Pferdegestützte Therapie in Laupersdorf / Anzeiger Thal Gäu Olten
it der Pferdegestützten Therapie erzielt Silvana Probst bei den Kindern auf spielerische Art Resultate.

Mit Pferd zu mehr Selbstvertrauen

Die Pferdegestützte Therapie in Laupersdorf hilft vielen Kindern und Jugendlichen

Die 29-jährige Silvana Probst bietet seit zwei Jahren mit «Lebensfreude Pferd» Pferdegestützte Therapie für Kinder und Jugendliche an. Die 4- bis 14-Jährigen haben teilweise Verhaltensstörungen wie Autismus oder ADHS, andere hingegen kommen aus dem Regelbereich und sind teilweise einfach nur schulmüde.

«Dem Pferd oder dem Pony kann man einfach nichts vormachen», sagt Silvana Probst, diplomierte Reitpädagogin sowie klinische Heil- und Sozialpädagogin. Das Pferd sei wie ein Spiegel, welcher Gefühlszustände und Charaktereigenschaften reflektiere. «Wenn man unsicher, unkonzentriert oder aufgeregt ist, folgt das Tier einfach nicht oder geht im schlimmsten Fall einfach davon.» Dafür folgt es dem Menschen durch den Parcours, wenn es sich sicher geführt fühlt. «Und um sicher zu führen, braucht es Selbstvertrauen, Ruhe, Bestimmtheit und Mut.» An diesen Grundsatz lehnt sich Probst bei ihren Pferdegestützten Therapien an.

Individuelle Bedürfnisse des Kindes
In ihren Stunden arbeitet das Kind in einem spielerischen, naturnahen Umfeld an den Eigenschaften, die es gerade braucht. In Absprache mit den Eltern oder auf Wunsch auch mit anderen Fachpersonen sucht Probst die beste Unterstützungsmöglichkeit für das Kind. «Jedes braucht etwas anderes. Manche lernen in meinen Stunden einfach runterzufahren, sich zu konzentrieren, oder andere lösen Mathe-Blockaden. Das Spektrum ist wirklich riesig.»

Wenn man sich eine solche Stunde konkret vorstellen möchte: In der sogenannten Freiarbeit muss es jedes Kind zum Beispiel schaffen, dass das Pferd ihm folgt. «Da lernen unsichere Kinder, sicher zu wirken. Oder Kinder mit ADHS, die keine Geduld haben, lernen im Jetzt zu sein und auf das Pferd einzugehen. Bevor den Kids dies nicht gelingt, bewegt sich meine Stute nicht», sagt Silvana Probst lachend.

Da muss sie auch immer wieder an die vielen kleinen Highlights denken, die sie in ihren Stunden erlebt. Wie der genervte Junge, der zuerst keine Lust auf das Pferd hatte und der bei der Rückkehr vom Spazierritt im Wald mit dem Pferd entspannt sagt: «Das war jetzt mega schön.» Oder das unsichere Mädchen, das es nach einigen Stunden schliesslich schafft, das Pferd durch den Parcours zu leiten. Und stolz sagt: «Jetzt war ich richtig mutig.»

Nachfrage gestiegen
Noch heute ist sie immer wieder von der grossen Wirkung beeindruckt, welche die Tiere auf die Menschen haben. «Ich geniesse die Zeit mit den Tieren auch immer. Wenn ich aber selber schlecht gelaunt bin, kann ich auch nicht aufs Pferd, sondern gehe mit ihm einfach laufen. Das geht super, denn das Pferd nimmt dich wie du bist und holt dich ins Hier und Jetzt.» Probst, die auf dem Hof in Laupersdorf aufgewachsen ist, reitet seit ihrem zehnten Lebensjahr. Ihre Stute «Brava» und ihre Ponys «Blacky» und «Gaddur» sowie ihre Hündin «Holly» betrachtet sie als Teammitglieder, von denen sie auch immer wieder etwas lernt. Neben der grossen Erfahrung mit den Tieren hat Probst auch mehrjährige Erfahrung mit Kindern. Unter anderem arbeitete sie in einer Institution mit schwer und mehrfach behinderten Kindern sowie in einem Durchgangsheim für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen.

Pferdegestützte Therapie in Laupersdorf / Anzeiger Thal Gäu Olten
Reitpädagogin Silvana Probst mit ihrem Team (von links): Pony Blacky, Stute Brava und Pony Gaddur.


Heute arbeitet Silvana Probst hauptberuflich in einem Kooperativen Kindergarten und geht der Pferdegestützten Therapie an vier Halbtagen in der Woche nach. In der Regel nimmt sie pro Stunde nur ein Kind. In letzter Zeit, wie sie erzählt, sei die Nachfrage aber stark gestiegen, so dass je nach Fall auch zwei Kinder zusammen die Stunde besuchen. An den sporadischen Erlebnisnachmittagen hingegen, die allen Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren offen stehen, ist die Maximalzahl bei vier Teilnehmern.

Auch Kinder aus Regelschule
Überraschend für sie: Nicht nur Kinder mit speziellen Bedürfnissen, sondern auch Kinder aus der Regelschule würden den Weg zu ihr finden. «Heute sind die Schulklassen relativ gross und auch der Lernplan wird immer strenger. Der Druck steigt und wenn es dann mit der Leistung hapert, dann kann sich das teilweise schnell auf das Selbstwertgefühl auswirken.» Blockaden können entstehen und sich negativ auf die Schulleistungen auswirken. Ein Teufelskreis.

«Bei mir und meinen Tieren lernen die Kinder auch, dass es okay ist, nicht überall immer top zu sein.» Dieser Selbstvertrauen-Kick hilft den meisten, in der Schule wieder an Boden zu gewinnen oder zumindest besser mit schlechten Schulleistungen umzugehen.

www.lebensfreude-pferd.ch

Text: DON & Bilder: ZVG