AUFERSTEHUNG DURCH EIN REQUIEM

Nach langem, unterdrücktem Schweigen der Chöre erklang am Bettag in der Klosterkirche St. Urban LU ein hoher Trostgesang. Die Chöre, Konzertchor Oberaargau und Singkreis Wasseramt, beide unter der Leitung des Sängers und Chordirigenten MARKUS OBERHOLZER, öffneten Musikhallen (Kirchen) mit dem Brahms Requiem.

Teil I: Der zarte Anbeginn des «SELIG SIND» weckte uns „Schlummrigen“ auf; führte uns durch Seligpreisungen, Psalmen, Hebräer, Johannes Schriften. «Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten» (Psalm 126,5-6),versöhnen zwar mit dem Tod, doch die ständigen Tonwiederholungen der Bässe, das Schweigen der Geigen, das dunkle Kolorit des Ganzen bedeuten, dass die angeführten Verheissungen den Schmerz noch wenig lindern können. Doch einige milde Harfenakkorde erinnern an den Trost des Lebens im Jenseits.

Teil II: Die Verwandlung von Fleisch und Gras soll uns nicht kümmern, des Ackermann’s Geduld bringt Regen! Der Tonartwechsel zu «Aber des Herren Wort bleibet.» hier von den Bässen gesungen, hätte verständlicher gesprochen sein dürfen, um uns in Jauchzen und Freude zu geleiten.

Teil III: Die singende Bitte in klarer Sprache des Bariton THOMAS GROPPER fliesste in die Chorherzen, sie wiederholten das Gebet in berührendem piano bis flehend zu «Meine Tage sind…und mein Leben ist wie nichts vor dir». Ergreifend klang die Umkehrung des d-moll auf » wie».

Teil IV: «Wie lieblich sind deine Wohnungen»…, dieser beliebte Trostpsalm wurde Lobgesang, drängte nach Erfüllung.

Teil V: Brahms wurde hierzu durch einen alten deutschen Brauch angeregt. Bei Begräbnissen trat ein Chorknabe neben das Grab und sang im Sinne des Verstorbenen ein geistliches Lied. Frau CARMELA KONRAD’s Sopran strahlte durch die Traurigkeit geradewegs in die sich freuenden Herzen mit zauberhafter Musikfülle; wie eine tröstende Mutter. Eine KLEINE Zeit ist Müh› und Arbeit, dadurch ein GROSSER Trost gefunden.

Teil VI: Das «sotto voce» der Hebr. Schrift kam wie unterwegs zu Ahnungen: Geheimnisumwitternd? Ja, der Bariton lüftet es: die Verwandlung. Nach der Prophezeiung des tröstlichen Geheimnisses, bekennt die Menge: «Wir werden alle verwandelt», es war am Sonntag in stiller Ehrfurcht gesungen. Die Fuge über: «Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft», krönte, besonders zum Schluss hin, die apokalyptische Szene.

Teil VII: Die Soprane sangen feierlich diesen Offenbarungstext an, entlehnt dem Teil I. Hier jedoch herrscht ganz der «Friede, welcher höher ist denn alle Vernunft». Edel geschmeidig sangen die Tenöre das absteigende piano: «die in dem Herrn sterben selig sind», Takt 150. Der sanfte Ausklang des Teil I dient auch als Schluss des Ganzen.

Des Öfteren leiser hätte es im Orchester klingen dürfen, mit mehr Textverarbeitung, die Brahms doch als wesentlicher Teil gepflügt hatte.

Johannes Brahms, 7. Mai 1833 – 3. April 1897, gab mit dem Deutschen Requiem den Protestanten in Stunden der Trauer den Trost der Musik.

Markus Oberholzer trug über Jahre, anspruchsvolle Werke, Fauré, Verdi-Requiem und mehr, hinaus aufs Land. Diese Zuwendung an alle ist wunderbare Bereicherung für alle. Diese Werke «auf die Beine zu stellen», erforderte Beharrlichkeit vom Chor und dessen Dirigenten. Dankend verneigen wir uns.

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Text: Romy Rudolf von Rohr & Bild: ZVG