Man kann es nennen, wie man will: Barrierefrei, ergonomisch oder wie auch immer. Eine Küche, die auch im Alter nicht zur Last werden soll, muss frei von Barrieren, bedienungsfreundlich und pflegeleicht sein.
Die Zeiten sind vorbei, als sich die Köchin oder Koch im Haus in einer mit drei Wänden abgetrennten Küche und einer Schiebetüre von Angehörigen und Gästen abgeschottet haben. Die Küche ist Teil des Wohnens und auch der sozialen Kontakte. Zumindest in älteren Liegenschaften sind Küchen aber selten auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten. Deshalb muss bei einem Küchenumbau diesem Umstand entsprechend Rechnung getragen werden.
Ergonomie – was heisst das genau?
Unter Ergonomie – ein Begriff aus dem Griechischen (Ergon = Arbeit, Nomos = Gesetz, Regel) – versteht man die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen und nicht umgekehrt. Das gilt sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Küche. Dazu zählen die Arbeitsfläche, die Arbeitshöhe, die richtige Höhe bzw. der richtige Standort für Schränke und Geräte sowie generell kurze Wege. Das tönt alles recht einfach und vor allem logisch. Allerdings liegt in der Weisheit auch viel Individualität, und die hat ihren Preis. Deshalb kommt es vielfach zum (günstigeren) Kompromiss, was sich später dann als kurzsichtig erweist.
Genügend Spielraum zwischen Spüle und Kochfeld
Aber der Reihe nach: In der Küche braucht es genügend Stauraum, aber auch genug Platz zum Kochen und Backen. Eine Grundregel heisst: 80 bis 100 Zentimeter sollten zwischen Spülbecken und Kochfeld freigelassen werden. Das sind nicht zwei zufällig gewählte Arbeitsfelder, sondern die Praxis zeigt, dass zwischen dem Spülbecken und dem Kochfeld der wichtigste Bereich ist, wo am meisten gearbeitet wird. Ein Beispiel gefällig? Gemüse und Fleisch, das gewaschen und entsprechend aufbereitet wird, landet nach dem Schneidebrett neben dem Spülbecken in die Pfanne. Und es macht auch Sinn, wenn der gefüllte Spaghettitopf nicht zu weit durch die Küche getragen muss.
Die richtige (Arbeits-)Höhe
Ob Sie Ihre Körpergrösse früher oder später abgeschlossen haben, spielt keine Rolle – oder sollte zumindest keine spielen. Mit 1,85 Meter erscheint die durchschnittliche Arbeitshöhe in der Küche von 90 bis 94 Zentimeter etwas zu tief; für Jene, die ihr Wachstum schon mit 1,60 Meter abgeschlossen haben, eher zu hoch. Die richtige Arbeitshöhe für die Küchenarbeitsplatte bestimmt der Körper. Der Abstand von rund 15 Zentimetern zwischen angewinkeltem Arm und der Arbeitsplatte ist ein verlässlicher Richtwert.
Den Geräten «in die Augen» sehen
Wer dem Backofen oder Steamer und sogar dem Geschirrspüler quasi «in die Augen» sehen kann, muss sich für deren Bedienung nicht bücken. Aber auch hier gilt: Weil die Menschen unterschiedliche Körpergrössen haben, muss auch hier auf die ergonomisch ideale Höhe geachtet werden. Die Faustregel heisst: Die Oberkante des Gerätes sollte ungefähr auf Schulterhöhe sein. Und wenn wir schon beim Planen sind, so sollte der Geschirrschrank möglichst nahe sein beim Geschirrspüler. Macht Sinn, oder? Noch ein Wort zur Kochfläche. An die Glaskeramikoberfläche haben wir uns schon lange gewöhnt, aber viele nicht an die grosse Hitze, die eine Glaskeramik auch nach dem Ausschalten noch verursacht. Bester Schutz vor Verbrennungen ist deshalb der Induktionsherd. Die Topferkennung sorgt ausserdem dafür, dass die Kochzone nur eingeschaltet wird, wenn ein Topf darauf steht.
Apropos Einbauschränke
Richtig: So viel Stauraum wie möglich, sagen alle, die Kochen als Hobby betrachten. Kletterpartien um Teller, Tassen oder Teigwaren zu ergreifen, sollte man unabhängig vom Alter meiden. Leider gibt es solche «Einbau»-Sünden nach wie vor. Oberschränke sollten möglichst tief angebracht werden, oder wenn das nicht möglich ist, sollten sie mit einer Absenkvorrichtung versehen werden. Ideal sind Unterschränke mit Vollauszügen; sie ersparen das Bücken und schaffen dafür sehr viel Übersicht, was sich alles in diesen Schränken verbirgt.