Aktions Weihnachtspaeckli / Anzeiger Thal Gäu Olten
Pfarrer Jürg von Niederhäusern und die Vereinsvorstandsmitglieder (v.l.): Esther Büttler, Margrith Röthlisberger, Präsidentin Nelly Gschwend, Irma Bigler und Marianne Gasser.

Ein Lichtfunke für den Osten

Wie jedes Jahr werden in der Region Geschenke für Bedürftige in Osteuropa gesammelt

Der Frauenverein der reformierten Kirchgemeinde Balsthal wirkt seit 20 Jahren bei der «Aktion Weihnachtspäckli» mit. Dieses Jahr sammelt der Verein nicht nur ganze Warenpakete, sondern auch einzelne Sachspenden.

Nelly Gschwend aus Balsthal ist routiniert im Päcklimachen. Seit 15 Jahren, stets im November, packt sie zusammen mit in der Regel zwanzig bis dreissig anderen Freiwilligen des Frauenvereins der reformierten Kirchgemeinde Balsthal für die schweizweite «Aktion Weihnachtspäckli» Warenpakete für Bedürftige in Albanien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Ukraine und Weissrussland. Die Aktion wird von vier Hilfswerken AVC (Aktion für verfolgte Christen) Safnern, Christliche Ostmission Worb, Licht im Osten, Winterthur und HMK (Hilfe für Mensch und Kirche) Thun organisiert, welche die jährlich über 100 000 Päckli aus der ganzen Schweiz mit Sattelschleppern persönlich in den verschiedenen Ländern verteilen. An Menschen, die in grosser Armut leben oder sich in sehr schwierigen Lebenssituationen befinden. Konkret sind das oftmals kinderreiche Familien, Alleinerziehende, verarmte Senioren, Kinder in Schulen oder Heimen, und Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen.

Zwiespältige Gefühle
«Ich finde das ein sehr tolles Projekt», sagt Gschwend, die zwar selber noch nie vor Ort war, sich aber von den Erzählungen und Bildern der Mitarbeitenden der Ostmission bestärkt fühlt. Zum Beispiel die verwitwete Seniorin, die erleichtert ist, sich den nächsten Einkauf sparen zu können, um mit dem gesparten Geld dringende Medikamente kaufen zu können. Oder die Grossfamilie, bei der die Eltern beim Empfang der Päckli zwiespältige Gefühle haben. Sie freuen sich zutiefst und gleichzeitig wird ihnen schmerzhaft bewusst, dass sie ihre Kinder nie so werden beschenken können. «Es ist wirklich traurig, welche Schicksale gewisse Menschen erleiden. Da wird einem immer wieder bewusst, welches Glück wir haben. Wir haben genug Strom, Wasser, Essen … Nichts ist selbstverständlich», sagt die 72-jährige Vereinspräsidentin Gschwend. «Umso schöner ist der Gedanke, ein kleiner Lichtfunke sein zu können. Und das sind die Weihnachtspäckli, die wirklich bei den Bedürftigen ankommen und eine echte Freude bringen.»

Jedes Päckli hat gleichen Inhalt
Jedes Jahr sammelt der Frauenverein Päckli von Spendern und stellt auch selber mit Geld aus seiner Vereinskasse 90 Pakete für Erwachsene und 60 Pakete für Kin der zusammen. «Gepackt wird praktisch im Akkord», erzählt Nelly Gschwend. Dieses Jahr coronabedingt mit maximal 15 Personen. Im Kirchgemeindehaus wird mit Tischen eine «Packstrasse» gebaut, so dass die Freiwilligen die Waren gleichmässig verteilen können. Jedes Päckli hat den gleichen Inhalt. Das sei sehr wichtig, auch wenn es vielleicht Leute gebe, die wenig Verständnis dafür hätten. Vor Jahren haben die Organisatoren der Aktion den Inhalt der Päckchen genau definiert. Einerseits, um Probleme am Zoll zu vermeiden, und zweitens der Fairness halber. «Es ist einfach nicht fair, wenn zum Beispiel zwei Kinder in der gleichen Familie ganz unterschiedliche Päckli erhalten.» Zudem habe es auch einige Fälle gegeben, in denen Leute die Pakete mit unnützen Sachen gefüllt hätten. Das will man mit der Regelung vermeiden. «Das heisst aber nicht, dass man die Pakete selber ganz füllen muss», will Gschwend betonen. Willkommen sind auch einzelne Sachspenden mit Dingen aus der definierten Packliste. Am besten bringt man die Sachen in einer Tasche mit und gibt sie dem Frauenverein ab, der dann den Inhalt in normierte Schachteln füllt.

Aktion Weihnachtspaeckli / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Pakete sind auch für die Kleinen ein grosses Highlight. Auf dem Bild freut sich Maria mit ihrem Grosi in Moldawien.


Gelebte Nächstenliebe
Jahr für Jahr werden in der Schweiz mehr Päckli gesammelt (2019: 110 000 ). «Wir hoffen, dass auch dieses Jahr – trotz der schwierigen aktuellen Situation – viele Päckli für die Bedürftigen zusammen kommen.» So, wie es im diesjährigen Motto heisst: «Jetzt erst recht!» In der Balsthaler Kirchgemeinde ist die Aktion schon wegen der langen Tradition bekannt. Der reformierte Pfarrer Jürg von Niederhäusern freut sich jedes Mal darüber, die gelebte Nächstenliebe zu sehen. «Es ist sehr berührend, manchmal auch Menschen zu sehen, die selber nur sehr wenig haben, aber mit einer Riesenfreude einen Beitrag für die Weihnachtspäckli leisten.» Manchmal haben Leute nicht nur das Bedürfnis zu nehmen, sondern auch ganz bewusst etwas zu geben.

Packlisten für Kinder und Erwachsene

Erwachsene-Pakete:
• 1 kg Mehl
• 1 kg Reis
• 1 kg Zucker
• 1 kg Teigwaren
• Schokolade
• Biskuits
• Kaffee (gemahlen od. instant)
• Tee
• Zahnpasta & Zahnbürste (in Originalverpackung)
• Seife (in Alufolie gewickelt)
• Shampoo (Deckel mit Scotch verklebt)
• Schreibpapier
• Kugelschreiber
• Evtl. weitere Artikel wie Ansichtskarten, Kerze, Streichhölzer,
Schnur, Socken, Mütze, Handschuhe, Schal etc.
Kinder-Pakete:
• Schokolade
• Biskuits
• Süssigkeiten (Bonbons, Gummibärchen etc.)
• Zahnpasta
• Zahnbürste (in Originalverpackung)
• Seife (in Alufolie gewickelt)
• Shampoo (Deckel mit Scotch verklebt)
• Zwei Notizhefte oder -blöcke
• Kugelschreiber
• Bleistift & Gummi
• Mal- oder Filzstifte
• 2-3 Spielzeuge wie Puzzle, Ball, Seifenblasen, Stofftier, Spielauto etc.
• Evtl. Socken, Mütze, Handschuhe, Schal

Sammelaktion 2020
In der ganzen Region Thal-Gäu-Olten organisieren verschiedene Vereine und Institutionen Sammelstellen für die Aktion Weihnachtspäckli. Alle Sammelstellen sind auf der Webseite www.weihnachtspaeckli.ch aufrufbar. In Balsthal können Päckli am 11. November bei der reformierten Kirchgemeinde Balsthal zwischen 9 und 18 Uhr abgegeben werden. Für die Sichtkontrolle am besten im offenen Paket oder in der Tragetasche.

Aktion Weihnachtspaeckli / Anzeiger Thal Gäu Olten
Lebensmittel sind für viele Bedürftige in der Ostukraine Kostbarkeiten.

Text & Bild: Deborah Onnis