Salome Hess, Obfrau der Guldentaler Jungtambouren / Anzeiger Thal Gäu Olten
Von der kleinen Trommlerin zur Schweizer Meisterin: Salome Hess.

Fasziniert vom Spiel auf der Trommel

Salome Hess, Obfrau der Guldentaler Jungtambouren, ist das Gesicht einer Erfolgsgeschichte

Am vorletzten Wochenende stand sie gleich doppelt im Rampenlicht: Einerseits trommelte sich Salome Hess in der höchsten Einzelkategorie ins Final und holte sich den begehrten Eidgenössischen Kranz. Andererseits gelang ihr mit ihrer Sektion zusammen der grosse Coup: Die Jungtambouren Mümliswil-Ramiswil wurden am Eidgenössischen Jungtambouren- und Jungpfeiferfest in Lenzburg Schweizer Meister in der Höchstkategorie.

Für die angehende Berufsmaturandin aus Mümliswil ist das ein Erfolg von besonderer Bedeutung. Erst seit 2024 steht sie als Obfrau an der Spitze des rund 30-köpfigen Jungtambourenwesens im Verein. Das Amt hat sie mit gerade einmal 19 Jahren früh übernommen. «Dieses Wochenende in Lenzburg hat unseren Verein erneut gestärkt und gezeigt, wie unglaublich toll unser Zusammenhalt ist», hält sie fest.

Wie die 20-Jährige zum Trommeln kam, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Ganz genau wisse sie es nicht mehr. Ihr Leiter habe ihr aber einmal berichtet, dass sie als kleines Mädchen im «FC-Clubhüsli» einfach auf ihn zugegangen sei mit der Frage: «Darf ich auch trommeln?». Kurz darauf sass sie in ihrer ersten Trommellektion – und seither ist die Leidenschaft geblieben. 2012 begann ihre Ausbildung, im Jahr darauf stand sie erstmals an einem Zentralfest auf der Bühne, 2014 gewann sie in Mümliswil bereits den ersten Platz in der Kategorie T5. Es folgten Podestplätze an weiteren Festen und der Leiterkurs 2020. Heute blickt die Perfektionistin auf mehr als ein Jahrzehnt voller Rhythmen und Vereinsleben zurück.

Mitten im Dorf- und Familienleben
Aufgewachsen ist Salome Hess zusammen mit ihrem Bruder Matthias und den Eltern Daniela und Patrick in Mümliswil. Sie erzählt begeistert von einem «starken Zusammenhalt im Dorf» und Freunden, die sie schon lange kennt. Ihre Mutter Daniela war selbst lange aktiv in einer Guggenmusik und hat die Kinder schon früh an die Fasnacht mitgenommen. Ihr Vater Patrick spielte während vieler Jahre im Schwyzerörgeliquartett Passwang und war als Musiker oft dabei, wenn es um Auftritte oder Wettspiele ging. «Mein Vater hat mich oft bei den Wettspielen und anderen Anlässen unterstützt, an die Fasnacht nahm mich immer meine Mutter mit», beschreibt die junge Frau die grosse, vielseitige Unterstützung ihrer Eltern.

Die Fasnacht als zweite Heimat
Die Fasnacht prägt sie bis heute – sowohl im Dorf wie auch in der Stadt Basel. In Mümliswil steht sie an der Chesslete am Donnerstagmorgen bereit, am Freitag folgt der Auftritt am Cliquenabend, am Samstag das Gässle und am Sonntag der Umzug. Noch intensiver ist für sie die Basler Fasnacht, an der sie mit der Clique «Gassegötter» teilnimmt. «Am liebsten immer von Morgestraich bis Ändstraich. Diese drei Tage sind so faszinierend, ich könnte mir das Trommeln ohne Basler Fasnacht gar nicht mehr vorstellen», erzählt sie begeistert. An der letzten Basler Fasnacht war die Clique ein Zug mit bis zu 60 Teilnehmenden, nahm jeweils am Cortège teil und zog an den übrigen Tagen durch die Gassen. «Das ist jedes Mal ein Höhepunkt im Jahr für mich», sagt die angefressene Fasnächtlerin.

Guldentaler Jungtambouren / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Jungtambouren Mümliswil-Ramiswil mit Obfrau Salome Hess wurden in Lenzburg Schweizer Meister in der Höchstkategorie.


Ausbildung und Ambitionen
Neben Trommelschlegel und Fasnachtskostümen gehört bei Salome Hess auch die medizinische Fachliteratur zum Alltag. Sie hat 2024 ihre Ausbildung als Medizinische Praxisassistentin EFZ abgeschlossen und absolviert derzeit die Berufsmatur in Olten, Fachrichtung Gesundheit. Danach möchte sie ein Studium in Richtung Medizin oder Gesundheit aufnehmen. «Sehr lange habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, in die Rekrutenschule zu gehen», erzählt sie. «Das ist aber nicht mehr aktuell. Ich lege den Fokus darauf, meine Ausbildung erfolgreich abzuschliessen und dann ein Studium zu beginnen.»

Ihr Motto: «Man kommt immer an ein Ziel, auch wenn das manchmal über Umwege passieren muss.» Das zeigt sie an ihrer eigenen Geschichte. 2020 hatte die sportliche Frau die Matura in Solothurn begonnen, brach diese nach einem Jahr aber ab. Stattdessen absolvierte sie eine Lehre und holt nun die Berufsmaturität nach – um trotzdem ihr ursprüngliches Ziel zu erreichen.

Perfektionistisch, aber spontan
Wer die junge Obfrau erlebt, merkt schnell, dass sie klare Vorstellungen hat. «Ich würde von mir behaupten, dass ich sehr perfektionistisch und selbstkritisch bin. Das Strukturierte passt also sehr zu mir, aber in gewissen Bereichen kann ich auch spontan sein. Oder muss man halt manchmal auch», sagt sie lachend.

Freundschaften sind ihr wichtig – sowohl im Verein als auch privat. «Unser Verein ist für mich wie eine zweite Familie», erklärt die begeisterte Musikerin. Das Motto der Tambouren Mümliswil-Ramiswil «Zäme guet ha, isch wichtiger aus guet si» lebt sie voll aus. Aber auch ausserhalb des Vereins verbringt das Multitalent gerne Zeit mit Freunden und der Familie.

Sie möchte die Welt entdecken
Neben dem Trommelspiel hat Salome Hess lange Zeit Fussball gespielt, über zehn Jahre war sie auf dem Platz aktiv. Erst die Auflösung ihres Teams 2022 liess sie mit dem Sport aufhören. Und für die Zukunft hat sie neben beruflichen und musikalischen Zielen noch einen weiteren Traum: «Sehr viel reisen und möglichst viel von der Welt entdecken.»

In zehn Jahren sieht sich die sympathische Guldentalerin in einem eigenen Haushalt, mit abgeschlossenem Studium, einem Beruf, den sie gerne ausübt – und immer noch mit derselben Freude und Leidenschaft am Trommeln wie heute. «Lebensfreude und Gesundheit sind für mich das Wichtigste. Wenn etwas nicht gut kommt: Kopf hoch und weiter.»

Text & Bild: ALA