Mit spitzer Feder

Nicolas Russi

Am Stammtisch.
P: Kannst du mir etwas Geld leihen?
H: Wozu? Und wie viel?
P: So hundert sollte ich schon haben.
H: Hundert Stutz…
P: Nein, hunderttausend.
H: Spinnst du? So viel habe ich doch nicht.
P: Schade, denn ich habe eine absolut gute Idee für ein Startup.
H: Und womit willst du starten?
P: Ich arbeite ja als Programmierer. Nun habe ich eine Handy-App entwickelt, die Unnötiges, Falsches und Deprimierendes aus dem Schweizer Fernsehprogramm kippt.
H: Dazu gibt es die Halbierungsinitiative.
P: Die braucht es gar nicht. Es geht so: Du legst das Handy vor deine Glotze und verbindest es über Bluetooth mit dem Gerät. Dann schaltest du ein, zum Beispiel auf SRF 1 die Tagesschau. Sobald dort etwas kommt über DT oder VP oder RTE oder VO oder sonst einen Halunken, oder wenn jemand absoluten Schwachsinn fern jeglicher Fakten rauslässt, dann erkennt die App dies und schaltet automatisch auf einen anderen Sender.
H: Das hilft vielleicht dir. Das ändert nichts am Programm von SRF.
P: Doch, denn so brechen bei SRF die Zuschauerzahlen weg, und dann lässt man diese Beiträge weg, und schon halbieren die sich selber.
H: Und hast du es schon mal getestet?
P: Das ist das Problem. Ich habe einen Prototyp erstellt und mal mit meinen persönlichen Abneigungen gefüttert. Nun wird jede Tagesschau nach fünf Sekunden weggeswitcht.

«Aus den Augen, aus dem Sinn» macht den weltweiten Irrsinn leider nicht besser.