Im Sommer 2017 nahm eine ebenso spontane wie ambitionierte Idee in Olten Gestalt an. Der in Olten geborene und international renommierte Fotograf Marco Grob war damals aus New York zu Besuch in seiner Heimatstadt. Bei einem Abendessen klagte Grob gegenüber seinem langjährigen Freund Remo Buess, es laufe «nicht gerade viel» in Olten. Buess entgegnete, in Olten sei es üblich, dass man selbst etwas anreisse, wenn es an Angeboten mangele. Aus diesem Austausch entstand am nächsten Tag im Café Ring die Idee für ein Fotofestival.
Grob griff umgehend zum Telefon. Innerhalb kurzer Zeit stand das erste Programm. Gemeinsam mit Buess holte er zwei weitere Freunde ins Boot: den Eventveranstalter Paul Merki und den Zürcher Creative Director Charles Blunier. Dieses Quartett legte in Rekordzeit den Grundstein für das International Photo Festival Olten (IPFO), das bereits Ende August 2017 – nach nur drei Monaten Vorbereitung – seine Premiere feiern sollte.
Marco Grobs Netzwerk
Dank Grobs exzellentem Netzwerk gab sich eine illustre Runde internationaler Fotogrössen in Olten ein Stelldichein. Unter den Gästen der Auftaktausstellung im Kunstmuseum waren etwa Nick Út, der Fotograf des weltberühmten «Napalm Girl»-Fotos, sowie der US-Porträtfotograf Dan Winters. Begleitend zur Ausstellung bot das Festival Vorträge, Workshops und Diskussionen – ein Angebot, das in dieser Dichte und Qualität in der Kleinstadt an der Aare bis dahin unbekannt war. Die Eröffnung wurde zum gesellschaftlichen Ereignis mit rund 250 geladenen Gästen. Das Publikum war begeistert, und noch während des Schlussapéros stand fest: Das IPFO soll weitergeführt werden – von nun an im Zwei-Jahres-Rhythmus.
Grosse Resonanz trotz Pandemie
Zur zweiten Ausgabe im August 2019 wuchs das Festival spürbar. Erstmals wurde ein grosses Festzelt in der Oltner Kirchgasse aufgestellt mit Bar und Begegnungszone sowie eine öffentliche Ausstellung auf dem Munzingerplatz. Die Namen auf dem Programm blieben klangvoll. Die Motivation der Initianten war unverändert: Olten und der Region die Fotografie näherzubringen. Auch 2021, mitten in der Corona-Pandemie, fand das Festival statt – mit Schutzkonzept, Maskenpflicht und Zertifikatskontrolle. Trotz der schwierigen Verhältnisse war die Resonanz erneut gross. Fotografen wie Stuart Franklin, der mit seinem Tiananmen-Foto weltbekannt wurde, reisten persönlich an. Stadtpräsident, Regierungsräte und Sponsoren waren bei der Eröffnung vor Ort – ein Hauch von internationalem Flair in Olten.

Haus der Fotografie
Mit dem Festival wuchs auch die Vision der Veranstalter. 2020 entstand die Idee, in einem leerstehenden Gebäude in der Oltner Kirchgasse ein festes Haus der Fotografie einzurichten. Die Stadt zeigte sich offen und stellte das ehemalige Naturmuseum dem Verein IPFO zur Zwischennutzung mietfrei zur Verfügung. In monatelanger Freiwilligenarbeit entstanden in dem Gebäude Ausstellungsräume, ein Museumsshop, eine flexible Bar und die nötige Veranstaltungsinfrastruktur. Im März 2021 öffnete das Haus der Fotografie seine Türen. Die Eröffnungsausstellung war ein Paukenschlag: Eine Werkschau von David Lynch feierte hier ihre Europapremiere. Seither ist das Haus mit regelmässig wechselnden Ausstellungen ein kultureller Anziehungspunkt in der Region geworden.
Marco Grob ist der ideelle Vater des Festivals. Der Oltner Fotograf, der seinen Wohnsitz mittlerweile von NYC nach Olten verlagert hat, ist international bekannt für seine Porträts von Staatschefs, Hollywoodstars und Musiklegenden. Seine Kontakte und sein künstlerisches Renommee ermöglichen dem Festival den Zugang zu einer Weltklasse-Liga der Fotografie.
Remo Buess ist der lokale Mitinitiator und Co-Direktor. Der Fotograf aus Olten war von Anfang an Triebfeder des Projekts und bringt die wertvolle Sichtweise eines Praktikers ein.
Christoph Zehnder, ein Oltner Unternehmer, stiess kurz vor der Premiere 2017 zum Team. Er sagte spontan zu, beim Festival mitzuarbeiten, und wuchs schnell in die Rolle eines zentralen Organisators hinein. Heute ist er Co-Direktor und im Vorstand des Trägervereins. Zehnder war massgeblich daran beteiligt, das Festival in Olten zu verankern und das Haus der Fotografie aufzubauen. Seine Motivation: die kulturelle Attraktivität Oltens nachhaltig zu steigern.
Isabelle Bitterli war anfangs für das kulinarische Wohl der Gäste zuständig, entwickelte sich aber rasch zu einer weiteren organisatorischen Seele des IPFO. Seit der Eröffnung 2021 leitet sie das Haus der Fotografie. Dort wie auch am Festival kuratiert und organisiert sie die Ausstellungen, betreut Künstlerinnen und Künstler und führt unzählige Gruppen mit lebendigen Führungen durch die Ausstellung.
Désirée Di Santo unterstützt das IPFO als Verantwortliche für Eventmanagement und ist ebenfalls Mitglied des Director Boards. Sie bringt langjährige Erfahrung in der Planung und Umsetzung komplexer Veranstaltungen mit und sorgt dafür, dass das Festival auch organisatorisch und logistisch auf hohem Niveau stattfindet. Mit ihrem Engagement vor und hinter den Kulissen ist sie eine unverzichtbare Kraft im Kernteam.
Was 2017 als spontane Idee im Café begann, hat sich in wenigen Jahren zu einem bedeutenden Fixpunkt im Schweizer Kulturbetrieb entwickelt. Das International Photo Festival Olten ist heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt – und bleibt doch tief in der Stadt verankert, aus der es stammt.
Programm IPFO 2025
Olten wird erneut zum Mekka der Fotografie. Zum fünften Mal versammeln sich vom 20. bis 24. August 2025 international renommierte Fotografinnen und Fotografen in der Stadt an der Aare, um dem Publikum einmalige Einblicke in ihr Schaffen zu gewähren. Zu den hochkarätigen Gästen zählen dieses Jahr unter anderem der weltberühmte britische Fotograf PLATON, das Schweizer Fotografen-Duo Braschler/Fischer, die äthiopische Fotografin und Künstlerin Aida Muluneh, der amerikanische Portraitfotograf Dan Winters und viele anderen. Ergänzt wird das Programm mit zahlreichen Indoorund Outdoor-Ausstellungen in ganz Olten, der Preisverleihung zur Werkschau PHOTOVILLE4600 sowie über 70 Workshops, die im Rahmen des IPFO Campus stattfinden. Auch dieses Jahr verspricht das IPFO fünf Tage voller fotografischer Highlights. Neben drei Vorträgen, die an den Hauptabenden stattfinden und mit PLATON, Braschler/Fischer und Aida Muluneh mit renommierten Künstlerinnen und Künstler besetzt sind, gibt es in der gesamten Stadt Olten 14 Ausstellungen. So sind im Haus der Fotografie die Arbeiten des Schweizer Künstlerduos Braschler/Fischer zu sehen. Mit ihrer Ausstellung «Displaced» zeigen sie ein globales Kunst- und Fotoprojekt über eine der drängendsten Folgen des Klimawandels: die weltweite Vertreibung von Menschen infolge klimabedingter Katastrophen.
Die Ausstellung «PHOTOVILLE4600», welche bereits zum vierten Mal stattfindet, gehört zum Kern des Festivals und feiert dieses Jahr Premiere mit der Ausweitung des Wettbewerbs für internationale Fotografinnen und Fotografen. Weiter zeigen unter anderen der Schweizer Schauspieler und Fotograf Carlos Leal, der Berliner Streetart- Fotograf Nikita Teryoshin, der Brite Matt Stuart sowie die AI-Künstlerin Grit Wolany ihre aktuellen Arbeiten. «Die Ausstellungen führen uns durch unterschiedliche Welten, Biografien und Geschichten », sagt Isabelle Bitterli, Kuratorin der Ausstellungen.