Katharina Menin / Anzeiger Thal Gäu Olten
Katharina Menin geniesst ihre Rolle als Galeristin.

Galeristin aus Leidenschaft

Die Oltnerin Katharina Menin eröffnete ihre eigene Galerie im «Unruhestand»

Sie ist wohl eine der ältesten Jungunternehmerinnen der Stadt: Katharina Menin, Jahrgang 1944, eröffnete im Mai 2019 ihre Galerie 23. An der Baslerstrasse 23 in Olten, in dem Quartier, in dem sie ihre Kindheit und ihre Jugendjahre verbrachte.

Sie wuchs in Olten auf und ging auch hier in die Schule. Anschliessend machte sie beim Architekten Walter Belart eine Lehre als Hochbauzeichnerin – als eine der ersten Frauen in diesem Beruf. Ihr Flair für Zahlen und die Freude am Technischen Zeichnen kamen Katharina Menin da sehr gelegen. Als Jugendliche half sie ab und zu in der Confiserie Brändli aus, welche sich damals just in ihrer heutigen Galerie befand.

Nach der Lehre verliess sie Olten und arbeitete gut zwei Jahre in einem Architekturbüro in Zürich. Schon während der Lehre im Architekturbüro Walter Belart lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. 1966 heirateten sie und zogen definitiv nach Olten. Sie wurde Hausfrau und Mutter von drei Kindern. Ihr Mann arbeitete weiter im Büro Walter Belart und nach dessen Pensionierung wechselte er ins Architekturbüro Claude Belart, dem Sohn ihres Lehrmeisters. Nebenbei amtete er als Sigrist in der Stadtkirche. Sie unterstützte ihn dabei bei diversen Anlässen, egal ob Gottesdienste, Konzerte oder bei den Oltner Schulfesten.

Die Kultur war ihr immer wichtig
Katharina Menin ist auch im Bereich Kultur sehr aktiv. Mit einem ihrer Hobbys, «Eiermalen», reichte es sogar für Ausstellungen in Compiègne (F) und im nahen Elsass. Die Sujets auf den Wachtel-, Hühner-, Enten- und Gänseeiern waren hauptsächlich Ikonen, Musikinstrumente sowie Silhouetten von Komponisten. Bei der Stadtmusik Olten, in der ihre drei Kinder aktiv waren, war sie Orchesterwartin. Selber spielt sie Klavier und Saxophon und sang viele Jahre im Kirchenchor. Während rund 10 Jahren sass sie an der Kasse des Kino Cameras, da wo die APA (Aktion Platz für alle) heute eine neue Kulturstätte plant.

Nach dem Tod ihres Gatten entdeckte sie eine neue Leidenschaft: Seit rund 20 Jahren spielt sie Theater. Nach einem dreijährigen Theaterkurs im Schwager-Institut wurde sie Mitglied bei den Gäuer Spielleuten und stand seither bei zehn Produktionen auf der Bühne, zuletzt 2019 bei «Emma und die Titanic». Auch bei den Schlossspielen in Niedergösgen spielte sie bei zwei Produktionen mit; ebenso bei der Produktion «Kalk» im Säliwald unter der Regie von Regina Wurster.

In der Zürcher Gessnerallee besuchte sie Kurse bei Regina Wurster sowie in der «Commedia dell’Arte» Seminare bei Maria Becker. Auch bei den Vorstellungen vom «Landesstreik 1918» in Olten spielte sie unter der Regie von Liliana Heimberg mit. Hie und da kann man sie auch in einem Werbespot entdecken.

Katharina Menin / Anzeiger Thal Gäu Olten
Beim Einrichten der aktuellen Ausstellung half die ganze Familie Glanzmann.


Der Schritt ins Galeristen-Dasein
Es scheint ihr also nie langweilig zu sein im «Unruhestand». Was hat sie dazu gebracht, die Galerie 23 zu gründen? «Mein Mann und ich hatten immer viel Interesse an Bildern. Ich male selber seit meiner Kindheit, bis heute.» Im hinteren, nicht öffentlichen Bereich der Galerie stehen ein paar Werke von ihr – gemalt auf Leinwand, nicht auf Eier … Sie geht selber gerne an Vernissagen und besucht viele Galerien. Und so kam sie auf die Idee, eine eigene Galerie zu gründen. Ein mutiger Schritt? «Nein, ich bin nicht mutig, wohl einfach etwas naiv» lacht sie. Sie bereut den Schritt nicht. Sie liebt es, den Leuten zu zeigen, dass Bilder Freude machen. In dieser Zeit habe sie viel über Kunst und Künstler gelernt. Es macht ihr offensichtlich Spass, mit den Besuchern über Kunst zu reden. Und die Leute kommen gerne in die Galerie 23. Aktuelle

Ausstellung ist geschlossen
Leider musste auch sie coronabedingt die Türen vorübergehend schliessen. Die Vernissage der aktuellen Ausstellung von Tim Glanzmann konnte noch in reduziertem Rahmen durchgeführt werden. Zurzeit müssen sich Kunstliebhaber mit einem Blick durchs Schaufenster begnügen. Ob und bis wann die Werke von Glanzmann nach einer Wiedereröffnung von Nahem zu sehen sein werden, ist auch noch offen.

www.galerie23olten.com

Katharina Menin / Anzeiger Thal Gäu Olten
Ein Blick in die aktuell geschlossene Ausstellung.
Text & Bild: Edy Müller