Norbert Eggenschwiler
Mit spitzer Feder

Norbert Eggenschwiler

Während andere in ihren blechernen Kisten in einem kilometerlangen Stau in Richtung Süden stehen, schreibe ich hier diese Zeilen.

Es war mir klar, dass Gründonnerstag war und ich noch spätabends auf dem Friedhof etwas ausführen musste. Mein Pflichtbewusstsein liess es nicht zu, dass ich diese Sache über Ostern unerledigt liess. So staunte ich nicht schlecht, als ich vor der Kirche, die neben dem Friedhof steht, in einer Eisenschale ein grosses Feuer entdeckte. Dabei standen junge Leute, in deren Gesichter sich die warmen Farben des Feuers widerspiegelten. Sie unterhielten sich gegenseitig. An das Feuer habe ich nicht mehr gedacht, dabei habe ich in meiner Jugend auch Wache gehalten. Das Feuer, das am Gründonnerstag Abend entzündet wird und das bis in die Osternacht nicht ausgehen darf. Ein Brauch, der älter ist als die Kirche selbst. Ein Feuer zur Feier der Tag- und Nachtgleiche.

Während meiner Weiterfahrt schweiften meine Gedanken um diese ganze Symbolik. Um das Aufrechterhalten eines Feuers, um Leidenschaften, die sterben, wenn sie nicht gepflegt werden. Um innere Feuer, die das Leben ausmachen, um innere Feuer, die gelebt werden sollten. Wie oft begegne ich Menschen, die genau dieses Feuer nicht mehr haben, die mit halbtoten Augen in die Welt blicken. Die sich über alles und jedes negativ äussern und dabei ihre ganze Umgebung mental vergiften. Es gibt zu viele solche! Gerade in der heutigen Zeit wären Zuversicht und Leidenschaft angesagt.

Aber vielleicht sind es genau jene, die nun im Stau stehen, die für etwas brennen.