vielen, wie Schneiter betont. Es habe mehrere Beratungen im Einzel- und Paarsetting gegeben. Die beiden hätten nach drei Sitzungen beschlossen, bei gemeinsamen Spaziergängen kleine Schritte der Annäherung zu finden und um die nächsten Schritte in der folgenden Sitzung zu besprechen, vor allem auch das Thema Sexualität.

Dann sei es zu einer überraschenden Wende gekommen. Die Frau erzählte, dass sie zu Beginn ihrer Partnerschaft die Idee hatten, einmal auf eine Halbinsel in Dänemark zu wandern. Diesen Traum griffen sie nach anfänglicher Skepsis wieder auf und begeisterten sich immer mehr dafür. Nach zwölf Paar- und Einzelsitzungen, einigen E-Mails und Telefonaten hatte das Paar die Beratung abgeschlossen. Sie wollten die Reise planen. Der Mangel an Intimität blieb ein Thema. Im Verlaufe der Beratung fanden sie Wege, dieses Thema für beide stimmig anzugehen. Nicht immer gibt es ein Happy End. In der Beratung gibt es auch Abbrüche, wenn ein Problem auf dieser Ebene nicht gelöst werden kann.

Starke Diversifizierung
Die Beratungsinhalte spiegeln das lebendige System einer Familie mit den ständigen Einflüssen von innen und aussen wider. Eine minderjährige Tochter, die schwanger wird, steht mit ihren Eltern und dem ebenfalls noch viel zu jungen Partner vor einer Vielzahl von Fragen. Trennung / Scheidung, Beziehungsprobleme und Lebensberatung nehmen gemäss Reto Schneiter den grössten Raum in der Beratungstätigkeit ein. Am stärksten frequentiert sind die Beratungsstellen in Olten und Solothurn, gefolgt von Breitenbach und Grenchen. Aus diesem Grund sind erstgenannte Beratungsstellen mit zwei Personen besetzt, die ihre Beratungstätigkeit in Teilzeit ausüben.

Der Verein für Ehe- und Lebensberatung wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, und doch finden jeden Tag in den vier regionalen Beratungsstellen Beratungen statt. Dies hat auch damit zu tun, dass der Verein im Laufe seiner Tätigkeit vor über 30 Jahren als Ehe- und Familienberatungsstelle offiziell anerkannt und gesetzlich verankert wurde. Später kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem Verband Solothurner Einwohnergemeinden. Mit dieser starken Diversifizierung und externen Zuweisern wie Sozialdiensten, Ärzten, Schulsozialarbeitern oder Spitex hat die Beratungstätigkeit in den letzten zwei Jahrzehnten stark zugenommen. Nach wie vor nehmen viele Hilfesuchende telefonisch oder per Mail Kontakt mit den Beratungsstellen auf.

Die Beratung steht allen offen
«Die Anzahl der erforderlichen Beratungstermine ist sehr unterschiedlich und reicht von einem bis zu zehn oder zwölf Terminen», sagt Schneiter. Das erste Gespräch ist kostenlos. Weitere Termine werden nach einem Sozialtarif (ab 20 001 Franken steuerbares Einkommen) verrechnet. Schon seit langem bietet der VEL seine Dienste auch Schulen und Institutionen an. Dabei geht es um Information und Wissensvermittlung für die entsprechende Zielgruppe. Wie auch in den anderen Bereichen ist der Beratungsbedarf nach der Pandemiepause wieder angestiegen. «Wir spüren den höheren Bekanntheitsgrad, vor allem aber geniessen wir einen guten Ruf und erhalten so mehr Anfragen», sagt Schneiter. Bis 2020 stiegen die Zahlen kontinuierlich an, 2021 und 2022 war der pandemiebedingte Rückgang deutlich spürbar. Die Beratung steht allen im Kanton wohnhaften Personen offen, also auch Ausländerinnen und Ausländern, unabhängig von Herkunft und Religion.

Standort des Beratungsbüros der fabeso in Olten ist die Hammerallee 19. Beratend tätig sind die Fachpersonen Elena Pallas und Daniel Meyer. Erreichbar bei Bedarf sind sie von Montag bis Donnerstag von 9 bis 11 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr via Tel. 062 212 61 61. E-Mail: olteng@fabso.ch

Text: MGT & Bild: ZVG