Jedes Mal, wenn ich mich anschicke, den Briefkasten zu leeren, begleitet mich die leise Hoffnung, ein Schreiben des Schweizer Fernsehens vorzufinden. Dabei gehe ich weder mit dem Gedanken schwanger, mich in einer Quizsendung zum Popanz zu machen, noch träume ich davon, eine Tränendrüsen- Show zu moderieren. Das Objekt meiner Begierde ist ein Master-Diplom in Meteorologie.
Seit vielen Semestern werde ich von den Gelehrten auf dem Wetterdach zwangsbeschult. Mal sind ihre Köpfe der Fantasie von Starfigaros entsprungen, meist jedoch erscheinen sie als prophetische Reiter der Klima-Apokalypse. Statt mir das Wetter von morgen zu verraten, gehen die Meteo-Koryphäen ausführlich darauf ein, was sich heute in der Atmosphäre abgespielt hat. Es folgt ein Exkurs in die klimatologische Historie der Erde plus die Vermittlung zungenbrecherischer Fachbegriffe. Unmittelbar bevor ich mich vor der Reizüberflutung durch Umschalten auf einen anderen Sender rette, poppen endlich die Prognosen für morgen auf; oft kryptisch, weil verschiedene Wettermodelle verschiedene Schlussfolgerungen zulassen.
Nach der Lektion fühle ich mich meist intellektuell ausgelaugt und physisch erschöpft. Beim Ausfüllen der Steuererklärung frage ich mich immer wieder, ob ich die Serafe-Gebühren unter der Rubrik «Studienauslagen» geltend machen kann. Aber ich fürchte, die Aussichten, dass das Steueramt diesen Abzug akzeptiert, stehen ähnlich, wie die Aussichten fürs morgige Wetter: schitter bis bewölkt.
Der Autor fände es falsch, immer auf Gut Wetter zu machen …