Plakate, überall Plakate – Gesichter, hohle Phrasen, künstlich lächelnde Kandidierende. Ein Like fürs Lächeln, ein Vote für die Frisur? Was bleibt von diesen Bilderschlachten? Wissen wir danach mehr über die Qualifikationen der Kandidierenden oder nur, wer das grösste Werbebudget hatte? Eigentlich ist es absurd, in einer digitalen Welt an Plakaten festzuhalten. Millionen verpuffen für Pappgesichter, während Schulen, Spitäler und Sozialprojekte nach Mitteln ringen.
Dabei wäre es so einfach: Eine zentrale Plattform, auf der alle Kandidierenden ihre Positionen darlegen, argumentieren und debattieren. Ohne Filter, ohne Photoshop. Das setzt voraus, dass wir bereit sind, zu lesen, zu hinterfragen, zu diskutieren. Differenzierte Meinungsbildung erfordert Mühe. Wir leben in der Ära der Kurzschlagzeilen. Diskurs ist out, Empörung ist in. Der Mensch hat das Debattieren verlernt. Wer nicht gewohnt ist, Argumente auszutauschen, verlegt sich aufs Brüllen oder Schweigen. Sollten wir nicht lernen, wieder zu denken, zu argumentieren, mutig für eine Meinung einzustehen, Verantwortung zu übernehmen? Und andere Meinungen zuzulassen? Philosophie als Schulfach könnte helfen. Normen und Werte würden ins Zentrum rücken, andere Meinungen liessen sich aushalten – ohne zu diffamieren.
Soll ich besser über den Film «The Brutalist » schreiben? Brutalität, Effekte, reisserische Erotik – Zufall? Nein. Der Effekt regiert, das Nachdenken stirbt. Und so plakatiert ihr weiter. Ich wähle – aber nicht wegen eines Gesichts, sondern weil ich wissen will, wofür jemand steht, was er oder sie geleistet hat. Das lernt man nicht von einem Wahlplakat.