Wenn in Oensingen der Duft von Zwiebelkuchen, Chnoblibrot und Marroni in der Luft liegt, weiss man: Es ist wieder Zibelimäret. Vom 24. bis 26. Oktober verwandelt sich das Dorf in einen bunten Treffpunkt für Gross und Klein. 70 Stände werden dieses Jahr aufgebaut, ein paar mehr als in den letzten Jahren. «Das zeigt, dass der Zibelimäret ein fester Bestandteil der Marktfahrerinnen und Marktfahrer geworden ist», sagt Heinz Kaufmann, der im OK für Marketing und Sponsoring zuständig ist.
Der Verkaufsleiter wohnt selbst in Oensingen und kennt den Markt seit seiner Kindheit. «Für mich gehört der Zibelimäret einfach dazu. Ich verbinde viele Erinnerungen damit. Es ist immer wieder schön, bekannte Gesichter zu treffen, gerade auch Leute, die extra von auswärts anreisen.» Viele sogenannte Heimweh- Oensingerinnen und -Oensinger kämen jedes Jahr zurück, erzählt er, «um gemeinsam etwas zu trinken, zu plaudern und einfach die Atmosphäre in der alten Heimat zu geniessen».
Ruhiger als Bern, mit eigenem Charme
Oft wird der Oensinger Zibelimäret mit dem grossen Berner Bruder verglichen. Der Berner Zibelemärit zieht jeweils Zehntausende in die Altstadt – dichtes Gedränge, Konfettischlachten und frühes Aufstehen inklusive. In Oensingen geht es entspannter zu und her. «Kein Gedränge, keine Konfettiwerfer – hier herrscht pure Idylle», sagt Kaufmann schmunzelnd. Der Oensinger Markt biete eine familiäre Stimmung, fast schon Chilbi-Charakter. Kinder vergnügen sich auf der «Putschautobahn » oder am Kletterturm, Eltern und Grosseltern geniessen ein Glas Glühwein oder einen Teller Raclette.
Entstanden ist der Anlass 1968 im Rahmen der 1000-Jahr-Feier der Gemeinde. Was als spontane Idee begann, entwickelte sich rasch zu einer Institution. Heute gilt der Zibelimäret als zweitgrösster Anlass dieser Art in der Schweiz – und als einer der gemütlichsten.
Eine Gemeinde in Bewegung
Insgesamt 70 Stände kann man dieses Jahr in Oensingen besuchen. Vereine, Gewerbetreibende und Marktfahrer bieten eine bunte Palette: von traditionellen Zibelizöpfen über Handarbeiten bis zu internationalen Spezialitäten. Besonders beliebt sind die Essstände der Oensinger Vereine – sie verkaufen von Fondue und Crêpes über Thai-Curry bis zu Pulled- Pork-Burgern fast alles, was das Herz begehrt. «Die Vereine wollen oft denselben Platz wieder», erzählt Kaufmann. «Das hat mit Gewohnheit, aber auch mit Bekanntheit zu tun.» Die Organisatoren achten dennoch darauf, dass die Stände gut durchmischt bleiben: «Wir wollen nicht, dass drei Essstände nacheinander kommen.»
Für viele Vereine sei der Markt eine der letzten Gelegenheiten im Jahr, sich aktiv zu zeigen – und auch etwas Geld zu verdienen. «Vereine haben heute weniger Anlässe, weniger Mitglieder und weniger Kapazitäten. Hier können sie sich engagieren, Teil des Dorflebens sein und mithelfen, dass der Markt lebendig bleibt», sagt der 62-Jährige.

Ein Programm, das verbindet
Sein persönliches Highlight ist die Eventbühne mitten im Marktgeschehen. Dort organisiert der Verein Oensevent das musikalische Programm, von Kinderchor und Alphorngruppe bis zu Rockbands und Guggenmusik. «Das ist eine grosse Bereicherung», meint Kaufmann. «Die Bühne bringt Leben in den Markt, und die Mischung aus traditioneller und moderner Musik spricht Jung und Alt an.» Am Freitagabend eröffnet die Band Xellay das Bühnenprogramm. Am Samstag folgen der Kinderchor Oensingen, die Underclass Heroes und die Gugge Rohrspatzen, bevor Abdruck den Abend rockig ausklingen lässt. Der Sonntag gehört dann den Familien – mit der Dance Art Academy, dem Opus One Orchestra und dem volkstümlichen Schwiizer Mix als Abschluss.
Bewährte Attraktionen bleiben
Daneben sorgen bewährte Attraktionen für Stimmung: Die beliebten Lama-Begegnungen mit «AmaLama» kehren zurück, ebenso der Kletterturm. Im Gewerbezelt präsentieren sich regionale Betriebe, und im Lunapark warten Autoscooter und Karussells auf Kinder und Junggebliebene. Hinter den Kulissen arbeitet ein achtköpfiges OK, tatkräftig unterstützt vom Werkhof. Eine der grössten Herausforderungen, sagt Kaufmann, sei heutzutage die Finanzierung. «Sponsoren zu finden ist nicht mehr so einfach wie früher. Viele Unternehmen sparen oder investieren gezielter. Umso dankbarer bin ich für diejenigen, die uns jedes Jahr unterstützen.»
Man spürte die Freude nach der Verunsicherung durch Corona
Seit vier Jahren ist er selbst im OK, erst richtig aktiv nach der Pandemie. «Nach Corona war es nicht einfach. Es brauchte Anlaufzeit, die Leute waren unsicher. Aber man spürte auch, wie gross die Freude war, wieder etwas gemeinsam zu erleben.» Heute sei das Publikum breiter geworden: «Die jüngere Generation konsumiert anders, offener, vielfältiger. Darauf haben wir reagiert – mit mehr Essständen und einem breiteren Angebot.» Zur Frage, was ihn antreibt, sich im OK zu engagieren, meint Kaufmann idealistisch: «Man sollte einer Gemeinde auch selbst etwas geben. Nicht nur konsumieren, sondern auch mithelfen, dass solche Anlässe bestehen bleiben.»
Zibelimäret Oensingen: Das Programm
Freitag, 24. Oktober
Markt, Chilbi und Gewerbeausstellung: 14–22 Uhr
Esszelte: 12–22 Uhr
Bars: bis 4 Uhr
Bühne: Xellay (18.30 Uhr)
Samstag, 25. Oktober
Markt, Chilbi und Gewerbeausstellung: 11–22 Uhr
Esszelte: 11–22 Uhr
Bars: bis 3 Uhr (Winterzeit)
Bühne: Alphorngruppe Schlossruef (11.30 Uhr), Kinderchor Oensingen (13.30 Uhr), Underclass Heroes (16 Uhr), Gugge Rohrspatzen (17.30 Uhr), Abdruck (19 Uhr)
Rahmenprogramm: Lama-Begegnung mit AmaLama (14–16 Uhr), Zibelizöpfeln im Gewerbezelt (14–18 Uhr), Kletterturm
Sonntag, 26. Oktober
Markt, Chilbi und Gewerbeausstellung: 11–19 Uhr
Esszelte: 11–19 Uhr
Bars: bis 21 Uhr
Bühne: Dance Art Academy (11.30 Uhr) Hägageri-Gugge Hägendorf (13 Uhr), Opus One Orchestra (14.10 Uhr) Schwiizer Mix (16 Uhr)
Rahmenprogramm: Lama-Begegnung mit AmaLama (14–16 Uhr), Kletterturm Marktgottesdienst: 10 Uhr im Lunapark, mit Pfarrerin Yvonne Gütiger und Sozialdiakon Urs Wieland, anschliessend Apéro
Gratis Shuttlebus
Zwischen Bahnhof Süd, Kreisschule und Zibelimäret
Fr 14–4 Uhr | Sa 10–3 Uhr | So 10–22 Uhr