Mit spitzer Feder

Norbert Eggenschwiler

Liebe Leserinnen und Leser, bestimmt kennen Sie das Gemälde «die Toteninsel » von Arnold Böcklin. Es gibt insgesamt fünf Versionen, die der Künstler zwischen 1880 und 1886 gemalt hat. In Öl auf Leinwand, aber auch auf Holz, ja sogar auf Kupfer hat sich der gebürtige Basler Künstler ausgedrückt. Das Thema hat ihn sehr beschäftigt, hat er doch acht seiner vierzehn Kinder verloren. Es ist nicht klar, welche Landschaft für sein Bild Modell stand. Auf jeden Fall malte er eine Version für den deutschen Kunstsammler Fritz Gurlitt. Das Thema wurde aber in vergangener Zeit auf verschiedene Art sehr oft verwendet. Selbst Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow komponierte darüber ein Werk.

Und nun hat auch Olten seine Toteninsel. Farbenfroh, bunt und opulent prangt das Werk, notabene eine freie Interpretation des Wangners Künstlers Reto Pfister, an der Ostfassade über der Galicia Bar. Aber anstelle der Trauerzypressen im Innenraum der Insel steht die Oltner Altstadt. Eine grandiose und hintergründige Arbeit! Olten auf der Toteninsel! Was für eine Ansage! Kein Geld für die Museen, kein Geld für Entwicklung und Kultur. Eine versteckte Botschaft, welche aufhorchen lässt. Symbolhafter kann es kaum dargestellt werden. Ein Meisterstück in meinen Augen.

Ich liebe solche Interventionen. Eine solche Weise, Tatsachen aufzuzeigen, um das Bewusstsein zu fördern. Es sollte öfters geschehen. Bilder an die Wand! Bunt, lebensfroh und hintergründig.

Ich gratuliere den Mutigen.