Trotz garstigen Wetters trafen sich am vergangenen Wochenende am Tag der offenen Baustelle einige Interessierte zur Besichtigung der Baustelle an der Dünnern in Herbetswil.
Gegenüber dem ehemaligen Restaurant Wolfsschlucht, beim Autocenter, erläuterten Stefan Freiburghaus vom Amt für Umweltschutz und Heinz Gautschi als Projektleiter der Gemeinde Herbetswil das umfangreiche Projekt für Hochwasserschutz und Renaturierung anhand von Plänen und Grafiken. Die Gefahrenkarte für die Ortschaft Herbetswil weist auf mögliche Überschwemmungen bei einem hundertjährigen Hochwasser durch die Dünnern hin. Entsprechend wurden Massnahmen geplant: die Aufschüttung eines Dammes und die Verbreiterung des Bachbettes. Gleichzeitig nutzte man die Gelegenheit zur naturnahen Gestaltung des Bachlaufes.
Raubäume, Faschinen, Buhnen
Bei der Gestaltung der Bachsohle wurden Elemente eingebaut, um den Fischen, hier vor allem den Bachforellen, Rückzugsorte und Laichplätze zu schaffen. Natürliche Hindernisse wie ganze Bäume, Wurzelstöcke, Felsblöcke, Faschinen und Buhnen verringern die Fliessgeschwindigkeit des Wassers, und in Vertiefungen finden die Fische auch bei niedrigem Wasserstand ihren Lebensraum. Sogar ein kleiner Weiher ist entstanden. Gegen die Strasse hin baute man ein Drahtgeflecht ein, sollten einmal die Biber heimisch werden. Zwei kleine Brücken, die Schlittenbrücke und die Weidbrücke, mussten weichen, da der Durchlass zu gering war. Letztere wird durch eine Fussgängerbrücke ersetzt.
Offen für die Bevölkerung
Die Anlage wird mit einem kleinen Rundgang der Bevölkerung zugänglich gemacht. Vom bestehenden Parkplatz führt ein Pfad zwischen Bach und Thalstrasse westwärts. Am Ende entsteht ein Begegnungsplatz mit Feuerstellen, Sitzgelegenheiten und einem fünf Meter hohen Aussichtsturm, um den Besuchern einen Überblick auf die gesamte Anlage zu ermöglichen. Über Trittsteine kann man den Bach überqueren, dann geht es auf der Südseite zurück zum Ausgangspunkt. Der Parkplatz wird teilweise zurückgebaut und als Veloparkplatz umgestaltet. Bei Abschluss der Arbeiten, für kommenden Herbst, ist dann auch die Einweihung geplant.
Weitere Bauarbeiten
Bisher wurden die Bauarbeiten durch das trockene Wetter und entsprechend tiefen Wasserstand begünstigt. Gegen Westen bis zur Einmündung der Schmiedenmattstrasse werden die Stützmauern teilweise entfernt oder mit Blockwurf gesichert und das Bachbett verbreitert. Auch gegen Osten sind weitere bauliche Massnahmen vorgesehen, wie erwähnt: der Ersatz der Brücke durch einen Steg. «Beim Bau achteten wir darauf, dass ausgehobenes Material wieder verwendet wurde. So mussten wir wenig Material zuführen, hauptsächlich Kalksteinbrocken», erklärte Stefan Freiburghaus.
Gemeinde wird nur gering belastet
Das gesamte Projekt soll rund vier Millionen Franken kosten, wobei dieser Betrag gemäss Bauleitung deutlich unterschritten wird. Finanziert werden die Bau- und Ingenieurarbeiten grösstenteils durch den Bund. Und die Standortgemeinde? «Wir haben uns vehement gegen eine Beitragsleistung gewehrt, waren aber durchaus bereit, am Projekt mitzuarbeiten », sagt Projektleiter Heinz Gautschi. Den Gemeindeanteil übernimmt der Alpiq Ökofonds, Herbetswil muss einzig für die Erstellung der Fussgängerbrücke beim Autocenter mit Kosten von 8000 Franken aufkommen.
Ausbau, wo es Sinn macht
Bereits sind einige Abschnitte der Dünnern ausgebaut und renaturiert, so in Welschenrohr, am Hammerrain und hier in Herbetswil. Weitere Etappen sollen zwar folgen, doch sei nicht überall ein Ausbau möglich, hält Stefan Freiburghaus fest. Er legt Wert auf die Feststellung, dass nur dort gebaut wird, wo es Sinn macht: «Wir müssen auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft und die örtlichen Begebenheiten Rücksicht nehmen. » Im Projekt Herbetswil hielt sich der Kulturlandverlust mit 70 Aren im Rahmen.