Mit spitzer Feder

Antje Lässer

Es war einmal im schönen Thal (genauer: im oberen Dorfteil von Laupersdorf) ein kleines, feines Gasthaus. Es war ganze 125 Jahre lang auch eine Dorfbeiz, wo sich der Stammtisch jeden (Feier-) Abend füllte und jene, die sich kulinarisch verwöhnen lassen wollten, die anderen Tische belegten. Doch auch am Wirt ging das (Pensions-)Altern nicht einfach so vorbei und so kündigten er und seine Frau schon vor einem Jahr an, dass im August 2020 dann Schluss sein würde mit Bewirten. Mit einem grossen Fest sollte Ende August «Uustrinkete» sein mit allem Drum und Dran – so, wie es sich gehört. Tja, und dann kam das Virus, welches uns allen mittlerweile mehr als bekannt ist. Nun musste die «Uustrinkete» buchstäblich geopfert werden und nix war mit Festen und Feiern und Tschüss sagen. Ja, so spielt manchmal das Leben.

Wer jetzt aber denkt, es sei Trübsal blasen angesagt, denkt falsch. Die beiden machen einen Neuanfang, am selben Ort und mit dem bisherigen Herzblut für die Sache. Das Gasthaus wird zum Gästehaus umgebaut. Dort kann man dann künftig auf der Terrasse grillieren, in den Gästezimmern in den Schlaf fallen, frühstücken und – sehr innovativ – in der Garage sein E-Bike wieder aufladen. Ja, das ist doch mal was…. Weitermachen und sich die Tage mit einer sinnvollen und Freude machenden Beschäftigung ausfüllen. So stell’ ich mir ein gutes Pensioniertendasein vor. Da kommt bestimmt kein Gefühl von «Nicht-mehr-gebraucht-werden» auf und die Lebensfreude ist damit nicht im berühmt-berüchtigten Keller, sondern im berühmt-beliebten Estrich.

Antje Lässer hat dort kurz vor der Schliessung nochmals königlich gespiesen.