Mit spitzer Feder

Martina Flück

Als ich neulich die Zeitung aus dem Briefkasten meiner Mutter fischte, blickten vier Männer auf mich herunter. Sie hingen an der Strassenlampe und gaben ihr Bestes, dabei sympathisch zu wirken. Kein Alptraum. Plakative Realität: An der Strassenlampe hing ein Plakat einer Ortspartei. Die vier Männer wollen in den Gemeinderat. Ob ihnen dieser Auftritt an der Vorstadtstrasse etwas bringt? Zumindest könnte es helfen, die Stimmbeteiligung zu erhöhen.

Ich weiss, ich weiss; Plakate sind immer wieder ein Thema in der Spitzen Feder. Heute frage ich aufrichtig: Braucht es in einem Dorf mit etwas mehr als 2000 Einwohnern überhaupt Parteien? Fliesst da die Energie nicht eher in das Macht- Hickhack statt in die Sache? Wer ist für wen und noch mehr: Gegen wen? Und am Ende schreiben sich alle das gleiche auf die Fahne: Gute Bildung. Gesunde Entwicklung. Intakte Natur. Wenn alle eh das gleiche wollen, kann dann nicht auch parteiunabhängig daran gearbeitet werden? Sachlich fokussiert Konsense finden und das Dorfleben gestalten. Volle Kraft voraus ohne Parteigeplänkel.

Ich lebe in einem Dorf, in dem der Gemeindepräsident parteiunabhängig ist. Meine Beobachtung zeigt: Seine Entscheidungen und Taten werden von einem grossen Engagement für die Gemeinde und die Bevölkerung geleitet. Mir scheint, seine Energie ist frei für das Wesentliche und verliert sich nicht in Diskussionen um Parteibefindlichkeiten und Zugehörigkeiten. Es findet ein sachlicher Diskurs statt. Gute Bildung. Gesunde Entwicklung. Intakte Natur – an meinem Wohnort Realität. Einen Versuch wäre es also wert.