Verein Alzheimer Solothurn / Anzeiger Thal Gäu Olten
Sie feierten (von links): Kantonsratspräsident Roberto Conti, Ernst Zingg, Präsident des Vereins Alzheimer Solothurn und Hans Stöckli, Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz

Leitwort heisst mehr denn je Solidarität

Der Verein Alzheimer Solothurn hat sein 30-jähriges Bestehen würdig gefeiert

Der Verein Alzheimer Solothurn ist wichtiger denn je – die Zahl von Menschen mit Demenz nimmt auch in unserem Kanton stark zu. Am 12. September fand die Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen des Vereins statt. Präsident Ernst Zingg und alle Festredner betonten, wie wichtig Solidarität in unserer Gesellschaft sei.

Mehr als 161 000 Menschen in der Schweiz und 5360 im Kanton Solothurn sind an einer Form von Demenz erkrankt. Jährlich kommt es zu schweizweit 34000 Neuerkrankungen. Pro erkrankte Person sind eine bis drei Angehörige und Personen im Umfeld betroffen. Mit seiner Geschäfts- und Beratungsstelle in Olten hat der Verein Alzheimer Solothurn ein Kompetenzzentrum geschaffen, welches Menschen mit Demenz und deren Angehörige unterstützt und berät. Am Freitagabend, 12. September, durfte der Verein, der am 20. März 1995 in Oensingen als 15. Sektion von Alzheimer Schweiz gegründet worden ist, sein 30-jähriges Bestehen feiern. Er tat dies in überaus würdigemRahmen und vor über 50 geladenen Gästen, im Kantonsratssaal in Solothurn.

Machen, dass die Tage zählen
Ernst Zingg, seit 2017 Präsident des Vereins Alzheimer Solothurn, unterstrich zu Beginn der kurzweiligen und stimmigen Feier, dass Menschen mit Demenz integriert und akzeptiert sein möchten. «Der Mensch mit Demenz ist ein erwachsener Mensch. Die Welt eines Menschen mit Demenz macht Sinn. Eine grosse Stärke unserer Gesellschaft kann, soll, muss Solidarität sein, damit gemeint ist auch die Verbundenheit mit Menschen mit Demenz und deren Umfeld. Betroffene sollen mit der Krankheit in Würde leben können und Teil unserer Gesellschaft bleiben, denn für alle gilt der Grundsatz: Zählen wir nicht die Tage, machen wir, dass die Tage zählen!»

In der Folge ging Zingg auf einige Meilensteine in der 30-jährigen Geschichte des Vereins ein, wie etwa die stetig wachsende Entwicklung der Aufgaben und vor allem der Angebote des Vereins oder den Aufbau und die Inbetriebnahme der Geschäftsstelle am heutigen Ort in Olten im Jahr 2014, dies bereits unter der Führung der aktuellen Geschäftsleiterin, Nadia Leuenberger. Seit 2023 führt der Verein zudem im Auftrag des Kantons Solothurn die Koordinationsstelle «Demenz leben». 2024 stieg die Nachfrage nach kompetenter Beratung und Unterstützung durch Alzheimer Solothurn gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Prozent. Der Präsident lobte die «sehr gute Zusammenarbeit» mit den Nachbarsektionen Bern und Aargau sowie mit Alzheimer Schweiz.

Die Prognose für 2050: 285 000 Erkrankungen in unserem Land. Demenz verursacht in der Schweiz heute geschätzte jährliche Gesamtkosten von mit 11,8 Mia. Franken (Kanton Solothurn: 380 Mio.). «Diese Zahlen müssen aufrütteln », sagte Ernst Zingg. «Es ist erschreckend, dass viele Menschen mit dieser Erkrankung sich die Behandlung nicht mehr leisten können.»

Verein Alzheimer Solothurn / Anzeiger Thal Gäu Olten
An der Jubiläumsfeier sorgte der Solothurner alt Regierungsrat Roland Heim für pointierte musikalische Einlagen.


Angehörige machen Klettertour ohne jegliches Training
Einige prominente Redner kamen im Rahmen der Feier, welche durch musikalische Einlagen des Solothurner alt Regierungsrates Roland Heim und durch Moderator Johnny Sollberger umrahmt wurde, zu Wort. So Hans Stöckli, Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz. Alzheimer Solothurn sei eine mittelgrosse, aber sehr verlässliche Sektion, die im Koordinieren gar ein Musterknabe sei, unterstrich er. Und zu Ernst Zingg gewandt: «Ihr prägt die hiesige Alzheimerbewegung sehr stark.» Alzheimer, so Stöckli, sei die Krankheit, bei welcher die Betroffenen am meisten bezahlen müssten. «Wir müssen dafür kämpfen, dass man uns nicht schlechter behandelt als Menschen mit einer chronischen Krankheit! » Das Leitwort heisst auch laut ihm mehr denn je Solidarität.

Thomas Jenelten, Präsident Alzheimer Aargau, beschrieb den täglichen Dienst an Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen: «Das heisst unterstützen, mittragen, da sein.» Als Mitglied des SAC Weissenstein überreichte er Ernst Zingg symbolisch und als Zeichen der Verbundenheit eine Kette, bestehend aus 30 Karabinerhaken. «Schliesslich versuchen wir doch, die Angehörigen zu sichern auf ihrem Weg und Fachwissen zu vermitteln. Klettern müssen sie leider selbst – eine Klettertour ohne Training!»

Der aktuell oberste Solothurner, Kantonsratspräsident Roberto Conti, schilderte seine eigenen persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit, etwa mit seiner inzwischen verstorbenen Schwiegermutter. Bei jedem Besuch hätten ihre Augen geleuchtet, habe sie seine Hand gedrückt, auch wenn sie am Ende nicht mehr habe reden können. «Es ist wichtig, im Hier und Jetzt zu leben», sagte er. Oder ganz nach dem Motto von Ernst Zingg: Nicht mit Demenz leben. Sondern Demenz leben!

Informationen: www.alz.ch/so

Text: MGT & Bilder: ZVG