Die OeBB-Verantwortlichen blicken zurück und strategisch schon nach vorn.

Kluge Strategie ist gefragt

OeBB: Baurekord, Jahresverlust und strategische Weiterentwicklung

Zur Sicherung und zum Ausbau der Wirtschaftlichkeit der OeBB sollen künftig drei Bereiche wesentlich beitragen: ÖV-Weiterentwicklung in der Region Thal, Instandhaltung Rollmaterial für Dritte und mit Dritten und die Übernahme von Geschäftsführungen für Dritte. Dies ging aus der GV von vergangener Woche hervor.

Auch heuer fand die Generalversammlung der Oensingen-Balsthal-Bahn AG (OeBB) im kleinen Kreis und mit schriftlicher Stimmabgabe der Aktionärinnen und Aktionäre statt. So konnte VR-Präsident Thomas Fluri in Balsthal nebst Geschäftsführer Markus Schindelholz und der Leiterin Finanzen Barbara Riser, welche ebenfalls die Protokollierung vornahm, die zwei Vertreter des Hauptaktionärs der Einwohnergemeinde Balsthal, Freddy Kreuchi und Max Bühler, begrüssen. Sämtlichen Anträgen des Verwaltungsrats wurde mit Mehrheiten zwischen 95 und 100 Prozent zugestimmt.

Das Geschäftsjahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein spezielles, nicht nur wegen dem Coronavirus-Ausbruch: 3,795 Mio. Franken – so viel wie noch nie in der 122-jährigen Geschichte der Bahn – wurden in die Erneuerung von Schienen, Schwellen, Weichen, Bahnübergängen und Fahrleitungen investiert. Damit ist bis auf ein kurzes Stück das gesamte Hauptgleis und die komplette Fahrleitungsanlage zwischen Oensingen und Balsthal in den letzten acht Jahren unfallfrei und termingerecht erneuert worden.

Ein Minus im Personenverkehr
Im Güterverkehr war mit über 488 000 bewegten Bruttotonnenkilometern ein erfreuliches Plus von 26,7 Prozent zu verzeichnen, im Personenverkehr musste ein Rückgang der Anzahl Fahrgäste um 21,1 Prozent aufgrund der Corona-Massnahmen in Kauf genommen werden. Während der Event- und Charterverkehr praktisch zum Erliegen kam, nahmen die Erträge durch erbrachte Dienstleistungen für Dritte leicht zu. Am Ende resultierte ein Minus von 541 421 Franken, wobei die Sonderabschreibung des heute defekten, 2008 von der SBB übernommenen Pendelzuges mit 283 000 Franken den grössten Anteil hat. Ein zweiter grosser Negativposten waren die ungedeckten Folgekosten von über 140 000 Franken nach der misslungenen Sanierung der Schlaglöcher strassenseitig beim Bahnübergang Thalbrücke Anfang August.

Der grösste Teil der Infrastruktur-Erneuerung konnte 2020 abgeschlossen werden. In den nächsten beiden Jahren folgen noch eine neue Technikkabine, der Ersatz des Stellwerks und der Neubau eines behindertengerechten Perrons in der Klus sowie die Ausrüstung aller Bahnhöfe mit optischer Fahrgastinformation in Echtzeit.

OeBB / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Verantwortlichen der OeBB machen ihre Bahn in mancherlei Hinsicht fit für eine erfolgreiche Zukunft.

Drei primäre Entwicklungspfeiler
Im Rahmen der Strategieüberprüfung 2020 hat der Verwaltungsrat erfreut festgestellt, dass die OeBB ein Entwicklungspotential in drei Bereichen aufweist: Erstens wird sich die OeBB proaktiv an der Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs in der Region Thal einbringen. Zweitens soll die Instandhaltung von Eisenbahnfahrzeugen für Dritte und in der Zusammenarbeit mit Dritten professionalisiert und ausgebaut werden. Und drittens macht es aufgrund der kritischen Grösse der OeBB Sinn, auf einen Wachstumskurs mit Fokus auf bahntechnisches Engineering und Dienstleistungen für Dritte zu setzen. So konnte etwa kürzlich die Geschäftsstelle für den Verein «Pro Bahn Schweiz» übernommen werden.

Die OeBB ist stolze Besitzerin verschiedener historischer Fahrzeuge und Bahnutensilien. Um diese Fahrzeuge und Objekte zu unterhalten und der Öffentlichkeit als Kulturgut zu präsentieren und einzusetzen, braucht es viel Freiwilligenarbeit und Spendengelder. Dies war bisher lose organisiert und soll nun in einen eigenen Verein überführt werden.

Text: MGT & Bilder: ZVG