«Ein respektvoller Umgang mit Verstorbenen und eine einfühlsame Begleitung von Angehörigen» lautete die Maxime für Bestatterin Wilma Lauber in Oensingen während ihrer 15-jährigen Tätigkeit. Nun hat sie ihr Geschäft übergeben, ändern dürfte sich allerdings wenig: Ihre Nachfolgerinnen Karin und Natascha Mathys aus Rohrbach werden im selben Stil fortfahren, und Lauber steht ihnen als Mitarbeiterin weiterhin zur Seite.
Es ist ein Geschäftszweig, über den die wenigsten gerne sprechen. Der Tod wird in der Gesellschaft oft ausgeklammert, die Hinterbliebenen sind beim Hinschied eines Angehörigen nicht selten überfordert und hilflos, vor allem auch, wenn es um die Wünsche des beziehungsweise der Verstorbenen geht. «Man muss den Tod wieder sichtbarer machen», sagt Wilma Lauber. «Und wichtig ist, dass man als Bestatterin nicht nur die Verstorbenen begleitet. Auch die Familie braucht Beratung und Unterstützung».
Was Lauber unter der Bezeichnung «Ganzheitliche Bestatterin» aufgebaut hat, das wird nun von Karin Mathys- Flückiger und Tochter Natascha weitergeführt. Mit dem gleichen Namen, mit dem gleichen Geschäftslokal an der Hauptstrasse 42 in Oensingen, und vor allem mit derselben Philosophie. Seit Anfang Mai arbeiten die drei Frauen in einem fliessenden Übergabeprozess miteinander – wobei kein Zweifel daran besteht, dass die 45-jährige und ihre 23-jährige Tochter nicht im selben Stil weitermachen.
Zahlreiche Gemeinsamkeiten
Dass die drei Bestatterinnen so gut harmonieren hängt auch mit ihrer beruflichen Vergangenheit und ähnlichen Erfahrungen zusammen. Wilma Lauber arbeitete zunächst in der Spitex, absolvierte später die Ausbildung zur Kranken- und Sterbebegleiterin. Und dann gab es das Schlüsselerlebnis in der Wohnung einer Verstorbenen: «Was ich ihr als Pflegende mit dem Sohn angezogen hatte, das wurde vom Bestatter ungefragt durch das Leichenhemd ausgewechselt», beschreibt sie die Episode. Und so fasste sie den Beschluss, selber als Bestatterin tätig zu werden.
Karin Mathys wiederum kam als Floristin schon als 16-Jährige mit dem Tod in Kontakt, wenn sie Blumenschmuck in die Aufbahrungshalle zu bringen hatte. Später arbeitete sie unter anderem in der Spitex und in der Pflege eines Altersheims, wo ebenfalls ein Vorkommnis ihren Berufsweg beeinflusste. Eine Sterbende hätte aus dem Doppelzimmer in ein Badezimmer verlegt werden sollen, was sie überhaupt nicht verstehen konnte. Sie liess sich in Sterbebegleitung aus- und weiterbilden und lernte so in einem Kurs Wilma Lauber kennen. «Ich habe bei ihr den Lehrgang als Bestatterin gemacht», sagt Mathys, die 2019 ihr eigenes Geschäft in Rohrbach eröffnete.
Den traditionellsten Weg zur Bestatterin ging Natascha Mathys: Sie lernte zuerst Schreinerin, liess sich zur Pflegehelferin ausbilden und fährt nun mit den Lehrgängen für Sterbebegleitung und als Trauerrednerin fort. Damit die neuen Geschäftsinhaberinnen das bisherige Angebot auch künftig gleich umfassend mit Kranken-, Sterbe- und Trauerbegleitung, mit Trauerreden und auch der Organisation von konfessionslosen Abschiedsfeiern aufrechterhalten können.
Den Hinterbliebenen Zeit lassen
Fragt man die drei nach den Besonderheiten der ganzheitlichen Bestatterinnen, so drehen sich die Aussagen immer wieder um die Zeit und um die Hinterbliebenen. «Ganz wichtig ist, dass man als Bestatterin nicht nur die Verstorbenen begleitet, die Familie braucht Beratung und Unterstützung. Und nicht erst mit dem Eintreten des Todes, sondern schon vorher», erklärt Lauber. «Wir erklären das übliche Vorgehen, wir halten Nachtwache, wir sind da für die Angehörigen.»
«Wir wollen den Angehörigen das Gefühl vermitteln, dass sie begleitet werden», ergänzt Karin Mathys. «Und wir legen grossen Wert darauf, dass sie miteinbezogen sind, wenn wir einen Leichnam holen, waschen, schminken und ankleiden. Wir wollen ihnen die Angst nehmen vor dem Umgang mit Verstorbenen. Das Begreifen hat ja auch mit dem Wort Greifen, also dem Berühren zu tun.»
Von Betroffenen am meisten geschätzt werde, dass man ihnen Zeit lasse, auch zum Überlegen, was der beziehungsweise die Verstorbene wollte. «Die ersten 48 Stunden hat man alle Zeit», betont Lauber. Bedauerlicherweise sei durch die Pandemie die Abschiedskultur sehr beeinträchtigt worden. «Es ist zu befürchten, dass der schnelle Abschied am Grab bleibt, dass Beerdigungen im früheren Sinne weniger werden.»
Es brauche Zeit, Zeit auch zum Reden und zum Erinnern, wie Karin Mathys betont. «In einem Trauergespräch suchen wir die verbindenden Sachen. Angehörige sollen mit einem guten Gefühl wieder gehen.» Wozu Wilma Lauber anmerkt: «Ein Trauergespräch ist nur gut, wenn man einmal gelacht hat.»