Mit spitzer Feder

Nora Bader

Es klang vielversprechend: Homeoffice. Nachdem ich während des ersten Lockdowns immer draussen an vorderster Front mit der Kamera im Einsatz war, konnte ich es kaum erwarten, im neuen Job in den Genuss dieser bundesrätlich verordneten Pflicht zu kommen. Das war im November. Ich sass auf einem krummen Gartenstuhl am Küchentisch vor meinem winzigen Laptop. Diverse Verlängerungskabel sorgten für Stromanschluss. In den Mittagspausen ging ich spazieren, kochte mit meinem Liebsten und gleichzeitig neuen Bürogspänli.

Viele meiner Kollegen hatten bereits Anfang Jahr diese Phase 1 des Homeoffice hinter sich gelassen: Sie begannen, sich zu beschweren über die zusätzlich gewonnenen Kilos am Bauch und ihre fehlende Motivation, schon nur eine Trainerhose zur Online-Sitzung anziehen zu müssen. Die verschwimmenden Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit wurden zur Belastungsprobe. Und diejenigen mit Kleinkindern begannen allmählich, gestaffelt ihre Arbeitstage im Büro zu verbringen. Derweil freute ich mich zuhause über den neuen Bürostuhl, den ich zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte und zügelte aus der Redaktion einen grösseren Bildschirm ab.

Während mein Homeoffice nach einem halben Jahr langsam für alle arbeitstechnischen Eventualitäten gewappnet ist, neigt sich diese Zeit vermutlich wie die Phase 1 bei mir bald dem Ende zu. Und auch wenn mein Partner und ich mittlerweile meist nicht mehr ganztags im selben Raum arbeiten, weil ich zu laut telefoniere oder er zu heftig in die Tasten haut, werde ich genau das vermissen.